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Klima

EU: Höherer Kohleverbrauch, mehr Treibhausgase

Europäische Umweltagentur meldet deutlichen Anstieg der Emissionen

Der Kohlendioxid-Ausstoß und andere Treibhausgasemissionen sind 2003 in der EU gegenüber 2000 deutlich angestiegen. Schuld daran ist vor allem ein höherer Kohleverbrauch der Kraftwerke bei der Wärme- und Stromproduktion. Dies sind die Ergebnisse der neuesten Schätzungen der Europäischen Umweltagentur. Die EU hofft, ihre Klimaschutzziele trotzdem zu erreichen.

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Die Emissionen der EU-25 erhöhten sich nach Angaben der Europäischen Umweltagentur um 1,5 Prozent, die der EU-15 um 1,3 Prozent. Über die letzten fünf Jahre lagen die Emissionen der EU-15 im Durchschnitt um 2,9 Prozent unter dem Stand von 1990. Auf Grund des Kioto Protokolls zum Klimawandel müssen die Länder der EU-15 ihre kombinierten Treibhausgasemissionen – gemittelt über den Zeitraum 2008-2012 – eigentlich um acht Prozent unter den Stand von 1990 bringen.

EU-Kommissar für Umwelt, Stavros Dimas, erklärte: „Diese Zahlen sind enttäuschend und bekräftigen erneut, dass die Mitgliedstaaten alle auf der EU-Ebene vereinbarten Maßnahmen zur Emissionssenkung sowie ihre eigenen einzelstaatlichen Maßnahmen vollständig umsetzen müssen.“ Darüber hinaus erinnerte er daran, dass mehrere wichtige Initiativen, darunter die EU-Regelung für den Emissionshandel, 2003 noch nicht realisiert wurden. Er sei jedoch zuversichtlich, dass die EU ihre Kioto-Ziele erreichen würde, sobald die entsprechenden Maßnahmen umfassend zum Tragen kämen.

Ferner würden die Mitgliedstaaten in Kürze neue Prognosen vorlegen, die diesen politischen Konzepten und Maßnahmen Rechnung tragen. Diese werden in den nächsten Monaten von der Kommission analysiert werden.

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53 Millionen Tonnen Treibhausgase mehr

Der 1,3-prozentige Anstieg der Treibhausgasemissionen der EU-15 im Jahr 2003 entspricht zusätzlichen 53 Millionen Tonnen. Fast die Hälfte dieses Anstiegs war auf einen höheren Ausstoß der Energiewirtschaft zurückzuführen. Dieser erhöhte Ausstoß wurde hauptsächlich durch eine 5-prozentige Zunahme der Strom- und Wärmeerzeugung und des Kohleverbrauchs der Kraftwerke verursacht. Kohle produziert höhere CO2-Emissionen als andere fossile Brennstoffe. Die größten strom- und wärmeerzeugungsbedingten Emissionsanstiege waren in den Ländern zu verzeichnen, in denen der Kohleverbrauch nennenswert zunahm.

Bei den Emissionen im Haushalts- und Dienstleistungssektor in der EU-15 war nach den Ergebnissen der Europäischen Umweltagentur ein erheblicher Anstieg um 18 Millionen Tonnen bzw. 2,8 Prozent zu verzeichnen, der zum Teil auf ungewöhnlich kalte Witterungsbedingungen im ersten Jahresquartal und folglich einen größeren Heizbedarf zurückzuführen war. Die Emissionen im Industriesektor stiegen um 2,1 Prozent, während die Emissionen im Transportsektor nur um 0,7 Prozent zunahmen.

Maßnahmen zur Emissionsreduzierung

Das Europäische Programm zur Klimaänderung (ECCP) der Kommission, an dem maßgebliche Interessengruppen beteiligt sind, hat 42 Maßnahmen auf EU-Ebene ermittelt, die einen Beitrag dazu leisten können, dass die EU ihre Kioto-Ziele kostengünstig erreicht. Die meisten dieser Maßnahmen wurden bereits eingeleitet, wenngleich dies bei mehreren wichtigen Initiativen im Jahr 2003 noch nicht der Fall war.

Aus den neuesten Prognosen künftiger Emissionen, die im vergangenen Dezember veröffentlicht wurden, geht hervor, dass die EU-15 durch die vollständige Umsetzung der vorhandenen und der geplanten Maßnahmen und durch den Erhalt von Emissionsgutschriften im Rahmen der projektbezogenen Mechanismen des Protokolls von Kioto bis 2010 eine Emissionsreduzierung von knapp acht Prozent erreichen kann.

Kann Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen?

Deutschland ist auf gutem Wege, seine anspruchsvollen Klimaschutzziele zu erreichen. Das betonte Bundesumweltminister Jürgen Trittin mit Blick auf die aktuelle Treibhausgasbilanz der EU-Mitgliedsstaaten, die die Europäische Umweltagentur (EEA) gestern veröffentlichte. Trittin: „Wir gehen konsequent den Minderungspfad weiter. Von unserem selbstgesetzten Ziel, die Treibhausgasemissionen um 21 Prozent bis 2012 zu reduzieren, haben wir bereits 19 Prozent erreicht.“

Bundesumweltminister Trittin wies darauf hin, dass Deutschland im Rahmen der europäischen Lastenteilung nach wie vor den größten Beitrag zur positiven Klimaschutzbilanz in der EU leiste. Von insgesamt 364 Millionen Tonnen eingesparten Treibhausgasen in der EU wurden rund 240 Millionen Tonnen hier erbracht. Auch die anderen Länder seien in der Pflicht, ihren Beitrag zur Minderung der klimaschädlichen Treibhausgase zu leisten, betonte Trittin.

Die deutsche Treibhausgasbilanz ist insgesamt positiv. So sind die Emissionen in den bereichen Verkehr, private Haushalte und Industrie 2003 rückläufig, allerdings steigen sie in der Energiewirtschaft an.

Energiewirtschaft „klimapolitisches Sorgenkind“

Für die einzelnen maßgeblichen Sektoren stellt sich die Entwicklung wie folgt dar: Die CO2-Emissionen im Verkehr zeigen seit dem Jahr 2000 nach unten, mit minus 15,4 Millionen Tonnen. Dieser Trend setzt sich aktuellsten Daten zufolge fort: Zwischen Januar und März 2005 wurde in Deutschland sieben Prozent weniger Benzin und 12,2 Prozent weniger Dieselkraftstoff getankt.

Auch die privaten Haushalte haben CO2-Emissionen eingespart: Seit 1990 immerhin sieben Millionen Tonnen. Die Industrie trug seit 1990 mit fast 65 Millionen Tonnen CO2-Minderung zur positiven Treibhausgasbilanz Deutschlands bei. Allerdings hat sich hier der nach unten gerichtete Trend seit 1996 deutlich verlangsamt.

Klimapolitisches Sorgenkind ist derzeit die Energiewirtschaft. Sie hat zwar seit Beginn der 90-ger Jahre massiv reduziert (minus 90 Millionen Tonnen). Dieser positive Trend wird allerdings seit 1999 konterkariert von einem massiven Anstieg der CO2-Emissionen in diesem Bereich (plus 34 Millionen Tonnen).

(EU, BMU, 22.06.2005 – DLO)

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