Anzeige
Umwelt

„Dicke Luft“ über China

Satelliten beobachten spektakuläre Zunahme der Stickstoffdioxid-Menge

Mittlere Werte der Stickstoffdioxid-Konzentration über Asien für den Zeitraum Dezember 2003 bis November 2004, wie sie aus SCIAMACHY-Daten bestimmt wurden. © Universität Bremen

Zwischen 1996 und 2002 haben sich die Mengen von Stickstoffdioxid über den industrialisierten Gebieten von China um 50 Prozent erhöht. Gleichzeitig war über Europa und Teilen der USA eine deutliche Verbesserung der Luftqualität zu beobachten. Dies ergaben Messungen der Satelliten ERS-2 und ENVISAT.

Die in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature veröffentlichte Studie zeigt, dass das rasante Wachstum der chinesischen Wirtschaft zu einem Anstieg des Luftschadstoffes Stickstoffdioxid geführt hat und sich dadurch die Luftqualität dort dramatisch verschlechtert. Wissenschaftler, die Daten der Satelliteninstrumente GOME auf ERS-2 und SCIAMACHY auf ENVISAT ausgewertet haben, vermuten, dass sich der Anstieg voraussichtlich weiter fortsetzen wird.

Mittlere Werte der Stickstoffdioxid-Konzentration über Europa für den Zeitraum Dezember 2003 bis November 2004, wie sie aus SCIAMACHY-Daten bestimmt wurden. © Universität Bremen

Gleichzeitig stellten die Forscher der Universität Bremen, des Max-Planck Instituts in Hamburg und des französischen CNRS fest, dass die Stickstoffdioxid-Konzentrationen in den meisten Industrieländern stagnierten oder sogar deutlich abnahmen. Dies ist ihrer Ansicht nach auf die in den vergangen Jahren umgesetzten Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen zum Beispiel in Kraftwerken und Automotoren sowie auf den Einsatz sauberer Brennstoffe zurückzuführen.

Prognosen für China zu niedrig

Die Ergebnisse der Studie belegen zudem, dass bisherige Prognosen für China den Anstieg des Stickstoffdioxids deutlich unterschätzen. Dies ist nach Ansicht der Wissenschaftler vermutlich darauf zurückzuführen, dass nicht alle Emissionsquellen vollständig erfasst sind. Hier können die Satellitendaten zukünftig helfen, die Emissionsquellen besser aufzuzeichnen.

Chinas Bevölkerung – rund 1,3 Milliarden Einwohner oder 20 Prozent der Weltbevölkerung – hat sich in den vergangenen 100 Jahren mehr als verdoppelt. China ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Erde. Sie hatte zwischen 1999 und 2003 ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich acht Prozent pro Jahr. Der Energieverbrauch wächst stark. Er liegt zurzeit pro Kopf jedoch erst bei circa einem Neuntel des Wertes der USA. Die Anzahl der Fahrzeuge pro Kopf liegt ebenfalls weit unter dem Weltdurchschnitt. Sie hat sich aber zwischen 1995 und 2002 auf 20,5 Millionen verdoppelt.

Anzeige

Gefährliche Stickoxide

Stickstoffdioxid ist ein gesundheitsschädliches Gas. Es verursacht Atemwegsprobleme und Lungenschädigungen. Zusammen mit anderen Stickoxiden entsteht es hauptsächlich in Verbrennungsprozessen – etwa in Kraftwerken, Automotoren oder bei Waldbränden. Neben der direkten Schädigung der Gesundheit sind Stickoxide auch in einem anderen Punkt von besonderer Bedeutung: Zusammen mit flüchtigen Kohlenwasserstoffen führen sie zur Bildung von Ozon im so genannten Sommersmog. Darüber hinaus tragen sie zur Entstehung des sauren Regens beitragen.

GOME und SCIAMACHY

GOME und SCIAMACHY wurden Ende der 1980er-Jahre unter Federführung von Professor John P. Burrows (Universität Bremen) den Raumfahrtagenturen ESA und DLR als Satellitenexperimente vorgeschlagen. GOME (Global Ozone Monitoring Experiment) auf dem Satelliten ERS-2 misst seit 1995 für die Ozonchemie und die Luftqualität relevante Verteilungen von Spurengasen. GOME wurde von der ESA gebaut und betrieben.

Der Atmosphärensensor SCIAMACHY (Scanning Imaging Spectrometer for Atmospheric Chartography) auf ENVISAT ermittelt seit 2002 die für die Luftqualität, den Treibhauseffekt und die Ozonchemie relevanten Konzentrationen von Spurengasen. Der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der niederländischen Raumfahrtagentur (NIVR) beigesteuerte Atmosphärensensor SCIAMACHY ist eines von zehn wissenschaftlichen Instrumenten auf dem von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) gebauten Erdbeobachtungssatelliten ENVISAT.

(idw – Universität Bremen, 02.09.2005 – DLO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Aerosole - Würzstoffe in der Klimaküche

Umweltgifte - Neue Gefahr für die Gesundheit des Menschen?

Klimawandel - Bringt der Mensch das irdische Klima aus dem Gleichgewicht?

News des Tages

Bücher zum Thema

Genius - Task Force Biologie - Strategiespiel zu umweltwelt- verträglichem Handeln

Fair Future - Ein Report des Wuppertal Instituts

Wodurch sind wir in die ökologische Bedrohung geraten? - von Jaspar von Oertzen und Franz Alt

Globale Umweltprobleme - Ursachen und Lösungsansätze von Eike Roth

Die Atmosphäre der Erde - Eine Einführung in die Meterologie von Helmut Kraus

Atmosphäre im Wandel - Die empfindliche Lufthülle unseres Planeten von Thomas E. Graedel, Paul J. Crutzen

Wetter & Klima - Das Spiel der Elemente - Atmosphärische Prozesse verstehen und deuten von Dieter Walch und Harald Frater

Top-Clicks der Woche