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Paläontologie

Großer Cousin des Beutelteufels entdeckt

Ausgestorbener Raubbeutler war größter Fleischfresser seiner Zeit

Der Raubbeutler Whollydooleya tomnpatrichorum wog rund 25 Kilogramm und war damit im späten Miozän der größte Fleischfresser in Australien. © Karen Black/ UNSW

Gefährlicher Räuber: Forscher haben in Australien das Fossil eines zuvor unbekannten räuberischen Beuteltiers entdeckt. Der Fleischfresser Whollydooleya tomnpatrichorum wog doppelt so viel wie der Tasmanische Teufel und konnte mit seinen kräftigen Zähnen wahrscheinlich sogar Beutetiere reißen, die größer waren als er selbst. Zu seiner Lebenszeit vor rund zehn Millionen Jahren war er wahrscheinlich der größte Fleischfresser Australiens.

Verglichen mit den Säugetieren haben die Beuteltiere Australiens nur wenige große Raubtiere hervorgebracht. Der rund eineinhalb Meter große Beutellöwe starb schon schon vor 50.000 Jahren aus und der kleinere Beutelwolf folgte Anfang des 20. Jahrhunderts. Heute vertritt heute nur noch der stämmige, rund zehn Kilogramm schwere Tasmanische Teufel die Riege der Fleischfresser unter den Beutlern.

„Sehr kräftige Zähne“

Jetzt jedoch bekommen die hypercarnivoren Beuteltiere Zuwachs: Mike Archer von der University of New South Wales in Sydney und seine Kollegen haben das Fossil eines zuvor unbekannten Raubbeutlers entdeckt. Sie entdeckten mehrere Backenzähne dieses urzeitlichen Fleischfressers in der New Riversleigh Formation, einer Fossillagerstätte aus dem späten Miozän und damit aus der Zeit vor 20 bis fünf Millionen Jahren.

Die Zahnform des Whollydooleya tomnpatrichorum getauften Fossils deuten darauf hin, dass es sich um einen fast reinen Fleischfresser handelte. „Dieser Raubbeutler besaß sehr kräftige Zähne, mit denen er selbst die größten Tiere seiner Zeit töten und zerteilen konnte“, berichtet Archer. Er schätzt das Körpergewicht des Tieres auf 20 bis 25 Kilogramm – damit war es doppelt so schwer wie der Tasmanische Teufel und fast so groß wie der Beutelwolf.

Ein Backenzahn des neuentdeckten Raubeutlers Whollydooleya tomnpatrichorum © Suzanne Hand/ UNSW

Zeuge eines dramatischen Umbruchs

Spannend ist der Fund dieses Raubbeutlers aus zwei Gründen: Zum einen zeigt er, dass es in Australien einst mehr größere Fleischfresser unter den Beuteltieren gab als lange angenommen. Zum anderen aber stammt Whollydooleya tomnpatrichorum aus einer Zeitperiode, über die bisher kaum etwas bekannt ist.

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„Das späte Miozän zwischen zwölf und fünf Millionen Jahren ist eine der mysteriösesten und am wenigsten verstandenen Epoden in der Vergangenheit Australiens“, sagt Archer. Zu dieser Zeit wurde das Klima auf dem fünften Kontinent trockener und die einst dichten, feuchten Wälder wichen trockenem Grasland. An den Abnutzungspuren an Zähne von Pflanzenfressern aus dieser Zeit ist zu erkennen, dass die Nahrung damals härter und holziger wurde.

„Obwohl Whollydooleya die Bewohner der austrocknenden Wälder bis vor rund fünf Millionen Jahren terrorisierte, waren auch seine Tage gezählt“, berichtet der Paläontologe. Denn der Raubbeutler überlebte den radikalen Umweltwechsel nicht. Er starb kurze Zeit später aus. „Der Klimawandel kann ein gnadenloser Vernichter selbst der furchteinflößendsten Tiere sein“, so Archer.

(University of New South Wales, 26.07.2016 – NPO)

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