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Geowissen

Dino-Einschlag: „Megarippel“ als Tsunamizeugen

Riesige Wellen im Untergrund Louisianas belegen verheerenden Effekt des Chicxulub-Einschlags

Tsunami
Im Untergrund von Louisiana haben Geologen Spuren des Tsunamis gefunden, der vor 66 Millionen Jahren beim Einschlag des Chicxulub-Asteoiden ausgelöst wurde. © Ig0rZh/ Getty images

Fossile Flutwellen: Tief unter einem See in Louisiana haben Geologen überraschend deutliche Zeugnisse des Asteroideneinschlags vor 66 Millionen Jahren entdeckt – die versteinerten Wellen eines gewaltigen Tsunamis. Die rund 16 Meter hohen „Megarippel“ entstanden, als die Flutwellen durch küstennahes Flachwasser rasten und ihre Abdrücke im Meeresgrund hinterließen. Ihre Richtung deutet auf einen Ursprung am Chicxulub-Krater hin, wie die Forscher berichten.

Vor 66 Millionen Jahren schlug der kilometergroße Chicxulub-Asteroid in Yucatan ein und löste eine weltweite Katastrophe aus – ein Regen aus glühendem Gesteinstropfen entfachte fast weltweit große Brände, Tsunamis rasten über den Golf von Mexico und den Atlantik, Rauch und Gase verdunkelten für Jahre den Himmel. Der Impakt löschte alles Leben im Umkreis aus, weltweit starben 75 Prozent der irdischen Lebenswelt aus, darunter auch die Dinosaurier.

Spurensuche im Untergrund von Louisiana

Wie stark die Tsunamis waren, die der Einschlag im Golf von Mexico auslöste, belegen nun erstmals geologische Funde in Louisiana. Dort hatten Geologen um Gary Kinsland von der University of Louisiana in Lafayette die Daten seismischer Untersuchungen einer Erdölfirma ausgewertet, um nach Spuren der urzeitlichen Katastrophe zu suchen. Die eigentlich für die Suche nach fossilen Brennstoffen gesammelten Daten zeigten die Untergrundstruktur in der Gegend um den Lake Iatt bis in eine Tiefe von 1500 Metern.

Weil der Meeresspiegel zur Zeit des Chicxulub-Einschlags deutlich höher war als heute, lag das Untersuchungsgebiet in Zentral-Louisiana damals rund 60 Meter tief unter Wasser. Ähnlich wie die normale Meeresbrandung Rippel am strandnahen Grund hinterlässt, müssten auch die Flutwellen des Tsunamis in diesen damals küstennahen Gewässern Spuren hinterlassen haben – so die Überlegung der Forscher.

Versteinerte Rippel im Riesenmaßstab

Tatsächlich wurden sie fündig: Die seismischen Profile enthüllten tief im Untergrund regelmäßige, wellenartige Strukturen – wie riesige Versionen der normalen Rippel am Meeresgrund. „Diese Strukturen liegen direkt über den Ablagerungen der Kreidezeit-Paläogen-Grenze“, berichten Kinsland und sein Team. „Diese Grenze ist durch einen ‚Cocktail‘ von Trümmern und Ablagerungen gekennzeichnet, die durch den Einschlag eines großen Boliden vor 66 Millionen Jahren entstanden.“

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Die im Untergrund entdeckten „Megarippel“ sind rund 16 Meter hoch und ihre Wellenkämme liegen bis zu einen Kilometer auseinander. Laut den Geologen gehören sie damit zu den größten Rippelstrukturen der Erde. Ihre Größe passt zu theoretischen Modellen, nach denen der Chicxulub-Tsunami in diesen flachen Küstengewässern Flutwellen von bis zu 1.500 Meter Höhe ausgelöst haben könnte. Die Energie dieser langen Wasserberge hinterließ auch am Meeresgrund Spuren – in Form der jetzt versteinerten Megarippel.

Megarippel
Seismische Spuren der Megarippel im Untergrund. © Kinsland et al. / University of Louisiana

Wassermassen kamen aus Richtung Chicxulub-Krater

Für die Entstehung der Megarippel beim Chicxulub-Einschlag spricht auch ihre Orientierung: An der leicht asymmetrischen Form der Wellenkämme und ihrer Ausrichtung lässt sich ablesen, aus welcher Richtung damals das Wasser kam. Im Falle der fossilen Rippel in Louisiana ist dies Süd-Südosten – und genau in dieser Richtung liegt auch der Chicxulub-Krater. „Wir schließen daraus, dass es sich bei diesen Strukturen um Megarippel handelt, die durch den beim Einschlag erzeugten Tsunami verursacht wurden“, konstatieren Kinsland und sein Team.

„Es ist großartig, dass wir damit nun tatsächlich einen Beweis für etwas haben, das schon seit langem theoretisch vorhergesagt worden ist“, kommentiert der nicht an der Studie beteiligte Geophysiker Sean Gulick von der University of Texas in Austin im „Science“-Magazine. Ihre Erhaltung verdanken die Tsunamispuren in Louisiana einem echten Glücksfall: Dieser frühere Meeresgrund war gerade so tief, dass normale Stürme ihn nicht stören, die Tsunamiwellen aber ihre Abdrücke hinterlassen konnten. (Earth and Planetary Science Letters, 2021; doi: 10.1016/j.epsl.2021.117063)

Quelle: Science Magazine, Livescience, University of Louisiana

 

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