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Archäologie

Dürre legt „spanisches Stonehenge“ frei

Sinkender Wasserspiegel lässt Dolmen von Guadalperal aus Stausee auftauchen

Dolmen von Guadalperal
Der 7.000 Jahre alte Dolmen von Guadalperal ist erstmals seit den 1960er Jahren wieder ganz zu sehen – der sinkende Pegel eines Stausees hat dieses Steinzeit-Monument freigelegt. © Pleonr/ CC-by-sa 4.0

Megalith-Monument enthüllt: Die Dürre dieses Sommers hat in Spanien ein 7.000 Jahre altes Steinzeit-Monument freigelegt – den Dolmen von Guadalperal. Diese prähistorische Anlage aus mehr als 140 Steinen wurde 1920 entdeckt, versank aber in den 1960ern in den Fluten eines Stausees. Erst Ende Juli 2019 hat der sinkende Wasserspiegel des Sees das Megalith-Monument wieder freigegeben. Jetzt wird diskutiert, ob der Dolmen versetzt werden soll.

Ob Stonehenge, die Menhire von Karnak in Frankreich oder steinzeitliche Ganggräber auf der Iberischen Halbinsel: Vor gut 6.500 Jahren begann entlang der Küsten Westeuropas die Ära der Megalith-Bauwerke. Eine noch unbekannte Kultur von Seefahrern verbreitete damals die Sitte, Gräber, Himmels-Observatorien und Heiligtümer aus großen, aufgerichteten Steinen zu errichten.

Valdecanas-Reservoir
Satellitenbild des Valdecanas-Reservoirs mit dem Standort des Dolmen. © NASA/USGS, Landsa

7.000 Jahre alter Dolmen aufgetaucht

Jetzt ist in Spanien ein weiteres dieser Megalith-Monumente aufgetaucht – buchstäblich. Denn die 7.000 Jahre alte Anlage wurde dank der Dürre dieses Jahres von den sinkenden Pegeln eines Stausees freigelegt. Der Dolmen von Guadalperal liegt knapp 100 Kilometer südwestlich von Madrid. Die Anlage besteht aus mehr als 140 Steinblöcken, die in mehreren Kreisen angeordnet sind und einst möglicherweise als Grab, ritueller Ort oder Markierung für einen Handelsplatz dienten. In dem großen Eingangsstein sind eine menschliche Figur und eine gewellte Linie eingeritzt – ob diese eine Schlange oder den nahen Fluss Tajo darstellt, ist jedoch unter Archäologen umstritten.

Entdeckt wurde der Dolmen bereits in den 1920er Jahren von dem deutschen Archäologen Hugo Obermaier. Doch noch bevor das Megalith-Bauwerk auch von anderen näher erforscht werden konnte, ging es unter: In den 1960er Jahren ließ die spanische Regierung den nahen Fluss zu einem Stausee aufstauen und der Dolmen von Guadalperal versank in den steigenden Wassern des Valdecanas-Reservoirs.

Nach 50 Jahren erstmals komplett sichtbar

Nach rund 50 Jahren unter Wasser ist das Steinzeit-Monument nun jedoch wieder freigelegt worden. Die starke Dürre des Sommers 2019 und auch der vergangenen Jahre haben den Pegel des Stausees so weit abfallen lassen, dass die Steinblöcke nun erstmals seit den 1960er Jahren wieder komplett auf trockenem Untergrund stehen. Die Struktur der von einem ovalen Erdwall umgebenen Steinkreise ist nun wieder ganz zu sehen. Archäologen vermuten, dass das Monument einst komplett von einem Erdhügel überdeckt worden ist.

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„Ich hatte Teile davon schon vorher aus dem Wasser herausragen sehen“, berichtet Angel Castano, Bewohner eines nahen Ortes im Magazin Atlas Obscura. „Aber dies ist das erste Mal, dass ich den Dolmen vollständig sehe. Es ist spektakulär, weil man erstmals seit Jahrzehnten den gesamten Komplex bewundern kann.“

Verlegen oder stehen lassen?

Nähere Untersuchungen enthüllen aber auch, dass die Granitblöcke des Dolmens teilweise schon sehr porös und erodiert sind. Einige Blöcke, die in Zeichnungen aus den 1920er Jahren noch aufrecht stehen, sind inzwischen umgekippt, andere haben neue Brüche und Risse, wie Archäologen berichten. Deshalb ist nun eine Debatte darüber entbrannt, ob der Dolmen von Guadalperal versetzt und damit vor einem erneuten Versinken bewahrt werden soll.

Während eine Petition lokaler Gruppen fordert, das Monument auf höheres Terrain zu verlegen, befürchten einige Archäologen, dass dies die angegriffenen Steinblöcke noch weiter beschädigen könnte. „Was immer wir hier tun, muss sehr vorsichtig gemacht werden“, erklärt Primitiva Bueno Ramirez von der Universität Alcala. Bevor man die Steine bewege, müsse ihr Zustand unbedingt mithilfe modernster Methoden untersucht werden. Die Entscheidung liegt nun bei der spanischen Regierung.

Quelle: Atlas Obscura, NASA Earth Observatory

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