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Archäologie

Fürstengrab der Skythen aufgespürt

Unberührter Grabhügel in Tuwa könnte reiche Schätze bergen

Die Skythen sind für ihre kunstvollen Goldarbeiten bekannt. Die Archäologen hoffen, dass das neuentdeckte Fürstengrab ähnliche Schätze birgt. © Joanbanjo/ CC-by-sa 3.0

Spannender Fund: In Südsibirien haben Archäologen ein noch unberührtes Fürstengrab der Skythen entdeckt – des Reitervolks, das Jahrhunderte die eurasische Steppe dominierte. Der 2.800 Jahre alte Grabhügel ist das bisher älteste skythische Fürstengrab der Region und könnte einzigartige Schätze bergen. Denn die Skythen sind für ihre kunstvollen Goldarbeiten bekannt. Noch ist aber nicht bekannt, was dieses Grab enthält, die Ausgrabungen beginnen erst.

Die Reiternomaden der Skythen dominierten mehr als 500 Jahre lang über die eurasische Steppe. Dennoch sind von ihrer Kultur und Lebensweise nur Teile bekannt – und dieses Wissen stammt größtenteils aus dem sibirischen „Tal der Könige“. In dieser Hochebene in der russischen Republik Tuwa liegen hunderte von Grabhügeln in säuberlichen Reihen. Im Jahr 2001 entdeckten Archäologen dort ein unberührtes und mit reichen Schätzen gefülltes Fürstengrab der Skythen. Nahezu alle Gräber in diesem Tal erwiesen sich jedoch als schon lange ausgeplündert.

Ein Grab im Sumpf

Jetzt haben Archäologen ein weiteres ungestörtes Fürstengrab in Tuwa aufgespürt. Entdeckt hat es Gino Caspari von der Universität Bern nicht mit der Schaufel, sondern am Computer. Denn als er hochaufgelöste Satellitenbilder des Tals untersuchte, fiel ihm eine kreisrunde Struktur auf, rund zehn Kilometer von dem bereits bekannten Grabhügel Arschan 1 entfernt.

Eine erste Grabung hat nun enthüllt: Es handelt sich um einen noch unberührten Grabhügel der Skythen – einen sogenannten Kurgan. Mit seiner steinernen Ummantelung und den mit Holz ausgekleideten Grabkammern ähnelt der Arschan 1 getaufte Hügel den typischen Konstruktionen der frühen Skythengräber. Weil dieses Fürstengrab mitten in einem unzugänglichen Sumpf liegt, blieb es wahrscheinlich vor den Grabräubern bewahrt, so die Vermutung der Forscher.

Im Vordergrund der Skythen-Grabhügel. Während die übrigen Kurgane auf einer Terrasse angelegt wurden, liegt Arschan 0 tief in einem Sumpf. © Gino Caspari

Wartet im Hügel ein weiterer Goldschatz?

„Wir haben hier eine riesige Chance“, sagt Caspari. Denn seiner Ansicht nach ist es gut möglich, dass das neue Skythengrab ähnliche Schätze birgt wie das berühmte Fürstengrab von Tuwa. In diesem haben Archäologen mehr als tausend Goldobjekte gefunden, darunter einen verzierten Halsreif aus purem Gold, der mehr als zwei Kilogramm wiegt. Auch prunkvolle Waffen, Pferdegeschirre und Gefäße gehörten zum Grabschatz der Toten.

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Das neuentdeckte Grab Arschan 0 jedoch könnte nicht nur ähnliche Schätze bergen, es ist auch geschichtlich besonders interessant, wie die Forscher berichten. Denn eine erste Datierung von Holzbalken aus dem Grabhügel enthüllte, dass er bereits aus dem 9. Jahrhundert vor Christus stammt – er ist damit rund 200 Jahre älter als das bereits bekannte Fürstengrab.

Konserviert durch Bodeneis – hoffentlich

Noch ist nicht klar, wie gut das Innere des Grabhügels erhalten ist. Doch die klimatischen Besonderheiten des sibirischen Bodens lassen Caspari hoffen. Zwar beginnt der Permafrost im Uyuk-Tal meist erst einige Meter unter der Oberfläche, aber die dichte Steinpackung des Kurgans hält die Sonne ab und könnte daher den Boden gefroren gehalten haben. „Manchmal entsteht dadurch direkt unter den Kurganen eine Eislinse“, erklärt Caspari.

Der Forscher hofft daher, im Rahmen des nun beginnenden Grabungsprojekts reiche Funde zu machen. „Wenn wir Glück haben, finden wir unter den Steinen vielleicht sogar gut erhaltene Holzschnitzereien, Teppiche oder eine Eismumie“, so Caspari. Die Analyse des Grabinhalts mit modernen Methoden könnte zudem wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, wie der Übergang von der späten Bronzezeit zur Eisenzeit bei den Skythen ablief. (Archaeological Research in Asia, 2017; doi: 10.1016/j.ara.2017.11.001)

(Schweizerischer Nationalfonds SNF, 12.01.2018 – NPO)

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