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Ökologie

Goldrausch fördert Amazonas-Entwaldung

Steigender Goldpreis treibt arme Peruaner zur Goldwäsche in den Regenwald

Der steigende Goldpreis schadet dem peruanischen Amazonas-Regenwald: Angelockt durch hohe Gewinne treibt es immer mehr illegale Goldsucher in das peruanische Tiefland. Eine in „PLoS ONE“ veröffentlichte Studie belegt, dass sich hier die Entwaldung allein durch das Schürfen in den letzten Jahren bereits versechsfacht hat. Hinzu kommt, dass die Goldgewinnung mit primitiven Mitteln extrem viel Quecksilber freisetzt, wodurch weite Gebiete bereits verseucht sind.

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Die Goldgewinnung hat in Peru Tradition: Schon die Inkas suchten in den Flüssen und Regenwäldern des Tieflands nach dem gelben Edelmetall und fertigten daraus Schmuckstücke und Ritualobjekte. Besonders reichhaltig ist die Ausbeute der Goldwäscher traditionell in der Region Madre de Dios im Südosten des Landes. Hier stammt das Gold vor allem aus Sedimenten an Ufern und Schwemmflächen der Amazonas-Ausläufer. Seit einigen Jahren erlebt hier die Goldwäscherei eine Renaissance – mit fatalen Folgen für die Umwelt und insbesondere den Amazonas-Regenwald.

Schuld daran ist unter anderem der starke Anstieg der Goldpreise auf mehr als 1.400 Dollar die Unze, der für einen wahren Goldrausch sorgt. Welche Auswirkungen dies hat, vor allem im Hinblick auf die Rodung des Regenwalds, hat jetzt ein Forscherteam unter Leitung von Jennifer Swenson von der amerikanischen Duke Universität untersucht.

7.000 Hektar Waldverlust durch Goldwäscher

Die Wissenschaftler kombinierten erstmals die Auswertung von Satellitenbildern der Region mit Analysen der Goldpreise und des Quecksilberimports nach Peru und gewannen so nicht nur ein Bild der Goldwäsche-Aktivitäten, sondern auch der treibenden wirtschaftlichen Kräfte dahinter. Da das zur Goldwäsche gerodete Land eine andere spektrale Signatur in Satellitenaufnahmen aufweist, als Ackerland- oder Weideland, Straßen oder Siedlungen, konnten die Forscher genau zuordnen, welche Waldflächen in der Zeit von 2003 bis 2009 von Goldsuchern gerodet wurden.

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„Die Goldgewinnung ist inzwischen aus dem All deutlich sichtbar“, erklärt Swenson. „In den beiden Gebietet, die wir untersucht haben, Guacamayo und Colorado-Puquiri, sind in den drei Jahren von 2006 bis 2009 mehr als 2.000 Hektar Wald gerodet worden. Das sind Größenordnungen mehr als die Entwaldung, die in dieser Zeit durch menschliche Besiedlung stattfand.“ Im gesamten Untersuchungszeitraum von sechs Jahren verschwanden insgesamt rund 7.000 Hektar unberührter Tropenwald.

Goldrausch mobilisiert vor allem die Armen

Um an das Edelmetall zu kommen, sprengen die Goldwäscher Uferbänke oder holzen Auwälder ab, um die goldführenden Sedimente freizulegen. „Zusätzlich zu diesen beiden beiden großen Gebiete gibt es noch viele kleinere, sich ausdehnende Gebiete mit Abbauaktivitäten in Madre de Dios, die weitaus schwerer zu überwachen sind, sich aber ähnlich rapide entwickeln könnte wie die Stellen, die wir momentan per Satellitenaufnahmen verfolgt haben“, so Swenson.

Im Gegensatz zu vielen anderen Rodungsgebieten im Amazonas sind hier jedoch keine multinationalen Konzerne am Werk. Der neue Goldrausch treibt vor allem Arme aus den untersten Bevölkerungsschichten in die Wälder. „Es handelt sich hier um kleine Ausgräber, unabhängig von den großen Bergbau-Unternehmen“, erklärt die Forscherin. Diese einzelnen, illegalen Goldsucher nutzen oft einfachste Verfahren ohne moderne Technologie, ihr Wissen über die Umwelt- oder Gesundheitsfolgen der Goldgewinnung ist extrem begrenzt.

Zunehmende Quecksilberverseuchung weiter Gebiete

Als Folge trifft kaum einer dieser „Einzelkämpfer“ Vorkehrungen, um die Freisetzung von Quecksilber, das für das Herauslösen des Goldes aus dem Sediment genutzt wird, an Boden, Luft und Wasser zu kontrollieren. Viele der Goldwäscher leiden daher bereits an Nervenschäden, verursacht durch das giftige Schwermetall. Wasser und Boden in den Gold-Abbaugebieten sind großflächig verseucht, über Fische gelangt das Gift in die Nahrungskette. Das Quecksilber aus den Goldwäschereien kann sich über hunderte von Kilometern über Atmosphäre oder Flüsse ausbreiten und ist inzwischen die zweitgrößte Quelle von Quecksilberbelastung weltweit.

„Nahezu alles nach Peru importierte Quecksilber wird für den Kleinbergbau genutzt und die Importe sind seit 2003 exponentiell gestiegen, parallel zu den Goldpreisen“, erklärt Swenson. „Ausgehend von den heutigen Steigerungsraten prognostizieren wie, dass sich die Quecksilberimport bis Ende 2011 auf rund 500 Tonnen pro Jahr mehr als verdoppelt haben werden.“ Nach Ansicht der Forscherin könnte genau hier angesetzt werden, um die ungeregelte Verseuchung und Rodung des Regenwalds zu kontrollieren: Wenn die Quecksilberimporte limitiert werden, fehlt den Goldwäschern der Nachschub.

(Duke University, 21.04.2011 – NPO)

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