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Klima

Globale Erwärmung nur Spitze eines Eisbergs?

Aerosole könnten Klimafolgen des Treibhauseffekts „maskiert“ haben

Die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre ist seit Beginn der Industrialisierung um rund 35 Prozent angestiegen und wird weiter steigen bis zum Doppelten seines vorindustriellen Wertes – darüber herrscht unter Klimaforschern weitgehend Einigkeit. Jetzt hat ein Forscher des amerikanischen Brookhaven National Laboratory die Rolle der Aerosole bei diesem Prozess näher untersucht und postuliert, dass dieser bisherige Anstieg nur die Spitze eines Eisbergs sein könnte.

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Wie Atmosphärenforscher Stephen Schwarz argumentiert, resultiert ein Großteil der Unsicherheit über die klimatischen Auswirkungen des CO2 aus Unsicherheiten über den Einfluss und die Rolle atmosphärischer Aerosole, winziger Schwebteilchen in der Luft. Die Aerosole streuen und absorbieren Licht und verändern die Eigenschaften von Wolken, indem sie sie heller und stärker reflektierend für das einfallende Sonnenlicht machen.

“Weil diese Aerosole wie CO2 durch industrielle Prozesse wie die Verbrennung von fossilen Brennstoffen in die Atmosphäre gelangen, haben sie einen Einfluss auf das Klima schon genauso lange wie auch der Anstieg des Kohlendioxid dauert und könnten daher sehr wohl einen Großteil der Auswirkungen dieses Klimagases maskiert haben“, erklärt Schwartz. Er betont allerdings, dass die Einflüsse der Aerosole bei weitem nicht so gut untersucht und verstanden sind wie die der Treibhausgase.

Auswirkungen nur maskiert?

Schwartz argumentiert, dass die Unsicherheit über diese Wechselwirkungen jeden Rückschluss über zukünftige Klimaentwicklungen einschränkt. Die globale Erwärmung von rund 0,5 Grad Celsius, die seit 1900 eingetreten ist, deutet nach Ansicht des Forschers daraufhin, dass die Auswirkungen einer Verdopplung des CO2-Gehalts ohne den Einfluss von Aerosolen eher gering sein würden – ein Anstieg von 0,9 Grad Celsius.

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Gehe man aber davon aus, dass schon der bisherige Anstieg durch die Aerosole maskiert und damit verlangsamt worden sei, bedeute dies, dass die 0,5 Grad Celsius nur ein Teil des eigentlichen Treibhauseffekts ist, gewissermaßen die Spitze eines Eisbergs. Der tatsächliche Effekt einer Verdopplung des CO2-Gehalts könne daher, so der Forscher, mehr als zwei bis dreimal so groß sein.

„Die Kenntnis über die Klimareaktion der Erde ist zentral für die Entscheidungsfindung in Bezug auf zukünftige Kohlendioxidemissionen und für die Entwicklung von Strategien in einer Treibhauserwärmten Erde“, erklärt Schwartz. Zurzeit allerdings ist es nahezu unmöglich, genauere Schätzungen der Klimasensibilität der Erde abzugeben, da der Anteil und Einfluss der Aerosole nicht bekannt sind.

„Um den Unsicherheitsfaktor zu senken, müsse die Unsicherheiten über den Aerosoleinfluss auf das Klima um mindestens das Dreifache reduziert werden“, so der Wissenschaftler. Er sieht in diesem Punkt die zentrale Aufgabe und Herausforderung für die gegenwärtige Klima- und Atmosphärenforschung.

(Brookhaven National Laboratory, 03.11.2004 – NPO)

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