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Paläontologie

Forscher entdecken älteste Reptilien-Embryos der Welt

280 Millionen Jahre alte Meeressaurier-Jungtiere könnten lebend geboren worden sein

Bauchraum des fossilen Mesosaurus mit Relikten eines Embryos (rechts: schematisch) © Graciela Piñeiro

In Brasilien haben Paläontologen die 280 Millionen Jahre alten Fossilien eines schwangeren Meeressauriers entdeckt. Das in der Bauchhöhle des Sauriers erhaltene Ungeborene ist damit der älteste bekannte Reptilienembryo weltweit. Das nur etwa sieben Zentimeter große Jungtier eines Mesosaurus sei vermutlich erst in einem frühen Stadium der Embryonalentwicklung gewesen. Darauf deuteten der im Verhältnis zum Körper sehr große Schädel und die kleinen Gliedmaßen hin, berichten die Forscher im Fachmagazin „Historical Biology“. Weitere Funde von Embryos der gleichen Saurierart und aus der gleichen Zeit machten die Forscher in Uruguay.

„Der Fund des gut erhaltenen Embryos im Bauch eines erwachsenen Tieres und das Fehlen einer erkennbaren Eihülle weisen darauf hin, dass die Mesosaurier lebendgebärend waren“, schreiben Graciela Pineiro vom Departamento de Evolución de Cuencas in Montevideo in Uruguay und ihre Kollegen. Alternativ sei es aber auch möglich, dass diese Meeressaurierart ihre von einer dünnen Eihülle umgebenen Jungen bis kurz vor Ende der Reifezeit im Uterus austrug und sie erst dann gebar. Das Ei wird dabei quasi im Mutterleib ausgebrütet. Die Jungen schlüpfen dann bereits einige Minuten bis Stunden nach der Eiablage. Beides seien Fortpflanzungsstrategien, für die es bisher erst Belege aus einer Zeit 60 bis 90 Millionen Jahre später gegeben habe, sagen die Forscher.

Fast ausgereiftes Jungtier saß noch im Ei

Die Theorie dieses verzögerten Eierlegens stützt ein weiterer Fund im benachbarten Uruguay: Dort entdeckte die gleiche Forschergruppe weitere, ebenfalls rund 280 Millionen Jahre alte Embryos der gleichen Saurierart. Eines der fossilen Jungtiere ist nur 15 Zentimeter groß und besitzt noch die typisch poröse Knochenoberfläche eines Ungeborenen.

Zeichnerische Rekonstruktion des in Uruguay entdeckten Mesosaurier-Embryos in der Eihülle. © Gustavo Lecuona

Das bereits verknöcherte, vollständig erhaltene Skelett deute auf einen Embryo im letzten Reifestadium hin. „Die geringe Größe und seine gekrümmte Haltung erinnern an einen Embryo in einem Ei“, sagen die Forscher. Es gebe allerdings keine Spuren einer Kalkschale. Daher könnte das Ei, wenn es eines war, möglicherweise nur von einer häutigen Hülle umgeben gewesen sein.

Ebenfalls in Uruguay entdeckten die Forscher 26 weitere Embryos unterschiedlichen Entwicklungsstands. Ob es sich bei den kleinsten von ihnen um frisch geborene Jungtiere handele oder um Embryos, die noch nicht aus ihren Eiern geschlüpft waren, sei unklar.

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Meeressaurier gingen zum Eierlegen an Land

„Wenn mindestens einige dieser Mesosaurier ihre Eier im Körper ausgebrütet haben, dann wären sie zum Eilegen vermutlich an Land gegangen“, sagen die Wissenschaftler. Denn weil den Eiern eine Kalkschale fehlte, hätte sonst das Salzwasser des Meeres in das Ei eindringen und den Embryo schädigen können. Ähnlich den heutigen Schildkröten könnten die Mesosaurier-Weibchen ihre Eier in feuchten Küstengebieten eingegraben haben, um sie vor dem Austrocknen zu schützen.

Dass die Mesosaurier im Gegensatz zu anderen Meeresreptilien nicht nur schwimmen, sondern auch an Land laufen konnten, zeige ihr Skelett, meinen die Forscher. Die Hüftregion und auch die Lendenwirbelsäule seien entsprechend angepasst. (doi:10.1080/08912963.2012.662230)

(Historical Biology, 13.04.2012 – NPO)

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