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Archäologie

Entdeckungen aus der Luft

Fundplätze in Ostgeorgien belegen kulturelle Verbindung zwischen Europa und Asien

Vorform einer Stadt am Siedlungshügel Tachtiperda © Dr. Baoquan Song

Zahlreiche neue Bodendenkmäler aus vorgeschichtlicher Zeit hat ein archäologisches Forschungsteam in Ostgeorgien entdeckt und konnte damit eine kulturelle Verbindungen zwischen Europa und Asien nachweisen. Das Besondere: Die Forscher erkundeten die Regionen im Süden des Kaukasus aus der Luft.

Vorform einer Stadt entdeckt

Ziel der Expedition unter Leitung von Dr. Baoquan Song von der Ruhr-Universität Bochum war es, die parallel laufenden Grabungen des Deutsch-Archäologischen Instituts (Berlin, DAI) in Kachetien mit geomagnetischen und luftbildarchäologischen Methoden zu unterstützen. Die prähistorische Sielungsgeschichte in diesem geographischen Raum lässt sich auf diese Weise besser erforschen. Kachetien ist die östlichste Provinz im heutigen Georgien (Westen Asiens) und galt früher als Durchgangszone zwischen Europa und Asien.

Die Regionen zwischen dem Großen Kaukasusgebirge im Norden und dem Kleinen Kaukasus im Süden sind für die Archäologen besonders interessant: Dort siedelten sich früher viele verschiedene Stämme an, so dass die Wissenschaftler dort kulturelle Verbindungen zwischen Europa und Asien vermuten. Seit fünf Jahren schon wird ein großer Siedlungshügel namens Tachtiperda aus der Zeit zwischen dem 15. und siebten Jahrhundert vor Christus archäologisch untersucht. Die Forscher glauben, dass es sich dabei um eine Vorform einer Stadt gehandelt hat.

Höhensiedlungen und Hügelgräber

Die RUB-Expedition hat diese Theorie aus der Luft (die sog.

Flugprospektion) überprüft. Untersucht wurden sieben Hektar Gelände mit umfangreichen Siedlungsstrukturen. Die Wissenschaftler beflogen rund 500 km² und entdeckten neue Fundstellen aus der Luft, die sie untersuchten und dokumentierten. Dabei fanden sie neue Bodendenkmäler, wie Höhensiedlungen und Hügelgräber. Diese erkennt man auf Luftbildfotografien durch Schatten- und Bodenmerkmale, sofern sie noch oberirdisch erhalten sind.

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In landwirtschaftlich intensiver genutzten Regionen dagegen sind solche Fundstellen von der Erdoberfläche bereits verschwunden; dann helfen Bewuchsmerkmale, sie zu erfassen. Denn dort, wo Steinstrukturen unter der Erde sind, wachsen Pflanzen schlechter als auf unberührtem Boden. Umgekehrt gedeiht die Vegetation besonders gut über Gräbern und Gruben und zeichnet damit die unterirdische Struktur an der Erdoberflächliche nach.

Die Technik: Fluxgate Gradiometer

Eine weitere Methode der archäologischen Prospektion ist die geomagnetische Messung mit einem Fluxgate Gradiometer. Nachdem die Fachleute die neuen Fundstellen aus der Luft entdeckt haben, messen sie mit diesem Gerät systematisch das unsichtbare magnetische Feld an der Erdoberfläche. Gesucht werden lokale magnetische Störungen, wie Erdbewegung, Verbrennungen und andere künstliche Eingriffe im Erdreich. Die Messdaten stellen die Archäologen mithilfe der Digitaltechnik wie bei einer Röntgenaufnahme dar, so dass Hausfundamente, Wege, Öfen und Gräber unter der Oberfläche als Graustufen auf dem Monitor zu erkennen sind.

Ausdehnung auf Georgien

Den RUB-Archäologen ist es gelungen, durch ihre Luftbilder die Vermutung einer kulturellen Verbindung in Südkaukasus zwischen Europa und Asien zu bestätigen. Ein entsprechender Bericht über die bisherigen Untersuchungen veröffentlicht der Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte voraussichtlich Ende des Jahres. Da die Flugprospektion so erfolgreich war, werden die Forscher sich in naher Zukunft wahrscheinlich ganz Georgien zuwenden und das Land auf die Jahrhunderte vor Christus untersuchen.

(Ruhr-Universität Bochum, 26.09.2006 – NPO)

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