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Archäologie

Grundstein von Neuschwanstein entdeckt

Moderne Kriminaltechnik lüftet Geheimnis um Lage des Grundsteins im Königsschloss

Schloss Neuschwanstein
Vor 150 Jahren ließ Ludwig II. den Grundstein für Schloss Neuschwanstein legen. © Rudy Balasko/ iStock.com

Spannender Fund: Vor 150 Jahren wurde der Grundstein für das berühmte Märchenschloss Neuschwanstein gelegt – nun haben Forscher diesen Stein im Gemäuer wiederentdeckt. Das Geheimnis um die Lage des Grundsteins konnte dabei nur mithilfe moderner Kriminaltechnik gelüftet werden. Erst Spezialausrüstung des Landeskriminalamts machte es möglich, den verschollenen Stein mitsamt einer darin enthaltenen Metallkapsel zu verorten. Der genaue Inhalt dieser Kapsel bleibt vorerst allerdings unbekannt.

Spektakulär auf einem zerklüfteten Felsen hoch über der Pöllatschlucht thront eines der wohl berühmtesten Schlösser der Welt: Neuschwanstein. In diesem Jahr feiert der märchenhafte Königsbau ein rundes Jubiläum: Vor 150 Jahren – am 5. September 1869 – ließ Bauherr Ludwig II. den Grundstein für seinen Traum von einer Ritterburg legen. Der historischen Überlieferung zufolge enthält dieser erste Stein des Schlosses eine Metallkapsel mitsamt einem Bauplan, Porträts des Bauherrn sowie Geldmünzen.

Suche im Ritterbad

Doch wo sich der Grundstein genau befindet, blieb lange Zeit ein Geheimnis. Historiker konnten aufgrund alter Dokumente lediglich Vermutungen über seine Lage anstellen. Demnach sollen der Stein und seine Kapsel in eine Wand des sogenannten Ritterbades im Westteil des Palas gesetzt worden sein. Genau dort sind Experten nun tatsächlich auch fündig geworden – sie haben die exakte Lage des Grundsteins von Schloss Neuschwanstein entdeckt.

Der Weg zu diesem Sensationsfund war lang: Bereits vor zwei Jahren hatte der Leiter der Museumsabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung, Uwe Schatz, die Suche nach dem versteckten Stein initiiert. Mit der Unterstützung von Wissenschaftlern um Rainer Drewello von der Universität Bamberg wurden mithilfe eines 3D-Scanners zunächst Pläne der Innen- und Außenseite des Ritterbades erstellt.

Feierabendziegel im Ritterbad
Hinter einem der Ziegel rund um diesen „Feierabendziegel“ im Ritterbad liegt der Grundstein von Schloss Neuschwanstein. © Münchner Büro für Denkmalpflege Schmickl & Umminger

Hilfe von Kriminalexperten

Anschließend ging es darum, den Grundstein im Mauerwerk zu lokalisieren. „Zur genauen Verortung des Grundsteins kamen mit dem Georadar, einer Metalldetektion der Kapsel durch Elektromagnetik oder dem Durchröntgen der Mauer drei verschiedene Methoden in Frage“, berichtet Drewello. Das Problem jedoch: Die Forscher verfügten gar nicht über alle der dafür benötigten Instrumente. Aus diesem Grund holten sie sich ungewöhnliche Hilfe – beim Landeskriminalamt.

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Die normalerweise auf die Entschärfung von Spreng- und Brandvorrichtungen spezialisierten Experten rückten Anfang August mit ihrer modernen Ausrüstung auf dem alten Märchenschloss an. In einem ersten Schritt durchleuchteten sie die Mauer des Ritterbades mithilfe von Röntgenstrahlen – ein schwieriges Unterfangen, das nur mit Kletterteams möglich wurde.

Kapsel mit Geheimnissen

Anschließend kamen noch ein Metalldetektor und ein Minensuchgerät zum Einsatz, die schlussendlich die Lösung brachten. „Am Ende unserer Suche blieb eine Stelle hinter einem der Ziegel im Umfeld des sogenannten Feierabendziegels, der mit 1869 datiert ist, übrig“, berichtet Drewello. Das Team habe die Kapsel dort in einer Tiefe von etwa 30 Zentimetern oder einem bayerischen Fuß verortet.

Pünktlich zum 150. Jubiläum ist das Geheimnis um die Lage des Grundsteins damit nun gelüftet – doch entscheidende Fragen bleiben offen. Denn wie der Inhalt der Grundstein-Kapsel genau aussieht, ist nach wie vor unbekannt. „Aus Denkmalschutzgründen bleibt das Mauerwerk geschlossen und die Kapsel damit unberührt“, erklärt Drewello. „Wir hoffen nun darauf, dass die transportablen Durchleuchtungssysteme weiterentwickelt werden und es uns mit verbesserter Ausrüstung irgendwann möglich sein wird, auch dieses Geheimnis zu lüften.“

Quelle: Otto-Friedrich-Universität Bamberg

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