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Archäologie

Forscher enträtseln römische Häfen am Rhein

Vermeintliche Hafenanlage entstand durch Gletscher während der Eiszeit

Schon die Römer nutzen den Rhein als Transportweg. Blick vom Drachenfels nach Norden in Richtung Bonn. © Kleuske / (CC BY-SA 3.0)

Antike Hafenanlage oder Gletscherspuren? Der Rhein diente schon den Römern als Transportweg, die Lage ihrer Häfen ist jedoch umstritten. Archäologen haben nun Hinweise auf eine römische Anlegestelle bei Bonn gefunden. Eine weitere vermeintliche Hafenanlage bei Königswinter entpuppte sich dagegen als natürliche Struktur: Das Becken und die Hafenwälle wurden von Gletschern der Eiszeit und nicht von Menschen geformt.

Mit den Eroberungen durch Julius Cäsar um 55 vor Christus kamen die linksrheinischen Regionen unter römische Herrschaft. In der darauf folgenden augustinischen Zeit entstanden dort größere Siedlungen und der Handel blühte auf. Auf dem Rhein herrschte wahrscheinlich bereits ein reger Schiffsverkehr: Soldaten und Zivilisten mussten mit Gütern versorgt sowie Truppen und Baumaterial herangeschafft werden. Ein Wissenschaftlerteam um Heike Kennecke von der Universität Bonn hat untersucht, ob am Rhein noch Spuren von römischen Hafenanlagen zu finden sind.

Der Rhein war flacher und breiter

Am Brassertufer in Bonn fanden die Wissenschaftler Hinweise auf eine römische Anlandestelle, die sich am südlichen Rand der zum Legionslager gehörenden Lagervorstadt befand. „Das damalige Ufer war flacher und breiter“, erläutert der Archäologe Gary White. „Ein Anlanden mit einfachen Booten war ohne umfängliche Hafenbauten möglich.“ Zweifellos habe es im Umkreis von Bonn weitere Schiffs- und Bootsanlandestellen gegeben. Die Existenz eines direkt am Legionslager vermuteten Hafens werde noch geprüft, es gebe aber erste Hinweise darauf.

Eine andere mögliche Landestelle in der Nähe von Königswinter war unter Wissenschaftlern lange umstritten: Dort sind bei Niedrigwasser eine molenartige Struktur und ein Becken erkennbar. Bereits aus den 1970er Jahren stammt die These, es könne sich dabei um die Überreste eines römischen Hafens handeln. Neuere Erkenntnisse widersprechen dieser Ansicht: „Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen“, sagt Archäologin Kennecke. „Trotzdem lässt sich schon jetzt mit einiger Sicherheit sagen, dass es in Königswinter einen Römerhafen nicht gegeben hat.“

Messungen mit Seismik und Sonar

Mit Hilfe von seismischen Messungen und Sonar fanden die Forscher heraus, dass die hafenähnlichen Strukturen in Wahrheit geologische Strukturen sind: Bereits während der Saalekaltzeit vor über 130.000 Jahren habe ein Gletscher die Wälle aufgetürmt, so Kennecke. Hydrologische Untersuchungen zeigten zudem, dass der Mittelwasserstand des Rheins zur Römerzeit rund 1,5 Meter tiefer lag als heute. Die natürlichen Wälle unter Wasser stellten deshalb eher ein Hindernis als eine Hilfe für die Schifffahrt dar. Ein Hafenanlage sei dagegen überflüssig gewesen: „Mit Flachbodenschiffen konnte man problemlos am natürlichen Ufer anlanden,“ erläutert Kennecke.

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Die Römer hatten einen schwerwiegenden Grund, in dieser Region Schiffe einzusetzen: Von Steinbrüchen am Drachenfels bei Königswinter transportierten sie Trachytgestein als Baumaterial ab und beförderten die Steinblöcke wohl auch über den Rhein. Spuren des römischen Materials finden sich in Bonn und Köln noch in mittelalterlichen Bauten: Die Steine wurden für weltliche und sakrale Gebäude „recycelt“, etwa in der Immunitätsmauer von St. Maria und St. Clemens in Schwarzrheindorf oder in den Fundamenten der Bonner Münsterbasilika. „Erst in der Mitte des zwölften Jahrhunderts wurden die Steinbrüche im Siebengebirge wieder eröffnet, weil das Steinmaterial aus antiken Gebäuden erschöpft war,“ sagt Kennecke.

(Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 18.11.2014 – AKR)

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