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Archäologie

Einzigartiger Sabäer-Tempel ausgegraben

Wissenschaftler erforschen Beziehungen zwischen Arabien und Afrika

Der Grabungsplatz mit der antiken Tempelanlage in Wuqro. © DAI

Einen Tempel aus der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. haben Archäologen im November in Äthiopien ausgegraben. Das Heiligtum ist dem sabäischen Hauptgott Almaqah gewidmet. Es ist eines der frühesten Zeugnisse der südarabischen Besiedlung in Nordostafrika.

Bei Grabungen der äthiopischen Kulturbehörde waren schon im Dezember vergangenen Jahres nahe des Ortes Wuqro im Hochland von Tigray mehrere Kultobjekte mit erstklassiger Qualität gefunden worden. Darunter befindet sich auch ein Altar mit einer Widmungsinschrift. Ein bislang nicht bekannter König erwähnt darin seine Inthronisation im Tempel von Yeha.

Zentralheiligtum der Sabäer in Äthiopien

„Das Zentralheiligtum der Sabäer in Äthiopien ist hier zum ersten Mal schriftlich erwähnt“, erläutert Projektleiter Professor Norbert Nebes von der Universität Jena. „Die Zeichenformen und ihre sorgfältige Ausführung sind mit den frühen Zeugnissen der altsüdarabischen Hochkulturen an der Weihrauchstraße vergleichbar, wie wir sie aus dem Jemen kennen“, so der Forscher weiter.

Zu den Funden zählen die Kalksteinstatue einer Frau und mehrere Altäre. Vor dem Tempel breitete sich ein großräumiger Kulthof mit mehreren Seitenräumen aus, in denen in den nächsten Kampagnen weiter gegraben werden soll. Im Zentrum der Kultstätte stand ein Altar mit Opferbecken und Ausflüssen in Stierkopfgestalt sowie einer mehrere Meter langen Ablaufrinne.

Einzigartige architektonische Zeugnisse

„Qualität und Erhaltung sind bislang einmalig in der noch jungen äthiopischen Archäologie“, sagt Professor Ricardo Eichmann aus der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). In seiner Vollständigkeit und dem klaren Zusammenhang zum Tempelbau gebe es im altsüdarabischen Raum bislang keine vergleichbaren architektonischen Zeugnisse.

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Grabungsleiter Pawel Wolf, der auch die archäologische Oberflächenbegehung leitete, ist sich sicher, dass der Tempel nicht allein stand. Der Berliner Wissenschaftler vermutet in der Umgebung des Heiligtums weitere Siedlungen aus dem ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung.

Der Altar mit dem Opferbecken befand sich im Zentrum der Kultstätte. © DAI

Weitere Grabungen geplant

Künftige Grabungen sollen nun über die Besiedlung des äthiopischen Hochlandes durch die Sabäer und ihr Zusammenleben mit der einheimischen Bevölkerung Aufschluss geben. Eichmann und Nebes haben deshalb kürzlich mit dem Leiter der Tigrai Tourism and Culture Commission (TCC) Ato Kebede Amare eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.

Diese sieht die großräumige landschaftsarchäologische Erforschung mit detaillierten Grabungen an ausgewählten Fundplätzen vor. Ein weiteres Projekt zur Kartierung archäologischer Fundplätze im Hochland von Tigray durch den Berliner Professor Steffen Wenig soll folgen.

(idw – Universität Jena, 02.12.2008 – DLO)

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