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GeoUnion

Feuerlibelle und Wintermotte reagieren auf Klimawandel

Tag der Forschung

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Wenn Kohlmeisenbabies in Norddeutschland heute neun Tage früher schlüpfen als noch vor 30 Jahren, liegt das am Klimawandel. Wie und warum sich Flora und Fauna verändern und anpassen, hat ein Team vom Institut für Geobotanik in Hannover genauer untersucht. Den Ergebnissen ihres Projekts können Neugierige am Sonntag, 25. April 2004, beim diesjährigen Tag der Forschung auf die Spur kommen.

Die Universität Hannover lädt bereits zum achten Mal zum Tag der Forschung ins Welfenschloss ein. Das diesjährige Motto lautet: Kraftstoff – Klima – Klassenzimmer. Am Stand des Instituts für Geobotanik erklären die Forscher z.B. anhand einer Weltkarte, in welchen Gebieten sich Tiere und Pflanzen durch den Klimawandel verändern. Klappkärtchen markieren die Orte, wo verschiedenste Tier- und Pflanzenarten auf Klimaänderungen reagiert haben.

Beispiel Feuerlibelle

Eines der Klappkärtchen über Deutschland zeigt z.B. die Feuerlibelle. Sie war ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet. Wie bei allen Insekten ist ihre Körpertemperatur von der Lufttemperatur ihrer Umgebung abhängig. In kalten Regionen kann sie daher nicht leben. Bis 1980 hatte sich die Libelle schon in Baden-Württemberg angesiedelt. Bis zum Jahre 2000 war es auch in Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen und im Saarland warm genug, dass sich die Feuerlibelle hier heimisch fühlte.

Laut Dr. Gian-Reto Walther vom Institut für Geobotanik hat sich die Durchschnittstemperatur der Erde in den letzten 100 Jahren um 0,6 Grad Celsius erhöht. Walther rechnet in Zukunft mit noch extremeren Klimaveränderungen, die viele fein aufeinander abgestimmte Ökosysteme beeinflussen werden.

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Auch andere Insekten sind betroffen

In Deutschland ist nicht nur die Feuerlibelle Anzeiger dieses langsam steigenden Weltthermometers, auch andere Insekten wie die Wintermotte sind betroffen. Doch im Gegensatz zur Feuerlibelle ist die Wintermotte durch den Klimawandel in ihrer Existenz bedroht. Da die Raupen dieser Art sich ausschließlich von jungen Eichenblättern ernähren, ist es für sie überlebenswichtig, dass die Eiche Blätter treibt, wenn sie schlüpfen. Schlüpft die Raupe zu früh, dann ist die Eiche noch kahl. Schlüpft sie zu spät, sind die Blätter schon zu hart und unverdaulich für die Raupe.

In den letzten 25 Jahren sind die Frühlingstemperaturen wärmer geworden, aber die Zahl der kalten Tage im Winter hat sich nicht geändert.Da Eiche und Wintermotte auf diese Klimaänderung unterschiedlich reagieren, kommt das Temperatur-Timing der beiden Arten durcheinander: Schlimmstenfalls schlüpfen nämlich die Wintermotten-Raupen durch den Klimawandel bis zu drei Wochen bevor die Eiche junges Grün zeigt. Die Raupen können aber höchstens drei Tage ohne Nahrung überleben. So können ganze Generationen von Wintermotten ausfallen. Schwirren allerdings weniger Wintermotten, bedeutet das natürlich weniger Nahrung für insektenfressende Vögel, wie die Kohlmeise.

Der Klimawandel löst also Reaktionsketten aus, die weitreichende Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen haben. Prognosen für die in unseren Breitengraden kaum merkliche, doch stetige Erderwärmung gehen für die kommenden Jahrzehnte von einer weiteren Zunahme um mindestens ein Grad Celsius aus, so Walther. Wie sich dies auf Feuerlibellen, Kohlmeisen und viele andere Tiere, Pflanzen und Ökosysteme auswirkt, erklärt das Team vom Institut für Geobotanik am Sonntag, 25. April, beim Tag der Forschung 2004. Für Besucherinnen und Besucher stehen die Türen im Welfenschloss am Welfengarten 1 von 11 bis 17 Uhr offen.

Weitere Informationen zum Tag der Forschung 2004 finden Interessierte im Internet unter: http://www.uni-hannover.de/forschen/tdf2004/tdf2004.htm

Info-Webseiten zum Thema „Klimaänderung beeinflusst Pflanzen und Tiere“:

http://www.climate-change.ch/Tiere-Pflanzen/

Pflanzen/Pflanzen.html

http://derstandard.at/?id=1479295

http://www.ipcc.ch/

lebensgemeinschaft-im-dynamischen-gleichgewicht.html

(Geobotanisches Institut Hannover, Herr Walter, 23.04.2004 – Alice Hossain / Kirsten Achenbach – DFG-Forschungszentrum Ozeanränder Bremen)

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