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Geowissen

Diamanten-Gestein in der Antarktis entdeckt

Erstmals haben Forscher auch in der Antarktis Kimberlit gefunden

Ein Diamant auf Kimberlit aus Südafrika © StrangerThanKindness / CC-by-sa 3.0

Unter dem Eispanzer der Antarktis könnte es Diamanten geben: Zum ersten Mal haben Forscher Kimberlit, das Gestein, in dem Rohdiamanten vorkommen, auch auf südlichsten Kontinent nachgewiesen. Fündig wurden sie an einem Gebirgszug in der Ostantarktis, wie sie im magazin „Nature Communicvations“ berichten. „Südpol-Diamanten“ wird es aber in absehbarer Zukunft wohl trotzdem nicht geben. Denn noch schützt der Antarktisvertrag den eisigen Südkontinent vor der mineralischen Ausbeutung.

Diamanten sind begehrte Schmucksteine und wertvoller Rohstoff zugleich, dennoch sind sie

eigentlich nur reiner Kohlenstoff und damit eng mit so ordinären Materialien wie Graphit oder Kohle verwandt. Doch was sie so besonders macht, ist ihre Konsistenz: Sie entstehen nur dann, wenn enorm hoher Druck und große Hitze die Kohlenstoffatome so eng zusammenzwängt, dass sie eine besonders kompakte Gitterstruktur einnehmen. Diese Struktur ist es, die den geschliffenen Diamanten ihr geheimnisvolles Feuer und ihre kristallartige Transparenz verleiht, sie aber auch zu einem der härtesten Materialien der Erde macht.

Kimberlit: Relikt von Urzeit-Vulkanschloten

Die Extrembedingungen, die die Transformation von simplen Kohlenstoff zum Diamant ermöglichen, finden sich auf der Erde nur tief im Erdmantel, dort, wo es mehr als 1.000°C heiß ist und ein Druck von mehreren tausend Atmosphären herrscht. Die dort vor Millionen von Jahren gebildeten Diamanten gelangten im Laufe der Erdgeschichte an einigen Stellen zusammen mit geschmolzenem Gestein an die Oberfläche. Dies geschah überall dort, wo urzeitliche Kontinente zerbrachen oder kollidierten und entlang dieser alten Plattengrenzen Vulkane entstanden.

Die südlichen Kontinennte waren einst Teil des großen Kontinents Gondwana. Kimberlite kommen auf ihnen häufig vor. © Lumu / CC-by-sa 3.0

Die Reste dieser alten Vulkanschlote erkalteten vor mehr als 100 Millionen Jahren und bilden heute die Kimberlite, das Gestein, aus dem die Rohdiamanten gewonnen werden. „Kimberlite und die mit ihnen verwandten Gesteine kommen heute in allen Kontinenten vor, vor allem denen, die aus dem Urkontinent Gondwana hervorgingen – Afrika, Indien, Südamerika und Australien“, erklären Gregory Yaxley von der Australian National University und seine Kollegen. Aber es gibt eine Ausnahme: die Antarktis. Auch sie entstand, als der alte Südkontinent zerbrach. Kimberlite aber wurden dort nicht gefunden – bis jetzt.

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Fund am Prince Charles Gebirgsmassiv

Yaxley und seine Kollegen hatten für ihre Studie Gesteinsproben aus verschiedenen Stellen entlang des Prince Charles Gebirgsmassivs in der Ostantarktis analysiert. Dieses Gebirge erstreckt sich über mehr als 400 Kilometer in Nord-Südrichtung und wird im Osten vom im Südpolarmeer mündenden Lambert-Gletscher begrenzt. Im südlichen Teil der Gebirgskette stießen die Forscher dabei auf rund 120 Millionen Jahre alten Kimberlit, dessen Vorkommen sich 150 Kilometer weit entlang der Lambertsenke zu erstrecken scheint.

Die dort gefundenen Proben seien sowohl in Bezug auf ihre Textur, Mineralogie und geochemische Zusammensetzung typisch für klassische Kimberlite, wie sie auch auf anderen Kontinenten gefunden wurden, berichten die Forscher. Für die Antarktis sei dies der erste Nachweis solcher potenziell diamantenhaltigen Gesteine.

Ein Ansturm von Diamantensuchern muss die Antarktis allerdings vorerst nicht befürchten. Denn noch bis 2041 ist jede Form von Bergbau in der Antarktis durch das sogenannte Madrid Protokoll des Antarktisvertrags untersagt. Es heißt dort wörtlich: Jede Aktivität in Bezug auf mineralische Ressourcen, sofern sie nicht der Forschung dient, ist verboten. Und selbst nach Ablauf dieser Frist könnten die lebensfeindliche Umgebung und der schiere logistische Aufwand für den Abbau der antarktischen Kimberlite entsprechenden Vorstößen einen Dämpfer aufsetzen. Ob und wann es einmal tatsächlich Antarktis-Diamanten geben wird, ist daher offen. (Nature Communications, 2013; doi: 10.1038/ncomms3921)

(Nature, 18.12.2013 – NPO)

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