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Geowissen

Erste Aufnahmen einer Gletscher-Grundline

Tauchroboter zeigt erstmals die Unterseite des antarktischen Thwaites-Gletschers

GRundlinie Thwaites-Gletscher
Diese Aufnahme machte der Tauchroboter IceFin an der Grundlinie des Thwaites-Gletschers. Sie zeigt die Stelle, an der sich die Gletscherunterseite vom Meeresgrund löst. © International Thwaites Glacier Collaboration / Georgia Tech-Schmidt lab

Spektakuläre Expedition: Zum ersten Mal hat ein Tauchroboter Aufnahmen von der Grundlinie eines großen Küstengletschers geliefert – der Zone, an der die Gletscherzunge sich vom Meeresgrund löst. Die Aufnahmen und Messdaten von der Grundlinie sollen helfen, das Verhalten des Thwaites-Gletschers in der Westantarktis besser zu verstehen. Er allein hat bereits zu vier Prozent zum globalen Meeresspiegelanstieg beigetragen.

Grundlinie
Lage und Form der Gletscher-Grundlinie © antarcticglaciers.org/ CC-by-nc 3.0

Die Grundlinie ist entscheidend dafür, wie schnell ein Küstengletscher fließt und wie viel Eis er verliert. Denn sie markiert die Zone, in der sich die Eismassen vom Untergrund lösen. Die Gletscherzunge vor der Grundlinie wird von wärmerem Meerwasser unterspült und ist daher wesentlich anfälliger für ein Abtauen. Je weiter die Grundlinie zurückweicht, desto instabiler wird der gesamte Eisstrom, in der Westantarktis könnte die Schmelze einiger Gletscher deshalb sogar schon unumkehrbar sein.

Eine wichtige Rolle dabei spielt der Thwaites-Gletscher in der westantarktischen Amundsen-See, einer der größten Gletscher der Antarktis. Er trägt zu rund vier Prozent zum Meeresspiegelanstieg bei und wird schon jetzt durch riesige Kavernen an seiner Unterseite destabilisiert. Sollte er kollabieren, könnte er die Pegel um mehr als 60 Zentimeter erhöhen. Entsprechend wichtig ist es, den Zustand der Grundlinie bei diesem Eisstrom zu kennen.

An der Grenze von Wasser, Eis und Sediment

Jetzt ist es einem Forscherteam gelungen, erstmals Fotos und Videoaufnahmen von dieser normalerweise unzugänglichen Zone zu erlangen. Möglich wurde dies mit einem speziell dafür entwickelten Tauchroboter. Der torpedoförmige „IceFin“ wurde zunächst weit vor der Gletscherfront durch ein 590 Meter tiefes Loch im Packeis in den darunterliegenden Ozean abgelassen. Von dort aus navigierte der Roboter unter dem Eis mehr als 1,5 Kilometer weit bis zur Grundlinie des Thwaites-Gletschers.

„Wir haben IceFin eigens so konstruiert, dass er die Grundlinie von Gletschern erreichen kann – einem Ort, der normalerweise nahezu unmöglich zu beobachten ist“, erklärt Britney Schmidt vom Georgia Institute of Technology. „Das ist das erste Mal, dass irgendjemand so etwas versucht hat und die Grundlinie eines großen Gletschers unter Wasser gesehen hat.“

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„Unglaubliche Wechselwirkungen“

Die ersten Fotos und Videos des Tauchroboters zeigen eine schräg vom Meeresgrund aufragende Eiswand – die Unterseite des Eisstroms. „Wir haben unglaubliche Wechselwirkungen an der Eiskante gesehen, angetrieben von den Sedimenten an der Grundlinie und dem schnellen Schmelzen des Eises durch das warme Meerwasser“, sagt Schmidt. Insgesamt führte IceFin fünf Tauchgänge unter dem Eis durch, zweimal schwamm er dabei bis dicht an die Grundlinie heran.

Mithilfe mehrerer Sensoren hat der Roboter dabei neben den Kameraaufnahmen auch Messdaten unter anderem zur Temperatur und zum Salzgehalt in dieser Zone gesammelt. Parallel dazu entnahmen die Wissenschaftler Bohrproben vom Meeresgrund und der Unterseite des Gletschers. „Diese Daten werden uns neue Einblicke in die dort stattfindenden Prozesse liefern, so dass wir die zukünftigen Veränderungen besser vorhersagen können“, sagt Keith Nicholls vom British Antarctic Survey.

Videoaufnahmen von der Grundlinie des Thwaites-Gletschers.© Icefin Robot

Quelle: Georgia Institute of Technology

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