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Umwelt

Ein Brot und sein ökologischer Fußabdruck

Forscher berechnen Umweltbilanz der Backware

Welche Ökobilanz hat dieses Vollkornbrot? Und was spielt dafür eine Rolle? Forscher haben genau das jetzt ermittelt. © Anna Liebiedieva/ iStock.com

Ökobilanz berechnet: Schon die Produktion eines einzigen Laibs Vollkornbrot hinterlässt auf unserem Planeten deutliche Spuren. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher, die den ökologischen Fußabdruck der Backware ermittelt haben – vom Getreideanbau bis zum Backvorgang. Vor allem die Kultivierung des Korns schlägt demnach negativ zu Buche. Ein großes Problem dabei: der massive Einsatz Nitrat-haltiger Düngemittel.

Ob Flugreisen, Kleiderkauf oder genussvolles Essen: Fast alles was wir tun, hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck. Die Lebensmittelproduktion nimmt dabei eine bedeutende Rolle ein. Immerhin rund ein Drittel aller Treibhausgasemissionen weltweit gehen auf die Herstellung von Nahrungsmitteln zurück.

Grundsätzlich ist das nichts Neues. Experten plädieren aus diesem Grund schon länger dafür, beim Essen auch an die Umwelt zu denken. Wer beispielsweise vor allem regional und saisonal einkauft oder sich vegetarisch ernährt, tut der Natur einen Gefallen. Völlig vermeiden lassen sich schädliche Auswirkungen bei der Produktion von Lebensmitteln jedoch nicht. Hinzu kommt: Viele Verbraucher wissen oft gar nicht, welche Spuren ein bestimmtes Produkt bei seinem Weg ins Supermarktregal in der Umwelt hinterlassen hat.

Vom Getreideanbau bis zum Backvorgang

„Zu wissen, welche Schritte der Produktion sich wie stark auf die Umwelt auswirken, ist aber notwendig. Nur so können Landwirte, Lebensmittelindustrie und Verbraucher verantwortlich handeln und versuchen, diese Einflüsse künftig zu reduzieren“, schreiben Wissenschaftler um Liam Goucher von der University of Sheffield.

Die Forscher sind deshalb mit gutem Beispiel vorangegangen und haben sich die Mühe gemacht, den ökologischen Fußabdruck eines Produkts, das jeden Tag auf unseren Tellern landet, einmal im Detail nachzuvollziehen. Sie wollten wissen: Welche Ökobilanz hat eigentlich die Produktion eines einzigen Laibs Brot – vom Getreideanbau bis zum Backvorgang?

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Der Weizenanbau macht einen Großteil des ökologischen Fußabdrucks eines Brotes aus. © Sandra H/ pixabay

Emissionen für 800 Gramm volles Korn

Für ihre Analyse betrachteten Goucher und seine Kollegen ein 800 Gramm schweres Vollkornbrot, das in Großbritannien hergestellt wird. Sie sammelten für jeden Aspekt des Herstellungsprozesses umweltrelevante Daten und wendeten diese Informationen auf sechs Kategorien an – unter anderem Treibhauspotenzial, Trinkwasserverschmutzung und Produktion von gesundheitsschädlichen Toxinen.

Dabei fanden sie zum Beispiel heraus: Das Treibhauspotenzial der gesamten Produktionskette entspricht 0,589 Kilogramm CO2-Äquivalenten. Zum Vergleich: Eine Milchkuh produziert durch ihren Methanausstoß nach Angaben der Umweltorganisation WWF knapp 2,35 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Bedenkt man allerdings, dass sich die Berechnungen der Forscher lediglich auf ein einziges kleines Brot beziehen und dass die meisten von uns weitaus mehr Brot als Rindfleisch verzehren, sind die Emissionen durchaus nicht unerheblich.

Problemfall Düngemittel

Der Löwenanteil des ökologischen Fußabdrucks geht auf die Kultivierung des verwendeten Getreides zurück. Dieser Schritt ist der Auswertung zufolge für mehr als die Hälfte der schädlichen Umwelteinwirkungen verantwortlich – alle Kategorien gemeinsam betrachtet. Vor allem der massive Einsatz von Ammonium- und Nitrat-haltigen Düngemitteln schlägt hier negativ zu Buche. Diese Stoffe belasten das Grundwasser und gelangen durch natürliche Prozesse zum Beispiel als klimaschädliches Lachgas in die Atmosphäre.

Das Düngen des Felder mit Ammonium- und Nitrat-haltigen Düngemitteln ist für mehr als die Hälfte der negativen Umweltfolgen verantwortlich. © pixwel1/ pixabay

An dieser Stelle müsste man den Forschern zufolge ansetzen, um die Ökobilanz des Brotes zu verbessern. Problematisch allerdings: Viele Landwirte können nur reiche Ernten erzielen und wirtschaftlich produzieren, wenn sie intensiv düngen. Der Einsatz günstiger, oft subventionierter Düngemittel ist deshalb an der Tagesordnung.

Ein Umdenken sei nicht in Sicht: „Der Fokus des Systems liegt eben darauf, Geld zu verdienen – und nicht, möglichst nachhaltige Nahrungsmittel herzustellen“, schreiben Goucher und seine Kollegen. Die Abhängigkeit vom Dünger bleibe eine der größten, ungelösten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

Alle müssen mitmachen

Die Forscher betonen aber: Auch wenn manche Beteiligte mehr Verantwortung für den ökologischen Fußabdruck des Brotes tragen als andere, sei nur eine ganzheitliche Herangehensweise langfristig zielführend. Um nachhaltige Verbesserungen zu erwirken, müssten sich deshalb alle Akteure beteiligten – vom Düngemittelhersteller, über den Bauern, den Müller, die Bäckerei, bis hin zum Einzelhändler und dem Verbraucher. (Nature Plants, 2017; doi: 10.1038/nplants.2017.12)

(Nature, 28.02.2017 – DAL)

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