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Edelsteine aus Leidenschaft

75jähriges Jubiläum der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft in Vorbereitung

Mondsteine im Cabochon-Schliff © DGemG

Im Rohzustand wirken selbst Diamanten eher unscheinbar und die Schönheit vieler Edelsteine kommt häufig erst durch den passenden Schliff zustande. Für Laien ist es zudem fast unmöglich, einen echten Edelstein von einer brillanten Imitation oder Synthese zu unterscheiden. Zu diesem Zweck bildet die Deutsche Gemmologische Gesellschaft (DGemG) daher schon seit 75 Jahren Fachleute aus und entwickelt ständig neue Methoden zur Edelsteinprüfung. In einem Interview gibt der Präsident Dr. Thomas Lind Auskünfte über Edelsteine und seine Arbeit.

GeoUnion:

Was macht einen Stein zum Edelstein?

Lind:

Edelsteine sind in der Regel Minerale oder Gesteine, die aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften zu Schmuckzwecken verwandt werden. Die bekanntesten Edelsteine sind sicherlich Diamanten, Rubine, Saphire oder Smaragde. Aber auch Achate, Opale, Jade oder Türkis gehören dazu. Als Sonderform gibt es zudem noch Biomineralisate wie Korallen, Perlen oder Bernstein. Rund 70 unterschiedliche Edelsteine sind heute bekannt. Sie alle müssen vor allem drei Eigenschaften erfüllen: Schönheit, Unvergänglichkeit und Seltenheit.

Die Schönheit manifestiert sich vor allem in ihrer Brillanz, verursacht durch Dispersion und Lichtbrechung, sowie der Farbe. Besonders auffällig sind Farbspiele durch Interferenzerscheinungen wie beim Opal oder Mondstein. Aber auch besondere Einschlüsse können in Wechselwirkung mit einfallendem Licht spezielle optische Erscheinungen wie den Asterismus (Sterneffekt) hervorrufen. Die Unvergänglichkeit betrifft nicht nur die Diamanten, die ja auch schon einmal als Sinnbild für die Ewigkeit gebraucht werden. Vielmehr zeichnen sich alle Edelsteine durch ihre relativ hohe Härte beziehungsweise Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen aus. Seltenheit schließlich äußert sich durch ein vergleichsweise geringes Verhältnis von Angebot zu Nachfrage, das sich wiederum in relativ hohen Preisen für Edelsteine niederschlägt.

GeoUnion:

Seit wann nutzt der Mensch die Edelsteine?

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Lind:

Bereits von prähistorischen Funden aus der Altsteinzeit sind Arbeiten aus Mammutelfenbein, Rentiergeweihen oder auch Bernstein bekannt. Viele dieser prähistorischen Stücke hatten sicherlich magisch-religiöse, viele jedoch auch rein dekorative Aufgaben zu erfüllen. Sie dienten vor allem der zur Schaustellung des gesellschaftlichen Ranges des Trägers beziehungsweise der Trägerin – es waren Status- und Machtsymbole.

Gelber Diamant © DGemG

Die bislang älteste bekannte Gravur ist über 70.000 Jahre alt und wurde im Jahr 2002 in einer südafrikanischen Höhle gefunden. Es handelt sich dabei um geometrische Figuren, die mit Hilfe von Knochen in getrockneten Lehm eingraviert wurden. Je weiter sich jedoch die handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten des Menschen fortentwickelten, desto vielfältiger wurde natürlich auch die Verwendung der zu Schmuckzwecken verwendeten Materialien: vor allem Edelmetalle und Edelsteine.

GeoUnion:

Wie wird aus dem Rohmaterial ein Schmuckstein?

Lind:

Die Edelsteineigenschaften „Schönheit“ und „Seltenheit“ waren in den Jahrtausenden der Schmuckverarbeitung natürlich starken Wandlungen unterworfen. Dennoch ist bezeichnend, dass von den tausenden Mineralen und Gesteinen, die wir heute kennen, nur rund siebzig jemals zu Schmuckzwecken verarbeitet worden sind, und das relativ konstant über die Jahrhunderte hindurch.

Edelsteine werden normalerweise nicht in ihrem Rohzustand zu Schmuck verarbeitet. Vielmehr werden sie erst durch Edelsteinschleifer so bearbeitet, dass ihre Schönheit optimal zur Geltung kommt. Die meisten Steine erhalten ihre Brillanz durch den Facettenschliff oder den Cabochonschliff. Diese betonen die optischen Eigenschaften der Edelsteine und bringen die lichtbrechenden Wirkungen sprichwörtlich erst ans Tageslicht.

GeoUnion:

Was sind die Aufgaben der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft?

Edelsteinuntersuchung © DGemG

Lind:

Die Deutsche Gemmologische Gesellschaft mit Sitz in Idar-Oberstein, dem europäischen Zentrum der Edelsteinverarbeitung, arbeitet ständig an der Weiterentwicklung von Methoden, um geschliffene Edelsteine zu erkennen beziehungsweise von Imitationen und Synthesen sicher zu unterscheiden. Diese Methoden müssen vor allem schnell, zuverlässig und zerstörungsfrei sein, damit sie routinemäßig in der Praxis der Edelsteinuntersuchung angewendet werden können. Hierbei sind das Edelsteinmikroskop sowie das Edelsteinrefraktometer wichtige Hilfsmittel. Zusätzlich kommen aber auch spektroskopische Methoden und physikalisch-chemische Analysemethoden wie die Mikrosondenanalyse zum Einsatz.

Die Deutsche Gemmologische Gesellschaft unterhält darüber hinaus ein Ausbildungszentrum. Hier vermitteln wir im Rahmen der gemmologischen Ausbildung die Grundlagen für eine sichere, routinemäßige Erkennung der Edelsteine und ihrer Nachahmungen beziehungsweise Synthesen. Vom 22. – 24.06.2007 findet aus Anlass des 75jährigen Gründungsjubiläums der DGemG ein internationales wissenschaftliches Symposium statt. Es steht unter dem Motto „Presence and Future of Gemmology“.

Weitere Informationen erhalten Sie bei der DGemG

(Thomas Lind, Deutsche Gemmologische Gesellschaft, 22.12.2006 – AHE)

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