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Geowissen

Forscher enträtseln „brennendes Eis“

Startschuss für Gashydrat-Projekt COMET

Lander © Leibniz-Institut für Meereswissenschaften

Methanhydrat gilt als mögliche Energiequelle der Zukunft, ein möglicher Abbau könnte jedoch nach Angaben von Geowissenschaftlern einige Risiken für Klima und Umwelt mit sich bringen. Die Forscher wollen deshalb in einem neuen Projekt im Detail klären, wie Methanhydrate entstehen und zersetzt werden. Sie erhoffen sich davon grundlegende Erkenntnisse über die Klimawirksamkeit von Methan in der Vergangenheit und in der Gegenwart.

Am 10. Februar 2005 wurde nun das Forschungsvorhaben COMET (COntrols on METhane fluxes and their climatic relevance in marine gas hydrate-bearing sediments) in Kiel offiziell gestartet. Es gehört zum GEOTECHNOLOGIEN-Sonderprogramm.

Ziel von COMET ist vor allem die Untersuchung der komplexen Steuerparameter, die Freisetzung und Umsatz von Methan im Wasser und in der Atmosphäre entscheidend beeinflussen.

Von der Nordsee bis nach Neuseeland

Die Geowissenschaftler setzen eine ganze Reihe hochmoderner Technologien für ihre Untersuchungen ein: Integrative Langzeitobservatorien, spezielle hydroakustische Systeme, ferngesteuerte Bohrplattformen und ein neuartiges Drucklabor.

Messbegleitend werden bestehende numerische Modelle weiterentwickelt, um die Fluidfreisetzung und den biogeochemischen Stoffumsatz in hydrathaltigen Sedimenten und das Schicksal des Methans in der Wassersäule zu untersuchen.

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Forschungsgebiete sind die Nordsee, der Golf von Cadiz, und wie erst jetzt offiziell bestätigt wurde, erstmals der Pazifik vor der neuseeländischen Küste. Mit dem deutschen Forschungsschiff SONNE geht es im Frühjahr 2007 in diese Region, die in der Gashydratforschung ein noch völlig unbeschriebenes Blatt ist.

Auf der Suche nach Methanhydrat

Bis jetzt ist nicht bekannt, ob es vor der neuseeländischen Küste überhaupt Methanhydrat gibt, doch die Forscher vermuten dort ein ähnlich großes Vorkommen wie am Hydratrücken vor Oregon, dem bisherigen Rekordhalter. „Alle Vorzeichen sprechen dafür“, sagt Projektleiter Peter Linke vom IFM-GEOMAR, „und das Gebiet bietet zudem ein großes Potenzial für neue internationale Forschungskooperationen“.

Neuseeland wird selbstverständlich dabei sein, aber auch Australien, Großbritannien und Belgien haben bereits Interesse signalisiert, sich an der Suche nach Methanhydrat zu beteiligen.

Methan in einem Käfig aus Wassermolekülen

Methanhydrat ist, von einem Käfig aus Wassermolekülen umschlossenes, hochkonzentriertes Methan. Ein Liter dieses Stoffgemischs enthält circa 165 Liter Methangas. Es entsteht am Meeresboden ab einer Tiefe von 500 Metern bei Temperaturen von 2-4 Grad Celsius. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt kann es sich auch in flacheren Regionen bilden.

Aufgrund seiner leichten Brennbarkeit wird Methanhydrat als mögliche Energiequelle der Zukunft hoch gehandelt, denn die Vorkommen an Kontinentalrändern und im Permafrost enthalten mehr Gas als alle bekannten Erdgasreservoirs zusammen. Doch der Abbau ist nicht ohne Risiken. Denn zum einen halten die Gashydrate die Sedimente am Meeresgrund zusammen wie Zement. Schon relativ geringe Änderungen von Druck und Temperatur lassen sie zerfallen und ausgasen, gewaltige Hangrutschungen und Tsunamis könnten dadurch ausgelöst werden.

Zum anderen ist Methan als Treibhausgas Dreißigmahl wirksamer als Kohlendioxid, was die globale Erderwärmung zusätzlich beschleunigen könnte. Ob diese Risiken zu kontrollieren sind, ist in Politik und Wissenschaft derzeit ein heißes Thema. Im Moment scheint nur eins sicher: die Prozesse zur Entstehung und Zersetzung von Methanhydrat müssen gründlicher erforscht werden, um sowohl Gefahrenpotential als auch mögliche Nutzbarkeit fundiert beurteilen zu können. Genau das hat COMET zum Ziel.

COMET ist eins von vier Projekten des Sonderprogramms „Methan im Geo-/Biosystem“ und wird mit 2,7 Millionen Euro von GEOTECHNOLOGIEN gefördert. An dem Projekt sind neben dem IFM-GEOMAR die Technische Universität Hamburg-Harburg, das Geowissenschaftliche Zentrum der Universität Göttingen, das Institut für Geowissenschaften der Universität Kiel und die Elac Nautik GmbH aus Kiel beteiligt.

(idw – Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, 11.02.2005 – DLO)

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