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Paläontologie

Erster „Nussknacker“-Dinosaurier entdeckt

Psittacosaurus besaß Papageienschnabel und Magensteine

Sah so der Psittacosaurus gobiensis aus? © Arthur Weasley / GFDL

Pflanzen- oder Fleischfresser – diese grobe Unterteilung ist normalerweise alles, was Dinosaurierfossilien über die Ernährung der Tiere verraten. Aber es geht auch anders: Wissenschaftler haben erstmals einen Dino entdeckt, der eindeutig fast nur Nüsse und Samen gefressen haben muss. Sein Papageienschnabel und Mahlsteine im Magen belegen die Anpassung an diese Ernährung.

Im Jahr 2001 stießen Paläontologen in der Wüste Gobi in der Inneren Mongolei auf ein neues Dinosaurierfossil. Der rund 110 Millionen Jahre alte Dino stammt aus der mittleren Kreidezeit und wurde Psittacosaurus gobiensis getauft. Das Skelett wurde mitsamt umgebenden Funden in ein Labor transportiert und dort mehrere Jahre lang von einem chinesisch-amerikanischen Forscherteam präpariert und sorgfältig untersucht.

„Papageienschnabel“ zum Nüsseknacken

Die Wissenschaftler um Paul Sereno, Paläonotloge der Universität von Chicago, stellten schnell fest, dass das Tier eine extrem harte, spitz zulaufende Schnauze besaß – ähnlich einem Papageienschnabel. „Die Parallelen des Schädels zu dem von Papageien, die für ihre Nussknacker-Gewohnheiten unter den Dino-Nachfahren besonders bekannt sind, sind bemerkenswert“, erklärt Sereno. Nach Ansicht der Forscher ist dies ein Indiz dafür, dass auch der Psittacosaurus sich wahrscheinlich vorwiegend von hartschaligen Nüssen und Samen ernährt haben könnte.

Ein Haufen Magensteine im Bauch

Und noch einen Hinweis auf diese spezialisierte Ernährung entdeckten die Paläontologen: In der Magengegend des Tieres fanden sich zahlreiche rundgeschliffene Steine, die vermutlich einst in seinem Magen lagen. Vögel nutzen solche Magensteine normalerweise als Hilfsmittel, um ihre Nahrung zu zermahlen. Je mehr Magensteine ein Vogel besitzt, desto härter ist dabei meist sein Futter.

„Der Psittacosaurus hat einen großen Haufen von Magensteinen, mehr als 50, um was auch immer er frisst zu zermahlen“, so Sereno. „Und gemessen an seiner Körperlänge von gerade mal 90 Zentimetern ist das völlig überproportional.”

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Papageienschnabel und Magensteine als Anpassung © Todd Marshall

Dino war ein „Schrägwinkel-Kauer“

Aber noch etwas ist besonders an diesem Dinosaurier und seinem Fressverhalten: Er scheint auch eine bisher unbekannte Art des Kauens besessen zu haben, die Sereno und seine Kollegen „Schrägwinkelkauen“ getauft haben: „Die Kiefer werden zurück und aufwärts gezogen, anstatt sich einfach nur zu schließen oder sich vor und zurück zu bewegen“, erklärt der Forscher. „Es bleibt abzuwarten, ob auch andere pflanzenfressende Dinosaurier oder andere Reptilien den gleichen Mechanismus zeigen.“

Der seltsame Kau-Stil hat aber in jedem Falle auch das Rätsel der ungewöhnlichen Abnutzungsspuren auf den Zähnen des Sauriers gelöst. Denn obwohl Psittacosaurus einen festen, unflexiblen Schädel besitzt, zeigen seine Zähne die gleichen gleitenden Gebrauchsspuren wie die Mahlzähne von Pflanzenfressern mit flexiblen Schädeln.

(University of Chicago, 19.06.2009 – NPO)

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