Anzeige
Astronomie

„Dino-Killer“: Herkunft wieder unklar

Meteorit war doch kein Bruchstück von Asteroiden-Kollision

So könnte das Zerbrechen des einst 170 Kilometer großen Asteroiden Baptistina vor 80 Millionen Jahren ausgesehen haben. © NASA/JPL-Caltech

Die Herkunft des „Dino-Killer“-Asteroiden Chicxulub ist wieder offen: Der vor 65 Millionen Jahren auf der Erde eingeschlagene Meteorit könne doch kein Bruchstück des Riesenasteroiden Baptistina aus dem Asteroidengürtel gewesen sein, berichtet die US-Raumfahrtagentur NASA. Das hätten jetzt neue Beobachtungen des Infrarot-Weltraumteleskops Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) gezeigt.

Die Forscher hatten mit Hilfe des Teleskops mehr als 1.000 Gesteinsbrocken der sogenannten Baptistina-Familie analysiert. Sie alle seien Trümmer des ursprünglich rund 170 Kilometer großen Asteroiden Baptistina, der nach gängiger Lehrmeinung vor rund 160 Millionen Jahren zerbrach. Die neuen Infrarot-Daten hätten jedoch ergeben, dass Baptistina erst vor 80 Millionen Jahren zerbrochen sein könne, sage die Astronomen. Das sei zu kurz vor dem Einschlag des „Dino-Killers“ auf der Erde gewesen, um dafür verantwortlich gewesen zu sein.

„Das gab den Trümmern der Kollision nicht genügend Zeit, um in eine Resonanz zu geraten und dann vor 65 Millionen Jahren auf die Erde geschleudert zu werden“, sagt Amy Mainzer, leitende Forscherin am NEOWISE-Projekt des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena. Als Resonanz bezeichnen die Astronomen Bereiche im Asteroidengürtel, in dem die Schwerkraft von Jupiter und Saturn Gesteinsbrocken aus ihrer Bahn und in Richtung Erde lenken kann. Dieser Prozess dauere aber normalerweise mehrere zehn Millionen Jahre, sagt Mainzer.

„Als Resultat der WISE-Untersuchungen, bleibt der Untergang der Dinosaurier bei den ungelösten Fallakten“, sagt Lindley Johnson, NASA-Programmleiter für das Beobachtungsprogramm erdnaher Objekte.

Chicxulubkrater © NASA/LPI

Herkunft des Chicxulub-Meteoriten unklar

Der rund zehn Kilometer große Meteorit Chicxulub schlug vor rund 65 Millionen Jahren auf die Halbinsel Yucatan in Mittelamerika ein. Sein Einschlag löste eine globale Katastrophe aus, die wahrscheinlich zum Massenaussterben am Ende der Kreidezeit führte. Lange Zeit war unklar, woher im Weltall der Meteorit stammte und was ihn in Richtung Erde gelenkt hatte.

Anzeige

Im Jahr 2007 deuteten Daten von erdbasierten optischen Teleskopen erstmals darauf hin, dass der Asteroid Baptistina ein möglicher Ausgangspunkt für den Chicxulub-Meteoriten gewesen sein könnte. Damals hatten Forscher Größe und Helligkeit der zahlreichen Trümmerstücke untersucht, die den heute nur noch rund 40 Kilometer großen Asteroiden umgeben. Die Trümmer entstanden, als der einst viel größere Asteroid mit einem anderen Objekt im Asteroidengürtel zusammenstieß.

Aus den Daten schätzten die Astronomen damals den Zeitpunkt dieser Kollision auf vor 160 Millionen Jahren. „Jetzt wissen wir aber, dass diese Schätzungen daneben lagen“, sagt Mainzer.

120.00 Objekte im Asteroidengürtel neu vermessen

Mittels Infrarot-Beobachtungen habe WISE nun ein sehr viel genaueres Bild gewinnen können, sagen die Astronomen. Man habe zwischen Januar 2010 und Februar 2011 insgesamt 120.000 Objekte im Asteroidengürtel noch einmal vermessen und datiert. Darunter seien auch 1.056 Mitglieder der Baptistina-Asteroidenfamilie gewesen.

Da sich größere Trümmerstücke langsamer in ihren Bahnen verteilen als kleinere, konnten die Astronomen aus der jetzt genauer kalkulierten Größenverteilung schließen, wann die ursprüngliche Kollision stattgefunden haben muss. Der Zusammenprall des Baptistina-Asteroiden mit einem anderen Objekt könne erst vor rund 80 Millionen Jahren erfolgt sein, sagen die Forscher. Damit sei dies erst halb so lange her wie bisher angenommen.

(NASA, 21.09.2011 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

News des Tages

Feldhase

Genom des "Osterhasen" entschlüsselt

Erstes Bild der Magnetfelder ums Schwarze Loch

Ägypten: Wandbilder aus der Totenstadt

Wie das Klima den antarktischen Zirkumpolarstrom beeinflusst

Bücher zum Thema

Kosmische Kollisionen - von Lars Lindberg Christensen, Davide de Martin und Raquel Yumi Shida

Unser Fenster zum Weltraum - 400 Jahre Entdeckungen mit Teleskopen von Lars Lindberg Christensen und Govert Schilling

Superkontinent - Das geheime Leben unseres Planeten: Eine abenteuerliche Reise durch die Erdgeschichte von Ted Nield

Chaos im Universum - Astereoiden und Kometen - Fremde Welten - Theorien über das Chaos von Joachim Bublath

Top-Clicks der Woche