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GeoUnion

Gespür für Eis und Klima

Communicator-Preis 2007 geht an Bremerhavener Polarforscher

Eisforschung macht Spaß - Prof. Dr. Heinrich Miller, Leiter der Arbeitsgruppe "Glaziologie" am Alfred-Wegener-Institut. © AWI

Die Arbeitsgruppe Glaziologie am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) erhält in diesem Jahr den „Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“. Die 15 Polar- und Meeresforscher um den Geophysiker Professor Heinz Miller werden damit für die herausragende öffentliche Vermittlung ihrer Forschungsarbeiten zur Klimaentwicklung ausgezeichnet.

Mit den Bremerhavener Glaziologen erhält ein Forscherteam den Communicator-Preis, das bereits seit zwei Jahrzehnten im ewigen Eis Antworten auf die inzwischen wohl dringendste globale Menschheitsfrage sucht – die nach der Entwicklung und Veränderung des Klimas. In zahlreichen nationalen und internationalen Expeditionen unternehmen die 15 Geophysiker, Geologen, Geografen und Meteorologen der Arbeitsgruppe Tiefenbohrungen im arktischen und antarktischen Eis.

Eisige Forschung für die Zukunft

Aus den Eiskernen gewinnen sie grundlegende Erkenntnisse zur Rekonstruktion des Erdklimas in den vergangenen Jahrtausenden. Im Rahmen des europäischen Gemeinschaftsprojekts EPICA erbohrten die Bremerhavener Glaziologen dabei 2003 auf dem antarktischen Plateau den bislang ältesten Eiskern – Schätzungen gehen von etwa 900.000 Jahren aus. Aus der darin eingeschlossenen Luft konnten sie die bisher umfangreichsten Daten über die Existenz und die Veränderungen der beiden wichtigsten Treibhausgase Kohlendioxid und Methan gewinnen.

Auch an Tiefbohrprojekten in Grönland, am Deutschen Klimaforschungsprogramm und am Programm „Klima in historischer Zeit“, das auf die Rekonstruktion des Klimas der vergangenen 1.000 Jahre abzielt, sind die Forscher beteiligt. Zu der immer dringenderen Frage nach der künftigen Klimaentwicklung leistet die Arbeitsgruppe ebenfalls einen gewichtigen Beitrag: Hier entwickelte sie in den vergangenen Jahren zahlreiche Modellstudien und Szenarien, die sich vor allem mit dem Abschmelzen der polaren Eiskörper und den möglichen Folgen für die Meeresspiegelschwankungen befassten.

Vermittlung über die Medien

Gespür für Eis - der Glaziologe Dr. Hubertus Fischer vom Alfred-Wegener-Institut untersucht einen Eiskern. © AWI

All diese und andere Forschungsarbeiten und -ergebnisse wurden von den Bremerhavener Wissenschaftlern von Beginn an mit großem Engagement und Einfallsreichtum einem breiten Publikum nahe gebracht, so die Begründung der Jury. In zahlreichen eigenen Beiträgen in Zeitschriften und Büchern sowie in Ausstellungen und Vorträgen in Schulen, Hochschulen und öffentlichen Bildungseinrichtungen verbanden die Glaziologen geschickt Wissenschaft mit dem Reiz des ewigen Eises. Früh luden die Forscher auch Journalisten ein, sich vor Ort einen direkten Eindruck von der Arbeit im Eislabor oder auf den Expeditionsschiffen in die Polarregionen zu verschaffen. Die daraus entstandenen Beiträge in Presse, Rundfunk und Fernsehen machten die Klimaforschung im Eis einem großen Publikum bekannt.

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Das Internet haben die Polar- und Meeresforscher ebenso früh für die Verbreitung ihrer Arbeiten entdeckt und genutzt wie DVD und andere neue Medien – und mit visuell reizvollen und technisch aufwändigen Videoinstallationen reicht ihre Vermittlungsarbeit sogar in den künstlerischen Bereich hinein. Für Wirtschaft und Politik, aber auch für den interessierten Bürger sind die Glaziologen schließlich seit Jahren gefragte Gesprächs- und Auskunftspartner zu allen Fragen der Klimaentwicklung.

Vorbildliches Teamwork

Sowohl die Forschungsarbeiten als auch deren Vermittlung in die Öffentlichkeit wurden von den Bremerhavener Forschern von Beginn an als Team erbracht. Wesentlichen Anteil daran hat der Geophysiker und stellvertretende Direktor des Alfred-Wegener-Instituts, Professor Heinz Miller. „Ich freue mich sehr darüber, dass uns dieser Preis als Gruppe verliehen wird. Damit wird auch die über die Jahre gewachsene gute Zusammenarbeit der Mitarbeiter gewürdigt“, so Miller. Die von ihm und seinen Kollegen betriebene Arbeitsteilung bewertete nun auch die Jury des Communicator-Preises als beispielhaft und zeichnete deshalb in diesem Jahr erstmals keinen einzelnen Wissenschaftler, sondern ein Forscherteam aus. „Gerade weil unsere Gesellschaft nun vor einschneidenden Entscheidungen steht, müssen wir als Wissenschaftler die Öffentlichkeit verständlich und sachgerecht informieren“, erläutert Professor Dr. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft.

Darüber hinaus würdigte die Jury vor allem die sachliche und differenzierte Art, mit der die Arbeitsgruppe ihre Forschungsergebnisse kommuniziert. Dies gründet nach Meinung der Jury gleichermaßen auf dem hohen wissenschaftlichen Standard der Gruppe und auf ihrer langjährigen Erfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit. „Mit unserer Liebe für das Eis stecken wir die Öffentlichkeit gern an. Der Preis gibt uns Anerkennung und Motivation für die Zukunft“, erklärt dazu Dr. Johannes Freitag. Verliehen wird der Communicator-Preis 2007 am 14. Juni in Essen auf Zeche Zollverein im Rahmen des diesjährigen Wissenschaftssommers.

(Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und Stifterverband; Alfred-Wegener-Institut, 24.04.2007 – AHE)

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