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Klima

G8-Gipfel: Halber Durchbruch beim Klimaschutz?

Germanwatch analysiert Einigung

Auf dem G8-Gipfel ist es gelungen, die Tür für ernsthafte UN-Klimaverhandlungen aufzustoßen. Diese Meinung hat am 7. Juni 2007 Germanwatch vertreten. Einer der Gründe: Alle G8-Staaten erkennen den Bericht des Weltklimarates IPCC als wissenschaftliche Grundlage an.

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„We take note of and are concerned about the recent UN Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) reports. The most recent report concluded both, that global temperatures are rising, that this is caused largely by human activities and, in addition, that for increases in global average temperature, there are projected to be major changes in ecosystem structure and function with predominantly negative consequences for biodiversity and ecosystems, e.g. water and food supply.“, heißt es in der Einigung.

Ohne es beim Namen zu nennen, wird damit Bezug auf die Zwei-Grad-Großgefährdungsschwelle genommen. Laut IPCC sind bei einem Temperaturanstieg von 1,5 bis 2,5 Grad Celsius die angesprochenen „major changes“ möglich. Es ist aber eine Schwäche des Ergebnisses, dass das Zwei Grad-Limit nicht ausdrücklich genannt wird, so Germanwatch.

Die Notwendigkeit von rechtlich verbindlichen UN-Abkommen mit substanziellen Treibhausgasreduktionen wird dagegen von allen G8-Staaten anerkannt. „Taking into account the scientific knowledge as represented in the recent IPCC reports, global greenhouse gas emissions must stop rising, followed by substantial global emission reductions. In setting a global goal for emissions reductions in the process we have agreed today involving all major emitters, we will consider seriously the decisions made by the European Union, Canada and Japan which include at least a halving of global emissions by 2050.“

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Leerfloskeln tabu?

Die EU-Staaten haben sich hier, wie von Germanwatch gefordert, nicht einfach mit Leerfloskeln wie „substanzielle Reduktionen“ abspeisen lassen. Es ist gelungen, gemeinsam mit Japan und Kanada die Größenordnung der notwendigen Reduktion als Messlatte aufzulegen. Allerdings ist eine ausreichende Wahrscheinlichkeit dafür, unter dem Zwei-Grad-Limit zu bleiben, nur dann gegeben, wenn das Basisjahr 1990 zugrunde gelegt wird.

Es wird in der Einigung anerkannt, dass die UN nicht nur ein, sondern das geeignete Forum für die Zukunftsverhandlungen ist. Der Versuch der US-Regierung, diesen Prozess auszuhebeln, wurde damit völlig zurückgewiesen, so Germanwatch. „We acknowledge that the UN climate process is the appropriate forum for negotiating future global action on climate change.“

Auf dem Weg Post-2012-Abkommen?

Die G8-Staaten einigten sich darauf, bis 2009 das Post-2012-Abkommen im UN-Rahmen zu Ende zu verhandeln. Das ist laut Germanwatch der stärkste Teil des Abschlusstextes: „We are committed to moving forward in that forum and call on all parties to actively and constructively participate in the UN ClimateChange Conference in Indonesia in December 2007 with a view to achieving a comprehensive post 2012-agreement (post Kyoto-agreement) that should include all major emitters.“

Der US-Vorschlag für eine Konferenz mit den am meisten emittierenden Staaten wurde in einen konstruktiven Beitrag für den UN-Prozess umdefiniert. „We welcome the offer of the United States to host such a meeting later this year. This major emitters‘ process should include, inter alia, national, regional and international policies, targets and plans, in line with national circumstances, an ambitious work program within the UNFCCC, and the development and deployment of climate-friendly technology. This dialogue will support the UN climate process and report back to the UNFCCC.“

Es sei gelungen, so Germanwatch, den Schwellenländern ein angemessenes Verhandlungsangebot zu machen, das diese fordere, aber nicht überfordere: „We stress that further action should be based on the UNFCCC principle of common but differentiated responsibilities and respective capabilities. We reaffirm, as G8 leaders, our responsibility to act. We acknowledge the continuing leadership role that developed economies have to play in any future climate change efforts to reduce global emissions, so that all countries undertake effective climate commitments tailored to their particular situations. We recognise however, that the efforts of developed economies will not be sufficient and that new approaches for contributions by other countries are needed.

Against this background, we invite notably the emerging economies to address the increase in their emissions by reducing the carbon intensity of their economic development. Action of emerging economies could take several forms, such as sustainable development policies and measures, an improved and strengthened clean development mechanism, the setting up of plans for the sectors that generate most pollution so as to reduce their greenhouse gas emissions compared with a business as usual scenario.“

USA wieder in das internationale Klimageschehen zurückgekehrt

Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, kommentierte die G8-Einigung: „Unsere zentrale klimapolitische Messlatte für den G8-Gipfel war das Zwei-Grad-Limit. Tatsächlich wurde die Tür aufgestoßen für einen Weg, der den globalen Temperaturanstieg unter dieser Großgefährdungsschwelle hält.“

Beim G8-Gipfel wurde nach Ansicht von Germanwatch der Grundstein gelegt für einen Verhandlungsprozess, der dieses Ziel erreichen kann. Vor allem die USA und Russland hatten aber nicht den Mut, sich bereits zu diesem Ziel zu verpflichten. In diese Hinsicht bleibt der Prozess also spannend. Die USA sind aber – nach dem Ausstieg zu Beginn der Amtszeit von Präsident Busch – nun wieder in das internationale Klimageschehen zurückgekehrt. Die nächsten Monate würden zeigen, ob die Regierung Busch bei der Umsetzung des Versprochenen zu Hause und bei den UN-Klimaverhandlungen Ernst mache, so Germanwatch.

(Germanwatch, 08.06.2007 – DLO)

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