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Paläontologie

Fossil eines gefiederten Dinosauriers in Bayern entdeckt

150 Millionen Jahre altes Fossil schließt große Lücke im Stammbaum der Federentwicklung

Das Bild zeigt das in einer Kalksteinplatte konservierte Fossil des in Bayern gefundenen gefiederten Dinosauriers Sciurumimus albersdoerferi. © Helmut Tischlinger

In einem Kalksteinbruch in Bayern haben Paläontologen einen außergewöhnlich gut erhaltenen gefiederten Dinosaurier entdeckt. Das rund 150 Millionen Jahre alte Fossil stammt von einem Jungtier und ist am Schwanz und an Teilen des Körpers dicht mit Relikten langer, haarähnlicher Federn bedeckt. Wegen seines buschigen Schwanzes tauften die Forscher die neue Art Sciurumimus albersdoerferi, nach Sciurus, dem lateinischen Namen der Eichhörnchen. Sciurumimus sei der bisher urtümlichste Vertreter der Theropoden, bei dem man eindeutige fossile Belege für Federn entdeckt habe. Zu den Theropoden oder Echsenbeckensauriern gehören nahezu alle zweibeinig laufenden Dinosaurier, und auch die direkten Vorfahren der heutigen Vögel. Das neuentdeckte Fossil schließe eine große Lücke im Stammbaum der Federentwicklung, schreiben Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie und seine Kollegen aus Eichstätt und New York im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

Fast alle bisher bekannten gefiederten Dinosaurier stammen aus China und gehören zur engen Verwandtschaft der Vögel, wie die Forscher berichten. Bisher sei daher nicht klar gewesen, ob auch andere, urtümlichere Dinosauriergruppen bereits Federn oder haarähnliche Anhänge besaßen. Sciurumimus belege, dass zumindest die Jungtiere einer dieser primitiven Gruppen bereits Protofedern besaßen. „Wahrscheinlich waren die Anlagen für solche fädigen Köperbedeckungen sogar ein Merkmal, das allen Dinosauriern gemeinsam war“, mutmaßen Rauhut und seine Kollegen. Nachträglich seien diese Federn bei den Erwachsenen einiger Gruppen dann wieder verloren gegangen und durch Schuppen ersetzt worden.

Diese Aufnahme zeigt einen Teil des Schwanzes des Dinosauriers in ultraviolettem Licht, dabei leuchten noch erhaltene Hautpartien gelb, die feinen Federfilamante sind über den Wirbeln als dünne blaue Linien erkennbar. © Helmut Tischlinger

Das mit Schwanz gut 70 Zentimeter lange Fossil stamme von einem kurz nach dem Schlupf gestorbenen Jungtier, berichten die Forscher. Es hatte einen noch relativ großen Kopf, kurze Hinterbeine und deutlich andere Zähne als die ausgewachsenen Tiere dieser Dinosauriergruppe. Zudem seien auch die weichen Nähte zwischen den Knochenplatten des Schädels noch nicht verknöchert. „Damit ist das Sciurumimus auch eines der wenigen vollständig erhaltenen Jungtiere der Theropoden“, sagen die Paläontologen. Er sei zudem das einzige bekannte vollständige Fossil in seinem Zweig des Dinosaurierstammbaums.

Diese Zeichnung zeigt, wie der Dinosaurier Sciurumimus albersdoerferi zu Lebzeiten ausgesehen haben könnte. © Helmut Tischlinger

Dichte, haarähnliche Federdecke

Der Dinosaurier ist so gut konserviert, dass neben den Federn sogar Teile des Gewebes und der Haut erhalten sind. Vor allem am Schwanz seien große Hautbereiche mit anhängenden feinen, haarähnlichen Protofedern zu erkennen. Weitere gefiederte Bereiche fanden die Forscher am Bauch und am Rücken des Tieres. „Die Federn scheinen in der Haut verankert zu sein und bilden einen dicken Pelz“, schreiben Rauhut und seine Kollegen. Auf der Rückenseite seien diese Protofedern etwas länger, auf der Schwanzunterseite und am Bauch des Tieres kürzer. Man könne allerdings nicht genau erkennen, ob die nur rund 0,2 Millimeter dünnen Federkiele hohl seien, wie es für andere gefiederte Dinosaurier und heutige Vögel typisch ist.

Entdeckt wurde Sciurumimus albersdoerferi bei Ausgrabungen im Rygol-Steinbruch bei Painten im Landkreis Kelheim. Dort bildet der Kalkstein eine mehrere Meter dicke Schicht von sehr feinem Plattenkalk. In einer dieser herausgebrochenen Kalksteinplatten entdeckten Rauhut und seine Kollegen das auf der rechten Seite liegende Fossil. (doi: 10.1073/pnas.1203238109)

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(Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), 03.07.2012 – IRE)

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