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Archäologie

Grab des Königs Herodes entdeckt

Sarkophag und Mausoleum unter künstlichem Hügel verborgen

Künstlicher Hügel, in dem das Grab von Herodes gefunden wurde.k © Hebrew University of Jerusalem

König Herodes, bekannt aus der Bibel, war eine reale historische Person. Doch wo genau er begraben wurde, war bisher unbekannt. Jetzt haben Archäologen Reste seines Sarkophags und Mausoleums in Herodium entdeckt, einer Ausgrabungsstelle 15 Kilometer südlich von Jerusalem.

Herodes war von 37 bis 4 vor Christus von den Römern eingesetzter König von Judäa. In dieser Zeit wusch er sich nicht nur bei der Kreuzigung des Jesus von Nazareth die „Hände in Unschuld“, er ließ auch zahlreiche monumentale Bauten errichten, darunter eine Rekonstruktion des Tempels von Jerusalem, des Palasts von Masada und einen gewaltigen Palastkomplex am Rand der judäischen Wüste, das Herodium.

Ende einer 30 Jahre währenden Suche

Die Suche nach dem Grab des Herodes begann bereits vor mehr als 30 Jahren. Erste Hinweise auf die mögliche Lage des Grabs gaben die historischen Aufzeichnungen des Geschichtsschreibers Flavius Josephus, der sowohl den Palast von Herodium ausführlich beschrieb, als auch die Bestattungszeremonie des Herodes. Wo aber der Herrscher genau bestattet wurde, ließen seine Berichte im Dunkeln.

Schon in den 1970er Jahren faden erste Ausgrabungen auf dem ausgedehnten Gelände des Herodiums statt, doch erst Mitte 2006 konzentrierten sich ein Archäologenteam der Hebräischen Universität von Jerusalem unter Leitung von Professor Ehud Netzer auf einen Bereich am unteren Ende des an einem Hang gelegenen Palasts. Um an die Relikte des mutmaßlichen Mausoleums zu gelangen, mussten die Wissenschaftler zunächst einen darüber liegenden, großen Bautenkomplex aus byzantinischer Zeit, ausgraben und vorsichtig bergen.

Die Grabstätte umfasst zwei monumentale Gebäude und ein großes jüdisches Ritualbad, außerdem eine 350 Meter lange und 30 Meter breite „Beerdigungsstraße“. Trotz akribischer Suche konnte die Archäologen in den Ruinen dieser Bauten jedoch zunächst keine Spur eines Grabes oder Mausoleums von Herodes entdecken. Offenbar war das Ganze zwar zu diesem Zweck errichtet worden, aber der Herrscher muss sich gegen Ende seines Lebens unentschieden haben und woanders begraben worden sein. Aber wo?

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Grabfund in künstlichem Hügel

Die Antwort auf diese Frage lieferten jetzt neue Funde in einem künstlich aufgeschichteten kegelförmigen Hügel. Denn hier entdeckten die Forscher das lange gesuchte Mausoleum des Herodes. Noch während der Antike mutwillig zerstört, sind nur Reste seiner Ausstattung erhalten geblieben. Doch die Natur und Lage der Fundstücke, so erklärt Netzer, ließen keinen Zweifel daran, dass es sich hier um Herodes Grabmal handeln müsse.

Der Zugang zum Mausoleumshügel erfolgt über eine sechseinhalb Meter breite Monumentaltreppe. Vom Mausoleum erhalten geblieben sind unter anderem Teile des Sockels auf dem der Sarkophag stand. Dieses Podium besteht aus großen, weißen, verzierten Steinblöcken, die in dieser Größe und Art noch nirgendwo anders in Herodium gefunden wurden. Eine Gruppe verzierter Urnen fand sich verteilt in den Ruinen. Die mit einem dreieckigen Deckel versehenen Aschengefäße gelten als typisch für Gräber der nabatäischen Zeit.

Sarkophag mutwillig zerstört

Vom Sarkophag des Herodes, einem fast zweieinhalb Meter langen verzierten Steinsarg mit dreieckigem Deckel, sind einzelne Stücke erhalten geblieben. Darunter Bruchstücke von Rosetten aus rötlichem Kalkstein. Nach Ansicht der Archäologen geschah die Zerstörung des Grabmals mutwillig. Sie wurde auf die Zeit von 66 bis 72 nach Christus datiert, eine Ära, in der die anti-römischen Revolten durch jüdische Rebellen einen Höhepunkt erreichten. Für diese war, das geht aus historischen Aufzeichnungen hervor, Herodes als „Marionettenkönig“ ein Symbol der verhassten römischen Herrschaft.

Sarkophage dieser Größe und reichen Verzierung sind bisher nur wenige in Israel gefunden worden – und dies nur in Gräbern bedeutender Herrscher, wie beispielsweise dem Königsgrab der Salah-ed-Din-Straße in Jerusalem. Obwohl weder der jetzt entdeckte Sarkophag noch andere Gegenstände im Mausoleum irgendeine Inschrift tragen, schließen die Archäologen nicht aus, solche eindeutigeren Belege noch zu finden.

(Hebrew University of Jerusalem, 09.05.2007 – AHE)

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