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Zoologie

Erdmännchen erkennen sich an der Stimme

Playback-Experimente enthüllen Fähigkeit, Gruppenmitglieder zu unterscheiden

Erdmännchen © UZH

Die Erdmännchen in der südafrikanischen Kalahari-Wüste erkennen Mitglieder ihrer eigenen Gruppe an der Stimme. Dies haben Wissenschaftler jetzt bei Freilanduntersuchungen erstmals gezeigt. Bisher sei man davon ausgegangen, dass die Tiere Artgenossen zwar identifizieren, aber nicht eindeutig voneinander unterscheiden können, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Biology Letters“. Ihre Experimente widerlegten nun diese Annahme.

„Wir gehen davon aus, dass Erdmännchen die einzelnen Gruppenmitglieder auseinanderhalten können“, sagt Simon Townsend von der Universität Zürich, der Erstautor der neuen Studie. Es sei allerdings noch unklar, welche kognitiven Mechanismen diesem Unterscheidungsvermögen zugrunde lägen. Genauer untersucht werden müsse zudem, ob das Erkennen der Gruppenmitglieder allein vom Gehör abhänge.

Andere Individuen an der Stimme zu erkennen, falle Menschen leicht, schreiben die Forscher. Auch Affen wie Makaken verfügten über diese Fähigkeit. Ob auch andere in sozialen Verbänden lebende Säugetiere dies könnten, sei dagegen bislang unklar gewesen. Die neue Studie habe dies aber nun bestätigt.

Erdmännchen machen Arbeitsteilung

Erdmännchen leben in Kolonien zusammen, die meist bis zu 30 Mitglieder haben. Die Tiere sind bestens organisiert und teilen sich die in der Gruppe anfallenden Arbeiten: Es gibt Wächter, Jäger und Babysitter.

Dabei sei die Kommunikation zwischen den Teammitgliedern äußerst wichtig, schreiben die Forscher. Die Erdmännchen koordinierten ihre Aktivitäten mit Rufen und warnten die Artgenossen so beispielsweise vor herannahenden Fressfeinden. In früheren Untersuchungen seien bereits viele Laute der Erdmännchen entschlüsselt worden.

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Wächter in der Wüste: Erdmännchen in der Kalahari © UZH

Playback-Experimente mit frei lebenden Tieren

Um nun herauszufinden, ob die Tiere auch Stimmen erkennen können, führten die Wissenschaftler neuartige Playback-Experimente an frei lebenden Erdmännchen durch. Im ersten Versuch spielten sie den Tieren nacheinander zwei unterschiedliche, aber vom gleichen Gruppenmitglied stammende Rufe vor. Diese kamen jedoch aus verschiedenen Richtungen. Dieser in der Realität unmöglichen Situation hätten sie ein realistisches Szenario gegenübergestellt, schreiben die Wissenschaftler. Dabei hörten die getesteten Erdmännchen die Laute zweier unterschiedlicher Artgenossen.

Die Erdmännchen hätten in den Experimenten stärker auf das unmögliche Szenario reagiert, als auf die Rufe von verschiedenen Individuen. Die Tiere seien demnach in der Lage einzelne Mitglieder ihrer Gruppe anhand der Stimme zu unterscheiden, schlussfolgern die Verhaltensbiologen. (Biology Letters, 2011; Doi:10.1098/rsbl.2011.0844)

(Universität Zürich, 14.10.2011 – DLO)

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