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Klima

Der Kaukasus verliert sein Eis

Berggletscher werden "dreckiger" und schrumpfen schneller

Kaukasus
Auch die Berggipfel des Kaukasus verlieren immer mehr Eis – die Gletscherfläche ist seit 1986 um 16 Prozent zurückgegangen. © Masa Sakano/ CC-by-sa 2.0

Rapider Verlust: Die Gletscher im Kaukasus-Gebirge haben in 30 Jahren rund 16 Prozent ihrer Fläche verloren, wie eine Studie bestätigt. Diese Berggletscher schrumpfen damit schneller als in den Alpen und doppelt so schnell wie im weltweiten Durchschnitt. Parallel dazu ist die Verschmutzung der Kaukasus-Gletscher stark angestiegen: Inzwischen sind viele von ihnen mit einer Geröll- und Staubschicht bedeckt. Je nach Dicke kann sie die Eisschmelze fördern oder aber bremsen, wie die Forscher im Fachmagazin „The Cryosphere“ berichten.

Nicht nur die Polarregionen verlieren durch den Klimawandel immer mehr Eis, auch die Gletscher der Hochgebirge tauen. Im Himalaya hat sich der Eisverlust gegenüber dem Zeitraum von 1975 bis 2000 verdoppelt, im Tien Shan sogar verdreifacht. In den Alpen schmelzen die Berggletscher sogar fast doppelt so schnell wie im weltweiten Gebirgs-Durchschnitt, sie könnten bis zum Jahr 2100 ihr komplettes Eis verlieren. Selbst an den höchsten Gipfeln wie dem Montblanc ist der Gletscherschwund erschreckend deutlich sichtbar.

Jedes Jahr schrumpft die Eisfläche um 0,5 Prozent

Wie es im Kaukasus aussieht, dem rund 1.300 Kilometer langen Gebirgszug zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer, haben nun Levan Tielidze von der Staatsuniversität Tbilissi und seine Kollegen untersucht. Mit Gipfeln von mehr als 5.000 Meter Höhe und mehr als 2.000 Berggletschern gehört der Kaukasus zu den großen Hochgebirgen der Erde. Für ihre Studie werteten die Forscher Satellitenaufnahmen und Radardaten zur Ausdehnung und dem Ausmaß der Geröllbedeckung von 659 Kaukasusgletschern von 1986 bis 2014 aus.

Das Ergebnis: Seit 1986 hat die Gletscherfläche im Kaukasus um 15,8 Prozent abgenommen, wie die Forscher berichten. Die jährliche Schrumpfungsrate liegt bei rund 0,5 Prozent. Damit schmilzt das Eis in diesem Hochgebirge sogar noch etwas schneller als in den von Geografie und Klima sehr ähnlichen Alpen. In den rund 30 Jahren des Untersuchungszeitraums ist die Eisfläche im Kaukasus von 692 bis auf 590 Quadratkilometer geschrumpft.

Doppelt so viele „schmutzige“ Gletscher

Eine weitere Veränderung: Die Kaukasus-Gletscher werden immer schmutziger. Der Anteil der mit Staub und Geröll bedeckten Eisflächen hat sich seit 1986 fast verdoppelt – von rund sieben auf mehr als 13 Prozent, wie Tielidze und sein Team berichten. Besonders deutlich ist dieser Trend bei den Gletschern an den Nordhängen des Gebirges – hier stieg der Anteil der verschmutzten Gletscher sogar auf 29 Prozent.

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Was aber bedeutet dies für die Eisschmelze? Aus Beobachtungen in den Alpen und auf Grönland ist bekannt, dass dunkle Ruß- und Staubschichten das Abtauen von Eis und Schnee fördern können. Weil die dunkle Auflage das Sonnenlicht absorbiert, erwärmt sich die Gletscheroberfläche stärker. Andererseits kann eine dickere Geröllauflage auch wie eine Isolierschicht wirken: „Der Gletscher ist dann quasi versiegelt wie eine Tiefkühltruhe“, erklärt Koautor Stanislaw Kutuzov von der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Schutz oder Gefahr?

Im Kaukasus scheint dieser Isolier-Effekt vorzuherrschen – noch. „Geröllfreie Gletscher zeigten größere Verluste in Länge und Fläche als die geröllbedeckten  Gletscher“, berichten die Forscher. Ein Teil der schützenden Auflage stammt dabei offenbar von Gesteins- und Gerölllawinen, die im Kaukasus, wie in vielen anderen Gebirgen auch, deutlich zugenommen haben. Weil der wie Kitt wirkende Permafrost in den Höhenlagen taut, werden viele Hänge instabil.

Den Gletscherschwund verhindern kann aber auch die zunehmende Geröllauflage nicht, wie die ermittelten Abtauraten belegen. „Der Eisverlust seit den 1960er Jahren deutet daraufhin, dass der abschirmende Effekt der Geröllauflage den Gletscherrückzug nur teilweise ausgleichen kann“, konstatieren Tielidze und seine Kollegen. Wie sich Eisverlust und Geröllauflage in Zukunft entwickeln, muss daher weiter untersucht und beobachtet werden. (The Cryosphere, 2020; doi: 10.5194/tc-14-585-2020)

Quelle: National Research University

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