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Umwelt

Ertrinkt die Donau in Plastik?

In Europas zweitgrößtem Fluss schwimmt mehr Plastik als Jungfische

Verschiedene Kategorien von Plastik fanden die Forscher in dem Driftwasser der Donau © A. Lechner

Plastikmüll findet sich nicht mehr nur im Meer oder in Seen. Auch die Flüsse sind stärker belastet als bisher gedacht: In der Donau haben Forscher jetzt mehr Plastikpartikel und Kunststoffreste nachgewiesen als Fischlarven. Für die Lebenswelt des Flusses kann das fatale Folgen haben, wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Environmental Pollution“ berichten.

Weltweit sammelt sich Plastikmüll in den Ökosystemen an. Die riesigen schwimmenden Plastikteppiche in unseren Weltmeeren und die enormen Mengen an Plastik, die an den Küsten angespült werden, wecken schon seit längerem Besorgnis. Auch in Seen wie dem Genfer See oder den Großen Seen in den USA haben Forscher inzwischen hohe Mengen an Mikroplastik gefunden. Selbst die arktische Tiefsee ist bereits kontaminiert. In welchem Ausmaß auch unsere Flüsse von Plastik verseucht sind, war bislang jedoch nicht bekannt. Jetzt sind Forscher der Universität Wien bei einem Forschungsprojekt über Jungfische in der Donau auf enorme Mengen an Kunststoff gestoßen.

Donau transportiert mehr Plastik als Fischlarven

Für ihre Studie entnahmen die Limnologen in Uferbereichen der Donau über zwei Jahre insgesamt 951 Proben mit einem Driftnetz. Neben Fischlarven fanden sie in den Wasserproben auch enorme Mengen an Plastikpartikeln.

In Driftnetzen werden Organismen und Plastikpartikel aus dem Donauwasser gesammelt © H. Keckeis

Die Forscher zählten und wogen sowohl die Fischlarven als auch die Plastikpartikel und kalkulierten jeweils die Mengen, die das Donauwasser durchschnittlich transportiert. Sie fanden heraus: Zwischen Wien und Bratislava treiben mit 4,8 Gramm pro 1.000 Kubikmeter mehr Plastikpartikel als Fischlarven (3,2 Gramm) in der Donau. „Eine konservative Hochrechnung dieser Mengen ergibt einen geschätzten Eintrag von ca. 4,2 Tonnen Plastikmüll pro Tag von der Donau in das Schwarze Meer“, erklärt Hubert Keckeis von der Universität Wien.

Bei 79 Prozent des Plastiks handelte es sich um industrielle Rohmaterialien, wie etwa sogenannte Pellets, Spherules und Flakes. Diese Partikel haben einen Durchmesser von drei bis vier Millimetern. Die restlichen etwa 15 Millimeter großen Partikel konnten die Forscher nicht genauer zuordnen. Sie gehen davon aus, dass sie auf kommunalen Abfall zurückzuführen sind.

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Junge Fischlarve aus der Donau mit einem Plastikpartikel im Darmtrakt © R. Krusch

Die tödliche Wirkung des Plastiks auf die Fische

In einigen jungen Fischlarven fanden die Wissenschaftler sogar Plastikpartikel in dem Darmtrakt. Die Fische können die driftenden Plastikteilchen mit Nahrungspartikeln, wie Kleinkrebse oder Insektenlarven verwechseln, befürchten daher die Forscher. Die potenziellen Folgen reichen von einem „vorgetäuschten“ Sättigungsgefühl über mechanische Verstopfung und Verletzung des Darmtraktes bis hin zum Verenden der Tiere.

Zusätzlich könnten sich aus den Plastikpartikeln lösliche und gesundheitsschädliche Zusatzstoffe, wie etwa Phthalate oder Bisphenol A herauslösen und so in der Nahrungskette landen, befürchten die Wissenschaftler. Dies würde in letzter Konsequenz auch den Menschen betreffen. (Environmental Pollution, 2014; doi: 10.1016/j.envpol.2014.02.006)

(Universität Wien, 07.03.2014 – KEL)

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