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Umwelt

Erdüberlastungstag: Ab jetzt leben wir auf Pump

Menschheit hat alle nachhaltig nutzbaren Ressourcen für 2018 aufgebraucht

2018 liegt der Erdüberlastungstag auf dem 1. August - die Menschheit bräuchte 1,7 Erden um ihren Ressourcenverbrauch zu decken. © NASA/ freeimages

Ab dem 1. August bräuchten wir eine zweite Erde. Denn bis zu diesem Tag hat die Menschheit alle nachhaltig nutzbaren Ressourcen für dieses Jahr aufgebraucht. Der sogenannte Erdüberlastungstag ist damit erneut weiter nach vorne gerückt – im vergangenen Jahr lag er noch einen Tag später, 2016 sogar eine Woche später. Der ökologische Fußabdruck der Menschheit ist weiter angewachsen – inzwischen bräuchten wir 1,7 Erden, um unseren jährlichen Ressourcenverbrauch zu decken.

Der „Earth Overshoot Day“ – Erdüberlastungstag – markiert den Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen verbraucht hat, die die Erde im Jahr regenerieren kann. Er wird alljährlich von Wissenschaftlern des Global Footprint Networks und der New Economic Foundation auf Basis des ökologischen Fußabdrucks ermittelt: Das, was wir an Treibhausgasen ausstoßen, an Wasser verbrauchen oder für unseren Konsum verarbeiten, wird aufgerechnet gegen die Fähigkeit der weltweiten Ökosysteme, Ressourcen zu erneuern und Abfälle aufzunehmen.

Raubbau auf Kosten unserer Nachkommen

In diesem Jahr liegt der Erdüberlastungstag am 1. August – und damit so früh wie noch nie zuvor. Die Schere zwischen dem Ressourcenverbrauch der Menschheit und dem, was unser Planet leisten kann, klafft immer weiter auseinander. Der ökologische Fußabdruck der Menschheit ist inzwischen so groß, dass wir 1,7 Erde bräuchten, um unseren jährlichen Bedarf an Ressourcen und „planetaren Dienstleistungen“ zu decken.

„Unsere Wirtschaften verfahren mit unserem Planeten nach dem betrügerischen Schneeballsystem: Wir verbrauchen die Ressourcen der Zukunft, um in der Gegenwart zu funktionieren und geraten dadurch immer weiter in die ökologischen Schulden“, sagt Mathis Wackernagel, CEO des Global Footprint Network.

Länder mit dem größten Ressourcenverbrauch © Global Footprint Network

Deutschland bräuchte drei Erden

Doch je nach Land gibt es durchaus Unterschiede im ökologischen Fußabdruck und damit auch dem nationalen Overshoot Day. Wie zu erwarten liegen dabei die reichen Industrieländer mit ihrem hohen Ressourcenverbrauch ganz weit vorne: Spitzenreiter sind die USA: Würde die gesamte Weltbevölkerung leben wie die US-Amerikaner, bräuchten wir jedes Jahr fünf Erden. Dahinter folgen Australien mit 4,1 Erde, Südkorea mit 3,5 und Russland mit 3,3.

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Deutschland liegt beim ökologischen Fußabdruck auf Platz fünf: Würden alle Erdbewohner so leben wie wir, bräuchten wir drei Erden. Unseren nationalen Overshoot Day haben wir deswegen schon am 2. Mai. passiert. „Deutschland gehört zum oberen Viertel aller Länder mit einer enorm großen Erdüberlastung“, sagt Julia Otten von Germanwatch. „Die hohen CO2-Emissionen in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr spielen für die Erdüberlastung eine zentrale Rolle.“

Immerhin gibt es eine leichte Verbesserung: Im Jahr 2017 lag der nationale Overshoot Day noch auf dem 24. April und damit noch früher. Tatsächlich ist der ökologische Fußabdruck Deutschlands seit dem Jahr 2000 um acht Prozent gesunken, wie das Global Footprint Network ausgerechnet hat.

Ins Ausland verlagert

Gerade die reichen Länder verlagern jedoch große Teile ihres ökologischen Fußabdrucks ins Ausland: Durch den Import von Waren und Nahrungsmitteln aus fernen Ländern geschieht der größte Raubbau oft sogar anderswo. Allein Deutschland ist durch seine Importe und die damit verbundenen Lieferketten für die Gefährdung von 395 Arten weltweit verantwortlich, wie Forscher vor einigen Jahren ermittelten. Umgekehrt geht ein Fünftel des globalen Wasser-Fußabdrucks auf Exporte zurück.

„Unendliches Wirtschaftswachstum lässt sich nicht vom Ressourcenverbrauch entkoppeln. Durch die Auslagerung der Produktion unserer Güter in andere Länder wälzen wir die Kosten unserer ressourcenintensiven Lebensweise auf den globalen Süden ab“, kommentiert Kristina Utz von FairBindung.

Earth Overshoot Day und ökologischer Fußabdruck kurz erklärt© Sustainability Illustrated

Was kann man tun?

Das Global Footprint Network schlägt einige ganz konkrete Maßnahmen vor, mit denen der Erdüberlastungstag wieder nach hinten verschoben werden kann. Würden alle Stadtbewohner beispielsweise die Hälfte ihrer Autofahrten durch öffentliche Verkehrsmittel, Laufen oder Radfahren ersetzen, dann rückte der nächste Overshoot Day um zwölf Tage nach hinten.

Würden alle Erdbewohner ihren Lebensmittelabfall um die Hälfte verringern, auf CO2-intensive Lebensmittel verzichten und nicht mehr Kalorien vertilgen als nötig, dann ließe sich der Erdüberlastungstag um 38 Tage nach hinten schieben. Eine weltweite Reduktion der Kohlenutzung um 50 Prozent würde das Datum sogar um 93 Tage nach hinten rücken. „Es ist Zeit, dieses ökologische Schneeballsystem zu beenden und unsere Kreativität und unsern Einfallsreichtum einzusetzen, um eine Zukunft ohne planetare Zerstörung zu erreichen“, so Wackernagel.

Folgen schon jetzt zu spüren

Dringend ist dies auch deshalb, weil wir die Folgen des Raubbaus am Erdsystem inzwischen ganz konkret zu spüren bekommen: Hitzewellen in vielen Teilen der Welt, immer häufigere Dürren und Waldbrände, aber auch sintflutartige Regenfälle – Wetterextreme wie diese sind ein Symptom des Klimawandels und damit auch der Überlastung unseres Planeten, wie Wackernagel erklärt: „Dies sind die Konsequenzen, wenn wir das ökologische Budget des einzigen Planeten überziehen, den wir haben.“

Zu den Auswirkungen gehören aber auch überfischte Ozeane, eine schon drei Viertel der Landflächen umfassende Bodenerosion sowie der globale Artenschwund.

(Global Footprint Network, INKOTA, 01.08.2018 – NPO)

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