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Geowissen

Erlebte die Erde einen „Weltenbrand“?

Vor rund 12.800 Jahren könnten rund zehn Prozent der Landfläche gebrannt haben

Kurz nach Ende der Eiszeit könnten katastrophale Feuer auf der Erde gewütet haben - möglicherweise verursacht durch Kometentrümmer. © Pexels.com

Globale Katastrophe: Vor knapp 12.900 Jahren könnte ein wahrer „Weltenbrand“ weite Teile der Erde in Flammen gesetzt haben. Auf rund zehn Prozent der Landfläche wüteten damals Feuer, wie Analysen von Eisbohrkernen und Sedimentproben aus 170 Orten weltweit belegen. Ursache dieser gewaltigen Brände könnte die Kollision der Erde mit den Trümmern eines großen Kometen gewesen sein, wie die Forscher im Fachmagazin „Journal of Geology“ berichten.

Schon länger rätseln Forscher darüber, weshalb das Erdklima nach dem Ende der Eiszeit noch einmal eine Art Rückfall erlebte: Vor rund 12.900 Jahren fielen die Temperaturen abrupt um mehrere Grad und es wurde trockener. Für viele große Säugetiere war dieser erneute Klimaumschwung fatal: Sie starben aus. Und auch die Menschen, die gerade erst wieder in die nördlichen Gefilde zurückgekehrt waren, könnten darunter gelitten haben.

Doch was war schuld an diesen Kälteeinbruch? Einige Forscher halten den Einschlag eines Meteoriten oder Kometen für die Ursache. Denn in Ablagerungen aus dieser Zeit wurden vermehrt geschmolzene Gesteinskügelchen und andere Impaktrelikte entdeckt. Wo dieser Einschlag jedoch stattfand und wo der Krater liegt, ist unklar – entsprechend umstritten ist diese Theorie.

Ruß und Ammoniak in Bohrkernen

Jetzt könnten Wendy Wolbach von der DePaul University in Chicago und ihre Kollegen weitere Indizien für eine solche Einschlagskatastrophe gefunden haben. Für ihre Studie hatten sie Sediment- und Eisbohrkerne aus 170 verschiedenen Orten in Europa, Asien und Nord- und Südamerika untersucht. Sie analysierten dabei gezielt die Schichten aus der jüngeren Dryas – der Zeit des möglichen Impakts.

Und tatsächlich: Die Forscher fanden gleich mehrere Auffälligkeiten in den Schichten aus der Zeit vor gut 12.800 Jahren. Im Eis aus Grönland, Russland und der Antarktis zeigten sich erhöhte Werte von Ammoniak, Kohlendioxid, Nitrat und weiteren typischerweise bei Bränden freigesetzten Schwebstoffen. Parallel dazu stieg auch der Staubgehalt des Eises. In den Sedimentbohrkernen registrierten die Wissenschaftler stark erhöhte Mengen von Ruß und Kohlepartikeln.

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Zehn Prozent der Landfläche betroffen

Nach Ansicht der Forscher spricht dies dafür, dass damals ausgedehnte Brände auf der Erde wüteten. „Die Messungen enthüllen einen Peak brennender Biomasse am Anfang der jüngeren Dryas“, berichten Wolbach und ihre Kollegen. „Die Werte sind dabei die höchsten des gesamten Quartärs.“ Anhand der Konzentrationen von Ruß und anderen Partikeln haben sie ausgerechnet, wie umfangreich die Brände gewesen sein könnten.

Das erstaunliche Ergebnis: „Alles spricht dafür, dass damals rund zehn Millionen Quadratkilometer in Flammen standen – das entspricht rund zehn Prozent der irdischen Landfläche“, sagt Koautor Adrian Melott von der Kansas University. Sollte sich dies bestätigen, könnte damals sogar ausgedehntere Brände gewütet haben als nach dem Einschlag des Chicxulub-Asteroiden. Der Rauch dieser Brände könnte die Atmosphäre über Jahre verdunkelt haben – und damit die Abkühlung erklären.

Waren Trümmer eines Kometen an den Bränden schuld? © Igor Zhuravlov / iStock.com

Kometentrümmer als Zündfunken?

Als Ursache der Brände sehen die Wissenschaftler den umstrittenen Dryas-Meteoriteneinschlag. Glühende Fragmente des Kometen oder Asteroiden könnten als gewaltige Feuerbälle vom Himmel gefallen sein und die Vegetation vielerorts in Brand gesteckt haben. „Dieser Einschlag ist zwar bisher nur eine Hypothese, aber unsere Studie liefert nun eine Menge Belege dafür“, sagt Melott. „Unserer Ansicht nach sind diese nur durch einen großen kosmischen Impakt erklärbar.“

Zumindest zeitlich scheinen die Brände zur Dryas-Theorie zu passen: Die Ruß-, Staub- und Ammoniak-Peaks in den Sedimenten und im Eis wurden im gleichen Zeitraum abgelagert wie die bisher bekannten, wenn auch in ihrer Interpretation umstrittenen Funde von Schmelztröpfchen, Platin, Nanodiamanten und anderen potenziellen Impaktrelikten. (The Journal of Geology, 2018, doi: 10.1086/695703, doi: 10.1086/695704)

(University of Kansas, 05.02.2018 – NPO)

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