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Geowissen

Dinos waren „heißblütig“

Hohe Körpertemperatur auch ohne Warmblütigkeit

Dinosaurier mochten es heiß – vor allem in Bezug auf ihre eigene Körpertemperatur: Eine neue, in der Fachzeitschrift PLoS Biology veröffentlichte Studie zeigt, dass besonders die großen Saurier zwar wie die heutigen Reptilien wechselwarm waren, aber ihre Körpertemperatur dennoch nahe an und teilweise sogar über den Werten der heutigen Säugetiere lagen.

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Viele Jahre gingen Forscher davon aus, dass Dinosaurier „kaltblütig“ oder wechselwarm seien und ihr träger Stoffwechsel erst durch die Wärme der Sonne aufgeheizt und damit angeregt worden ist. IN den späten 1960er Jahren allerdings mehrten sich die Hinweise darauf, dass die Dinos so träge nicht gewesen sein konnten. Wissenschaftler schlossen nun nicht mehr aus, dass eine möglicherweise rudimentäre innere Thermoregulation für relativ konstante warme Körpertemperaturen sorgte.

Fossilien, Wachstumraten und Mathematiik

Forscher des Instituts für Genetik der Universität von Florida, dem Nationalen Zentrum für ökologische Analyse und Synthese (NCEAS) in Santa Barbara und der Universität von New Mexico könnten nun mit ihrer neuen Studie die offenen Fragen über den Saurierstoffwechsel endgültig geklärt haben. Mithilfe mathematischer Formeln analysierten sie anhand neuer Fossilfunde die Wachstumsraten von acht Dinosaurierarten und kombinierten diese Erkenntnisse mit dem bestehenden Wissen über die Zusammenhänge von Wachstum, Körpergröße und Temperatur.

“Wenn ein Dinosaurier klein anfing und dann sehr groß wurde, veränderte sich seine Körpertemperatur dramatisch während seiner Lebenszeit – im Unterschied zu allen Tieren, die wir heute kennen”, erklärt James Gillooly, Zoologe an der Universität von Florida. Wahrscheinlich sorgte die gewaltige Körpermasse dafür, dass die Körperwärme langsamer nach außen abgegeben wurde und sich so der Körperkern stark aufheizte. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte die Temperatur sogar einer der limitierenden Faktoren für die Körpergröße der Tiere gewesen sein.

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Warm und aktiv trotz „Kaltblütigkeit“

„Eines der ersten Dinge, die mir unseren Ergebnissen auffiel, war die Tatsache, dass größere Dinosaurier in Bezug auf ihre Größe weitaus aktiver gewesen sein müssen als heutige Reptilien“, erklärt Andrew Allen vom NCEAS. „Wenn diese Tiere bei Temperaturen von 35 oder 40 Grad funktionierten, deutet das darauf hin, dass sie eine Stoffwechselrate ähnlich der heutigen Vögel oder Säugetiere hatten. Auch wenn die großen Saurier vielleicht nicht ganz so dynamisch herumrannten wie im Film ‚Jurassic Park’ dargestellt, waren sie im Verhältnis zu ihrer extremen Größe doch sehr aktiv.“

Eine der sehr großen Dino-Arten, Sauroposeidon proteles, war mit einem Gewicht von rund 5,4 Tonnen ein wahrer Koloss. Kolossal war aber auch seine Körpertemperatur: Nahezu 48 Grad Celsius – knapp unterhalb der Grenze, bei der die ersten Proteine beginnen zu zerfallen. Weniger extrem, aber für einen „Kaltblüter“ immer noch beachtlich war Tyrannosaurus rex: Er hatte wahrscheinlich eine Betriebstemperatur von ziemlich konstant 33 Grad Celsius.

Wärme brachte ökologischen Erfolg

“Die Studie ist ein wichtiger Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion über die Dinosaurier, denn sie ist die erste, die aus Fossilien abgeleitete Belege nutzt anstatt nur auf theoretischen Modellen zu basieren“, erklärt Frank Seebacher, Biologe der Universität Sydney über die Arbeit seiner Kollegen. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass eine Säugetier-ähnliche Endothermie keine unabdingbare Voraussetzung für ökologischen Erfolg sein muss. Dinosaurier besiedelten alle Breiten und auch wenn das Klima der Zeit von 150 bis 65 Millionen Jahren viele wärmer war als heute, konnten die Tiere nichtsdestotrotz hohe Körpertemperaturen auch in polaren Klimaten mit Frost oder nahezu frostigen Bedingungen aufrechterhalten. Der Vorteil in einem Leben als ‚warmes’ Reptil liegt darin, dass man keine Energie braucht um Stoffwechselwärme zu erzeugen; mit anderen Worten: Wenn wir warme reptilienartige Wechselwarme wären, könnten wir eine Menge Geld für Lebensmittel einsparen.“

(University of Florida, 12.07.2006 – NPO)

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