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Umwelt

Globale Wasserkrise trifft auch Deutschland

Über Importe könnte der Wassermangel vieler Regionen auch die deutsche Wirtschaft treffen

Sauberes Trinkwasser - in vielen Regionen der Welt bereits ein rares Gut. © freeimages

Obwohl es bei uns reichlich Wasser gibt, könnte der Wassermangel andernorts auch Deutschland empfindlich treffen. Denn viele wichtige Importgüter und Rohstoffe stammen aus Ländern und Regionen, in denen Wasser immer knapper wird´, wie eine Studie des WWF zeigt. Bleiben diese Importe aus, könnte dies im Extremfall Milliardenausfälle für deutsche Unternehmen nach sich ziehen, warnen die Experten.

Gemüse aus Spanien, Baumwolle und Kleidung aus Indien, Metalle aus Südafrika, Rosen aus Kenia, Phosphor aus China: Viele der bei uns verkauften oder weiterverarbeiteten Waren und Rohstoffe stammen aus Regionen, in denen Wasser eher knapp ist – und immer knapper wird. Im Zuge von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Verschmutzung der wertvollen Ressource könnte dies bedeuten, dass wichtige Importgüter künftig nicht mehr geliefert werden oder nur noch zu sehr viel höheren Preisen.

„Wasser wird lokal immer knapper und dieses Problem betrifft nicht mehr nur Entwicklungsländer und Wüstenregionen. Für die Wasserkrise verantwortlich und zugleich von ihr betroffen sind auch wichtige deutsche Wirtschaftssektoren, vom Lebensmittelhandel, über die Automobilindustrie bis zur Modebranche“, so Philipp Wagnitz von der Naturschutzorganisation WWF.

„Risiko besorgniserregend“

Wie stark die globale Wasserkrise Deutschland treffen könnte, haben er und seine Kollegen im Rahmen ihrer Studie untersucht. Sie wählten dabei exemplarisch vier Wirtschaftssektoren mit direktem Wasserrisiko (Landwirtschaft, Chemie-, Textil- u. Bekleidungsindustrie sowie Rohstoffindustrie) und zwei Sektoren mit indirekten Wasserrisiken (Finanzdienstleistungen und Einzelhandel) aus und analysierten sie.

Das Ergebnis: Deutschland hat bei vielen Waren ein besorgniserregendes, „importiertes Wasserrisiko“. So bezog die deutsche Wirtschaft aus dem wasserintensiven, südafrikanischen Bergbausektor allein im Jahr 2012 rund 5,5 Millionen Tonnen Rohstoffe, darunter Steinkohle, Metalle und Erze. Ihr Wert liegt bei knapp zwei Milliarden Euro. Doch im Herkunftsland sorgt vor allem die Wasserverschmutzung für Probleme. Ähnlich sieht es bei den Phosphorimporten aus China aus, die für die chemische Industrie wichtig sind.

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Beispiele für Länder und Warenströme nach Deutschland mit hohem Wasserrisiko © WWF

Wasser-Fußabdruck auch im Ausland

Durch den Import dieser und weiterer Güter fördert Deutschland damit indirekt in den Herkunftsländern den Wasserverbrauch und die Verschmutzung. So hinterlässt Deutschland durch den Import von Baumwolle und Textilien in Pakistan einen Wasser-Fußabdruck in Höhe von 5,46 Kubikkilometer jährlich. Das entspricht beinahe dem doppelten Volumen des Starnberger Sees. Und „Europas Gemüsegarten“ in Spanien droht sich durch teils illegale Bewässerung selbst auszutrocknen, wobei die Bundesrepublik von dort 2013 allein 180.000 Tonnen Tomaten im Wert von rund 250 Millionen Euro bezog.

„Von Reputationsschäden bis hin zu Standortschließungen, versteckte Wasserrisiken können im Extremfall Milliardenausfälle für deutsche Unternehmen nach sich ziehen“, erklärt Wagnitz. „Viele Unternehmen wissen jedoch nicht einmal, dass sie versteckten Wasserrisiken ausgesetzt sind. Erst wenn es zu Engpässen oder Problemen kommt, werden sie sich dessen bewusst.“

Lage verschlechtert sich – wenn nichts getan wird

Und eine wachsende Bevölkerung, steigender Konsum und der Klimawandel werden, so die Prognose, die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser weiter verschlechtern – und damit auch Auswirkungen auf von Deutschland benötigten Waren und Ressourcen haben. Eine wesentliche Ursache ist neben der Verschmutzung nicht nur die Verfügbarkeit und Nutzung von Wasser, sondern auch die unzureichende Verwaltung und Verteilung der Ressourcen.

Nach Meinung der WWF-Forscher müssen Unternehmen und Politik daher lokal angepasste Strategien für die globale Wasserkrise entwickeln. „Wasser ist nicht nur eine ökologische oder soziale Frage, sondern auch eine ökonomische. Simple Lösungen gibt es daher in diesem komplexen Gefüge leider meistens nicht“, so Wagnitz. Vielmehr müsse jede Region, jeder Fall gesondert analysiert werden. Danach gelte es, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Nur so könnten auch die betroffenen Unternehmen ihre ökonomischen und nicht zuletzt reputativen Risiken minimieren.

Die WWF-Studie zu Deutschlands Wasserrisiko (PDF)

(WWF, 28.08.2014 – NPO)

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