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Archäologie

Gold im Maisfeld

Archäologen mit spektakulärem Fund nahe der Heuneburg

Goldene Gewandspange © Siegfried Kurz

Die Heuneburg zwischen Ulm und Sigmaringen am Oberlauf der Donau ist eine der wichtigsten Siedlungen der Kelten in Deutschland. In der Nähe haben Forscher jetzt einen spektakulären Fund gemacht: Etwa zweieinhalb Kilometer von der Heuneburg entfernt, entdeckten sie auf einem Maisfeld ein frühkeltisches Grab aus dem 6. Jahrhundert mit Goldschmuck.

Darunter war nach Angaben der Wissenschaftler vom Tübinger Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie und des baden-württembergischen Landesamts für Denkmalpflege eine so genannte goldene Fibel. Dabei handelt es sich um das Bruchstück einer mit Goldfolie überzogenen Gewandspange aus Bronze. Die Fibel stammt aus der späten Hallstattzeit zwischen dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr.

Noch mehr Schmuck aus Gold und Bronze

Bei der näheren Untersuchung der Fundstelle spürten die Archäologen in der durch Ackerbau schon weitgehend zerstörten Grabanlage neben einer zweiten goldenen Fibel noch bronzenen Ringschmuck, mehrere kleinere Bronzegegenstände sowie Reste einer mehrteiligen Halskette auf. Die bedeutendsten Funde aus dem nur noch schlecht erhaltenen Grab sind aber zwei Anhänger aus Gold, deren Verzierung mit Filigranmustern auf eine etruskische Herkunft schließen lässt.

Die Forscher stießen bei ihren Grabungen auch auf letzte Überreste der Person, die in dem entdeckten Grab bestattet worden war. Den Beigaben zufolge gehen die Wissenschaftler davon aus, dass es sich dabei um eine Frau gehandelt hat, die wahrscheinlich in einem hölzernen Sarg beigesetzt wurde. Das Skelett war im sauren Boden nahezu vollständig vergangen. Anhand der erhaltenen Zahnschmelzkappen konnte jedoch die Position des Kopfes der Toten bestimmt werden. Rings um den Kopf herum wurden die Grabbeigaben gefunden, die Fibeln befanden sich im Bereich der Schultern.

Die Restaurierung der Fundstücke wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, weil sich an einigen Metallgegenständen noch Fell-, Leder- und Textilreste befinden, die zunächst untersucht werden sollen.

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Sozialer Aufstieg für Bauernfamilien

Das Forschungsprojekt ist Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Schwerpunktprogramms zur Erforschung früheisenzeitlicher Herrschaftszentren. Das Umfeld der Heuneburg im Landkreis Sigmaringen gilt als ein bedeutender und zentraler frühkeltischer Ort an der oberen Donau. Schon häufig wurden dort eindrucksvolle archäologische Entdeckungen gemacht. Der Fundort des Grabes ist seit langem als Grabhügelfriedhof aus der späten Hallstattzeit zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert v. Chr. bekannt. Mit Ausnahme des größten Hügels, der wohl aufgrund seiner Ausmaße von den Folgen des Ackerbaus verschont blieb, sind aber alle Tumuli weitgehend verebnet.

Der Friedhof ist – ebenso wie andere Grabhügelfriedhöfe im Bereich der Heuneburg – ein Beleg für den sozialen Aufstieg einzelner Bauernfamilien. In der damaligen Zeit verdeutlichten die führenden Familien ihren sozialen Rang durch prunkvolle Grabausstattungen. Auch die Art der Begräbnisse und die teilweise riesigen Grabhügel unterstrichen die jeweilige gesellschaftliche Position des Verstorbenen. So lassen die mit Goldblech überzogenen Bestandteile von Trachten und die goldenen Anhänger, die in dem neu entdeckten Grab gefunden wurden, erahnen, welcher Aufwand bisweilen bei solchen Bestattungen betrieben wurde.

(idw – Universität Tübingen, 25.11.2005 – DLO)

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