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Umwelt

Fehlende Fische lassen Korallenriffe sterben

Appell von Meeresforschern zur Kontrolle des Handels mit Riff-Fischen

Die Fische der Korallenriffe sind bei Aquarianern wie Feinschmeckern weltweit sehr begehrt. Doch ihr Fang trägt dazu bei, auch die letzten noch intakten Riffe zu zerstören. 20 der weltweit führenden Meeresforscher haben daher jetzt in der Zeitschrift Science schärfere Kontrollen des Handels mit Riff-Fischen gefordert. Sie appellieren an die Regierungen, die Ausbeutung der weltweiten Meeresressourcen zu unterbinden.

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Seit Jahrzehnten kämpfen viele der tropischen Korallenriffe um ihr Überleben: Nach Angaben des 2004 veröffentlichten Reports zum Status der Korallen sind 20 Prozent der Riffe weltweit bereits soweit zerstört, dass für sie keine Hoffnung auf Wiederherstellung besteht. Für 24 Prozent besteht unmittelbares Risiko eines Kollapses, weitere 26 Prozent sind auf längere Sicht gefährdet. Die Verschmutzung der Meere, die durch steigende Temperaturen ausgelöste Korallenbleiche und Überfischung gehören zu den wichtigsten Gefahrenfaktoren.

Insbesondere der Handel mit lebenden Riff-Fischen hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Die Fische garnieren immer häufiger nicht mehr nur die Tanks der Aquarianer, sondern auch die Speisekarten von Restaurants. Doch die Kombination von destruktiven Fangmethoden und einer Überfischung gerade der großen Raubfische der Korallenriffe haben fatale Auswirkungen, so die Forscher. Die bisherigen Regelungen und Verbote helfen da nur wenig.

Die Abwesenheit der großen Fische beraubt die Korallenriffe eines wichtigen Teils ihrer Nahrungskette. Die Hierarchie des Fressens und Gefressen werdens gerät ins Ungleichgewicht. Durch das Fehlen der Räuber könne sich Korallen fressende Fischarten vermehren und ganze Riffe kahl fressen. Nach Ansicht der Meeresforscher können hier nur Maßnahmen auf allen Ebenen von lokal bis international, die Abfischung der Riffe durch Wilderer und damit die fatale Entwicklung stoppen.

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Nach Ansicht der Wissenschaftler gibt es nun ausreichend Belege dafür, dass eine Kontrolle der durch die Globalisierung ausgeuferten Märkte eine wichtige Strategie zur Rettung der Riffe sein könnte. „Wegen der großen internationalen Nachfrage nach lebenden Fischen beuten organisierte Banden Korallenriffe aus, bevor die lokalen Institutionen Zeit haben, entsprechende Gesetze zum Schutz der Ressourcen zu erlassen“, erklärt die Zoologin Helen Scales von der Universität von Cambridge. „Die Banden nutzen die porösen Welthandelsreglungen und ineffektiven Fischereikontrollen aus, um ihre Beute verkaufen.“

Daher appellieren die Wissenschaftler an die Regierungen weltweit, sich verstärkt für eine Kontrolle des Riff-Fischhandels einzusetzen – auch zum Vorteil der menschlichen Gesellschaften: „Wenn die Ressourcen einmal zerstört und vergessen sind, sind es die Menschen vor Ort, die unter den verringerten Zukunftschancen leiden“, so die Forscher in ihrem Appell.

(University of Cambridge, 07.08.2006 – NPO)

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