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Genetik

Gene spiegeln Sexverhalten der spanischen Eroberer

Y-Chromosom verrät Paarung von spanischen Männer mit einheimischen Frauen

Ein Spanier mit einer einheimischen Frau - typisch nach der spanischen Eroberung Mittelamerikas. © historisch

Typisch Eroberer: Das Sexverhalten der spanischen Konquistadoren spiegelt sich bis heute in der Genzusammensetzung der Menschen in Panama wider. Denn nach der Eroberung Mittelamerikas nahmen sich viele spanische Siedler und Soldaten einheimische Frauen. Als Folge tragen bis heute rund 60 Prozent der Männer in Panama Y-Chromosomen europäischen Ursprungs in sich, ihre von der mütterlichen Seite geerbte DNA stammt dagegen größtenteils von Indiofrauen.

Als die spanischen Eroberer Mittelamerika erreichten, hatte dies für die einheimischen Indianervölker dramatische Folgen. Viele starben an eingeschleppten Krankheitserregern, andere wurden von den Konquistadoren umgebracht oder fielen der Zerstörung der Gesellschaften zum Opfer. Sogar die Umwelt litt unter der Gier der Eroberer nach Gold und anderen Edelmetallen.

Dass damals viele spanische Kolonisten es zudem vorzogen, sich einheimische Geliebte zu nehmen oder aber Indiofrauen auf ihren Kriegszügen schlicht vergewaltigten, ist ebenfalls schon länger bekannt. Wie deutlich sich dieses Verhalten der Spanier am Erbgut der heutigen Bewohner Lateinamerikas ablesen lässt, zeigt jetzt eine Genstudie.

Spanische Väter, Indio-Mütter

Antonio Torroni von der Universität Pavia und seine Kollegen haben dafür das Erbgut von 408 Männern aus verschiedenen Gebieten Panamas analysiert. Sie verglichen die DNA-Sequenzen der Y-Chromosomen und die der mitochondrialen DNA mit denen anderer Volksgruppen. Der Grund: Das Y-Chromosom wird nur von Vätern an ihre Söhne weitergegeben und spiegelt damit die rein männliche Linie des Stammbaums wider, die mitochondriale DNA dagegen entspricht der weiblichen Linie.

Genanteile am Y-Chromosom in verschiedenen Regionen Panamas © Torroni et al./ PLOS ONE

Das Ergebnis: Im Durchschnitt 60 Prozent der Männer in Panama besaßen Y-Chromosomen eurasischer Herkunft, aber nur ein sehr geringer Teil von ihnen trug auch die mitochondriale DNA von Europäern in sich. Stattdessen war ihre nur über die mütterliche Linie vererbte DNA indianischer Herkunft. Das zeigt, dass die Vorväter dieser Männer höchstwahrscheinlich Spanier waren, die mit einheimischen Frauen Kinder zeugten, wie die Forscher erklären.

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Eroberer im Westen, flüchtige Indios im Osten

Die Verteilung der Y-Chromosomen innerhalb Panamas zeichnet dabei sogar die früheren Siedlungsgebiete der ersten spanischen Kolonisatoren nach: Nach 1519 siedelte die meisten von ihnen in der trockeneren Westhälfte des Landes, in der das Klima für Landwirtschaft und Viehzucht günstiger war als als im dschungelüberwucherten karibischen Teil.

Passend dazu fanden die Wissenschaftler bei Männer aus dem Westen Panamas zwischen 62 und 72 Prozent europäische Y-Chromosomen, im Osten dagegen lag der Anteil von DNA aus Europa nur bei 12 bis 34 Prozent. Das stimmt gut mit historische Berichten überein, nach denen Indiogruppen, die die Konquista überlebten, sich damals in die Berge und Regenwälder der karibischen Seite flüchteten.

Verdrängt, getötet oder verschleppt

„Die Vergleichsanalyse enthüllt damit ein starkes, einseitiges Ungleichgewicht bei der Vermischung von Europäer mit Einheimischen“, konstatieren Torroni und seine Kollegen. „Dieses Phänomen entstand höchstwahrscheinlich durch asymmetrische Sexualkontakte zwischen männlichen Neuankömmlingen mit einheimischen Frauen und später durch eine Vorliebe von europäischstämmigen Männern für Mestizenfrauen.“

Und noch etwas kam hinzu: Die ungleichen Kämpfe zwischen Indios und Konquistadoren dezimierten die Zahl der überlebenden Männer unter den Indios damals beträchtlich, wie die Forscher erklären. „Die Verschleppung überlebender Männer zur Zwangsarbeit in die Minen und andere Gebiete der spanischen Kolonien, trug ebenfalls dazu bei, dieses Ungleichgewicht zu etablieren“, berichten sie. (PLSO OINE, 2016:; doi: 10.1371/journal.pone.0144223)

(Smithsonian Institution, 24.02.2016 – NPO)

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