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Evolution

Dorschartige Fische entstanden in der Antarktis

Dorschartige Tiefseefische mit zwei weit getrennten Ursprungsgebieten

Grenadierfisch © NOAA

Der Fund eines dorschartigen Fischs in etwa 45 Millionen Jahre alten Ablagerungen der Antarktis widerlegt bisherigen Theorien zur Entstehung dieser Fischgruppe. Demnach hat zumindest ein Teil der Dorschartigen, zu denen viele heutige Speisefische gehören, seinen Ursprung nicht im Nordatlantik, sondern am entgegengesetzten Ende der Erde, in antarktischen Gewässern.

Mehr als ein Viertel aller weltweit gefangener Fische gehören zu den Dorschartigen, darunter vor allem die wichtigsten Speisefische wie beispielsweise der Kabeljau. Bisher wurde allgemein davon ausgegangen, dass alle Dorschartigen im Nordatlantik entstanden. So zeigt die detaillierte Analyse aller fossiler Vorkommen, dass das Entstehungszentrum der Dorschartigen und speziell der Gruppe, zu welcher der Dorsch selbst gehört, vor über 60 Millionen Jahren im östlichen Nordatlantik beziehungsweise im Bereich der heutigen Nordsee im flachen Wasser war.

Doch Wissenschaftler haben nun das unvollständige Fossil eines Grenadiers, einer in der Tiefsee lebenden Art der Dorschartigen, in etwa 45 Millionen Jahre alten Ablagerungen der antarktischen Halbinsel entdeckt. Dieser Fund belegt, dass die Grenadiere später und vor allem räumlich weit entfernt von den Dorschen entstanden sein müssen. Sie entwickelten sich offensichtlich in den flachen Meeresbereichen auf der Südhalbkugel, zu einer Zeit, als Südamerika, Australien und die Antarktis noch den Superkontinent Gondwana bildeten.

Noch bevor Südamerika und die Antarktis vor etwa 40 Millionen Jahren durch die sich öffnende Drake- Passage voneinander getrennt wurden, wanderten die Grenadiere entlang der Nordküste der Antarktis in den südlichen Atlantik ein. Ähnlich den Dorschen passten auch sie sich sehr früh in ihrer Evolution an die Tiefsee an. Diese beiden zeitlich kurz aufeinander folgenden Anpassungen und ihre sehr rasche weltweite Ausbreitung, ausgehend von zwei weit auseinander liegenden Punkten auf der Nord- und Südhalbkugel waren vermutlich für den enormen Erfolg und die große artenreiche Diversität der Dorsche und Grenadiere verantwortlich.

Seit etwa 25 Millionen Jahren sind diese Fische perfekt an ihre Lebensräume angepasst. Der derzeitige Druck des Menschen auf die Dorschartigen führt jedoch allmählich zum Aussterben eines für marine Ökosysteme wichtigen Fisches mit einer sehr langen und erfolgreichen evolutiven Geschichte.

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(Humboldt-Universität Berlin, 16.06.2008 – NPO)

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