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Umwelt

Fluten: Es wird teuer für die Küstenstädte

Ohne Schutzmaßnahmen drohen bis 2050 Schäden von einer Billion US-Dollar pro Jahr durch Überschwemmungen

Überflutetes Stadtviertel in New Orleans nach Hurrikan Katrina. © FEMA / Jocelyn Augustino

Bis zum Jahr 2050 werden Überschwemmungen für viele große Küstenstädte der Erde zum Alltag gehören. Wie teuer das wird und was man dagegen tun kann, haben Forscher jetzt genauer untersucht. Das Ergebnis: Werden keine rechtzeitigen Schutzmaßnahmen ergriffen, könnten die Flutschäden bis zum Jahr 2050 global auf mehr als eine Billion US-Dollar pro Jahr steigen. Schuld sind der Anstieg des Meeresspiegels, die Absenkung einiger Küstenregionen – und das wirtschaftliche Wachstum der Städte, so die Forscher im Fachmagazin „Nature Climate Change“.

In den letzten Jahren verursachten Flutkatastrophen weltweit einen Schaden von rund sechs Milliarden Dollar im Jahr – Tendenz steigend. Denn steigende Meeresspiegel, aber auch eine immer dichtere Besiedlung der küstennahen Ballungsräume sorgen dafür, dass Überschwemmung immer schwerwiegendere Folgen nach sich ziehen. Ein französisch-britisches Forscherteam um Stephane Hallegatte von der Weltbank und dem französischen Zentrum für Umwelt- und Entwicklungsforschung CIRED hat nun berechnet, welche jährlichen Schäden die 136 größten Küstenstädte im Jahr 2050 zu erwarten haben.

Dazu spielten die Forscher in einem Computermodell verschiedene Szenarien durch: In einem Fall berücksichtigten sie lediglich sozioökonomische Faktoren – sprich das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum der Stadt. Denn wo mehr Menschen leben und mehr Wohlstand herrscht, so die Logik, richtet eine Flut auch einen größeren wirtschaftlichen Schaden an. In einem zweiten Szenario gingen die Forscher zusätzlich von einer Absenkung einiger Küstenregionen um 40 Zentimeter bis 2050 aus, wie es geologische Modelle besagen. Im dritten und vierten Szenario ließen sie darüber hinaus den Meeresspiegel entsprechend den aktuellen Klimaprognosen um 20 respektive 40 Zentimeter ansteigen.

Eine Billion US-Dollar Schäden pro Jahr

Die Auswertungen der Modelle ergaben: Bereits das Wachstum der Küstenmetropolen könnte bis zum Jahr Jahr 2050 die wirtschaftlichen Schäden durch Überschwemmungen auf 52 Milliarden Dollar jährlich treiben – auf das Neunfache des heutigen Durchschnittswerts. Bezieht man außerdem die steigende Flutgefahr durch den steigenden Meeresspiegel und Bodensenkungen mit in die Rechnung ein, sind Kosten von mehr einer Billion Dollar zu erwarten, wie die Forscher berichten. „Passen sich die Städte nicht an die neue Gefahr an, sind die Auswirkungen dieser Umweltfaktoren viel größer als die der sozioökonomischen Veränderungen“, schreiben die Forscher.

Und selbst mit Schutzmaßnahmen, die zumindest dafür sorgen, dass das Meer nicht häufiger über die Deiche vordringt als heute, würden die Kosten dennoch auf bis zu 63 Milliarden Dollar pro Jahr ansteigen. „Es ist daher entscheidend, dass wir uns auf größere Katastrophen vorbereiten, als wir sie heute kennen“, betonen Hallegatte und seine Kollegen. Außerdem betonen sie, dass in ihren Prognosen lediglich Schäden durch Flutkatastrophen enthalten sind, nicht aber solche durch andere Extremwetterereignisse wie beispielsweise Wirbelstürme.

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Nicht alle Städte gleich betroffen

Welche Zerstörung Überschwemmungen durch Hurrikans anrichten können, haben New Orleans und New York bereits erlebt. Sie gehören den Forschern zufolge auch bei „normalen“ Sturmfluten zu den Städten mit dem höchsten wirtschaftlichen Risiko. Denn sie kombinieren eine Ansammlung vieler Werte und hohen Wohlstands mit nur geringen Schutzmaßnehmen. Gemeinsam mit Miami und der chinesischen Metropole Guangzhou sind sie daher momentan für 43 Prozent des gesamten jährlichen wirtschaftlichen Schadensrisikos verantwortlich.

Doch die Lage wird sich in den nächsten Jahrzehnten ändern, wie die Simulationen ergaben: Für das Jahr 2050 tauchen in den Top 20 vor allem asiatische Städte wie Kalkutta, Jakarta oder Ho Chi Minh City auf. Ihre Gemeinsamkeit: Sie alle sind von einer Absenkung der Küstenregion betroffen. „Nur die Absenkung scheint ein durchweg guter Indikator für das Schadenspotential zu sein, sowohl was das absolute und relative Maß an Veränderung betrifft“, schreiben die Forscher.

Für die betroffenen Städte heißt das: Sie sollten möglichst schnell ihre Schutzwälle erhöhen und Notfallpläne erarbeiten. Denn selbst wenn es gelingt, kleinere Überflutungen zu vermeiden: Sollten die Deiche einmal nachgeben, ist der Schaden umso größer. „Die Welt wird nicht mehr Flutkatastrophen erleben. Aber jede der Flutkatastrophen wird aufgrund der Absenkung des Bodens und des Anstiegs des Meeresspiegels zerstörerischer sein, selbst bei besseren Schutzvorkehrungen“, konstatieren Hallegatte und seine Kollegen.

Ihr Tipp: die Städte sollten die Deiche vorsorglich höher bauen als nach heutigen Maßstäben nötig. Diese Vorsorge kostet jede Stadt zwar geschätzt eine dreistellige Millionensumme pro Jahr. Das sei aber immer noch weitaus weniger als die Kosten, die bei Überschwemmungen durch mangelnde Anpassung auf diese Städte zukommen, so die Forscher.

(Französisches Zentrum für Umwelt- und Entwicklungsforschung CIRED, 19.08.2013 – NSC)

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