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Ökologie

Frosch-Inventur auf Borneo erfolgreich

Wissenschaftler entdecken fünf neue Arten bei Bestandsaufnahme in Malaysia

Kalophrynus eok © Alexander Haas

Hätte er nicht so laut gequakt, wäre er vielleicht noch eine Weile unentdeckt geblieben in seinem Bambusrohr mitten auf Borneo: der winzige Frosch Kalophrynus eok, der gerade einmal 26,3 Millimeter misst. Dank seines vorlauten Quakens gehört er nun zu den bislang fünf neuen Arten, die deutsche Wissenschaftler während einer Expedition in Ost-Malaysia aufgespürt haben.

Bei ihrer Frosch-Inventur konnten die Biologen der Universität Hamburg und der malaysischen Universität in Sarawak um Professor Alexander Haas und Professor Indraneil überdies die bisher unbekannten Kaulquappen von zehn Arten aufspüren, insgesamt wurden 25.000 Farbbilder von Fröschen und ihren Larven zur Dokumentation angefertigt und archiviert.

Bestandsaufnahme auf Borneo

Ziel des im Mai 2004 begonnenen Forschungsprojekts war die systematische Bestandsaufnahme der vielfältigen Froscharten und ihrer Kaulquappen sowie deren Verbreitung im zu Malaysia gehörenden Norden Borneos, der drittgrößten Insel der Welt. Mit ihren Forschungsteams trugen die Wissenschaftler in ausgewählten Gebieten und Nationalparks Sarawaks und Sabahs fast 500 Kaulquappen-Stichproben zusammen, um sie zu katalogisieren und – das war neu – im lebenden Zustand für Dokumentationszwecke zu fotografieren. Die Kaulquappensammlung wurde für weitere Untersuchungen und als dauerhafte Referenzdatenbank in das Zoologische Museum Hamburg aufgenommen.

Viele der untersuchten Kaulquappen wurden in der bereits vorhandenen Literatur nur fragmentarisch beschrieben oder gar falsch zugeordnet. Diese Lücken können die Forscher nun füllen: Sie erstellten Zeichnungen und rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen der Kaulquappen und bestimmten deren Zugehörigkeit sowie die der neu entdeckten Frösche mit Hilfe von DNA-Barcodes. Die neuen Beschreibungen erlauben jetzt eine schnelle und eindeutige Identifikation.

Erste Ergebnisse im Internet

Erste Ergebnisse liegen bereits vor und wurden unter www.frogsofborneo.org veröffentlicht. Ein Beispiel dafür – nicht schön, aber dennoch sehr selten – ist das bisher einzige aufgefundene Exemplar von Polypedates chlorophthalmus, ein weibliches Tier, von dem bisher weder die Kaulquappen noch ein männliches Pendant entdeckt wurden.

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Eine abschließende Konferenz wird im kommenden Jahr, voraussichtlich vom 28. September bis 4. Oktober 2009, an der Universität Malaysia in Sarawak stattfinden. Dort werden die Ergebnisse einem internationalen Forscherkreis vorgestellt und Vernetzungsmöglichkeiten der Forschergruppen aus aller Welt diskutiert.

Harmlos und sympathisch

Überdies liegt den Wissenschaftlern ein Austausch mit den Politikern Malaysias über eine zukünftige Forschungspolitik am Herzen; auch das Management der National Parks wird eingeladen. Eine bessere Integration von Forschung und Öko-Tourismus ist neben der Grundlagenforschung ein erwünschtes Ziel der Wissenschaftler.

„Frösche sind harmlos und mit ihren großen Augen durchaus vielen Menschen sympathisch“, meint Haas. Die große Vielfalt der Tiere könnte man in den Nationalparks in Malaysia auf Nachtwanderungen spannend vermitteln. Mancherorts funktioniere das schon sehr gut. Und Haas ist sich sicher: „Die Touristen können an Fröschen viel über das Funktionieren des Regenwaldes lernen und geschulte Führer aus der Bevölkerung können ein Zusatzeinkommen erwirtschaften.“

(idw – VolkswagenStiftung, 04.09.2008 – DLO)

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