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Umwelt

Deutschland mit grünem Daumen?

Neuer Umwelt-Effizienz-Indikator belegt sparsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen

Deutschland geht mit den natürlichen Ressourcen wesentlich sparsamer um als die meisten anderen Industrieländer. Das belegt der vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) neu entwickelte Umwelt-Effizienz-Indikator. Obwohl das Bruttoinlandsprodukt seit 1991 um fast ein Fünftel gestiegen ist, haben die Emissionen, aber auch der Verbrauch von Wasser und Rohstoffen deutlich abgenommen. Mehr Ökonomie und Ökologie gehen also Hand in Hand.

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Beim Vergleich des Wasserverbrauchs, der Emissionen unter anderem von Treibhausgasen und Stickoxiden sowie des Energieverbrauchs in Relation zum Bruttoinlandsprodukt schneidet laut dem IW Irland von den 30 untersuchten Ländern am besten ab und erhält daher den Indikatorwert 100. In der Spitzengruppe der umwelteffizientesten Staaten vertreten sind auch die Schweiz, Dänemark und Großbritannien. Deutschland folgt mit 90 Punkten auf dem siebten Platz und lässt damit andere große Volkswirtschaften hinter sich. So belegen die USA mit einem Indikatorwert von 63 lediglich Platz 23.

Spezifische Verbesserungen in Deutschland

In den vergangenen Jahren hat sich nach den Ergebnissen des IW die Umwelteffizienz in Deutschland in nahezu allen Bereichen deutlich verbessert. Um eine Einheit Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu erzeugen, wird heute die Umwelt weniger strapaziert als noch Anfang der neunziger Jahre. Dies gilt für den Flächen- und Energieverbrauch ebenso wie für den Rohstoff- und Wasserverbrauch.

Eine Erfolgsstory ist vor allem das Thema Luftqualität. So werden beispielsweise nach den Ergebnissen des IW je Einheit Bruttoinlandsprodukt inzwischen nur noch halb so viele Stickoxide emittiert wie 1991. Bei Schwefeldioxid sind die spezifischen Emissionen sogar um 88 Prozent zurückgegangen. Diese Reduktionen haben sich im Übrigen auch nach der Stilllegung oder Modernisierung der ehemaligen DDR-Industrieanlagen fortgesetzt.

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Beispiel Wasserverbrauch

Seit dem Jahr 1991 wird zudem ein Drittel weniger Wasser benötigt, um eine Einheit BIP zu erwirtschaften. Im Kleinen kann jeder nachvollziehen, warum das so ist. Jede moderne Spül- oder Waschmaschine kommt inzwischen mit weniger Wasser aus als die Vorgängerin. Im Großen, in industriellen Prozessen, wird das Nass mehrfach wiederaufbereitet, bevor es endgültig abgeleitet wird.

Beispiel Rohstoffintensität

Für eine Einheit Sozialprodukt muss darüberhinaus heute ein Viertel weniger an Materialien wie Erzen eingesetzt werden als noch vor 15 Jahren, so das IW. Zum einen ist die Dienstleistungsgesellschaft weniger materialintensiv als die Industrie. Und der Trend geht auch in Deutschland hin zum Service. Zum anderen heißt das Zauberwort vielerorts Kreislaufwirtschaft: Einsatzstoffe für die Produktion in Gießereien wie beispielsweise Formsand werden wiederaufbereitet und erneut genutzt. Stanzreste in der Blechverarbeitung werden eingeschmolzen und zur Herstellung neuer Teile verwendet.

Beispiel Energieverbrauch

Nicht zuletzt aufgrund der hohen Kosten für Öl, Gas und Strom wird in Deutschland mit allen Mitteln versucht, Energie zu sparen, ohne dabei an Komfort einzubüßen. Pkw- und Lkw- Motoren beispielsweise kommen heutzutage mit weniger Sprit aus, ohne an Leistung zu verlieren. Die Heizung in Büros und Wohnungen muss dank Wärmedämmung nicht mehr auf Hochtouren laufen. In der Folge konnte ein Fünftel der Energie eingespart werden – bei gleichem Ergebnis. Einen Wermutstropfen gibt es laut dem IW jedoch: Trotz Renaturierung alter Industriebrachen ist es nicht gelungen, den Flächenverbrauch je BIP-Einheit deutlich zurückzufahren – ohne ein Netz engmaschiger Verkehrswege und Industrieflächen kommt eine hochgradig arbeitsteilige Volkswirtschaft wie Deutschland nicht aus.

Deutschland im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich steht Deutschland beim Teilindikator Wassereffizienz mit 91,7 Punkten auf Platz 15, bei der Lufteffizienz mit 92,1 Punkten auf Rang 7 und bei der Energieeffizienz mit 85,2 Punkten auf dem 11. Platz. Für die mittleren Positionen ist letztlich die Wirtschaftsstruktur verantwortlich. Der „Betrieb“ einer Bank in Zürich verschlingt nun einmal nicht so viel Wasser und Energie wie ein Stahlwerk in Bochum, so das IW. Gleiches gilt für Emissionen.

Deutlich schlechter sieht die Situation nicht nur in Transformationsstaaten wie Bulgarien und Rumänien aus, sondern auch in einigen anderen Industrieländern. So finden sich die USA nur auf Platz 23 wieder, Australien und Kanada nehmen die Plätze 26 und 27 ein. Dort ist nach den Ergebnissen des Umwelt-Effizienz-Indikators vor allem die Energieverschwendung ein Thema. Island, das den 28. Platz innehat, schneidet besonders bei der Energieeffizienz schlecht ab, was auf einen Sonderfaktor zurückzuführen ist. Weil Strom billig aus Wasserkraft und Erdwärme gewonnen werden kann, haben sich dort energieintensive Aluminiumhütten angesiedelt, was jedoch angesichts der ökologischen Energieerzeugung kein Drama ist.

(Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), 25.01.2007 – DLO)

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