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Archäologie

Das Tor zu Goliaths Heimatstadt

Archäologen finden Befestigungsanlagen der biblischen Stadt Gat

Bis auf die Grundmauern: Von den ehemals monumentalen Stadtmauern von Gat sind nur noch Reste der Fundamente übrig. © Aren Maeir, Director, Ackerman Family Bar-Ilan University Expedition to Gath

Monumentalfund aus biblischen Zeiten: Archäologen haben Reste des Stadttores der biblischen Stadt Gat freigelegt. Die damalige Hauptstadt der Philister und Heimatstadt des Kriegers Goliath war ein bedeutendes Machtzentrum in der Region und verfügte über entsprechend beeindruckende Verteidigungsanlagen. Doch selbst diese monumentalen Mauern konnten die Belagerung und Zerstörung von Gat nicht abwenden.

Die Stadt Gat war zu biblischen Zeiten eines der bedeutenden Machtzentren in der Region des heutigen Israel. Bis ins neunte Jahrhundert vor Christus war sie die größte Stadt des Volkes der Philister. Die biblische Geschichte des bekanntesten Kriegers aus dieser Stadt, des angeblich riesenhaften Goliath, und seine Niederlage gegen David verdeutlichen die damalige Rivalität der Philister mit dem Königreich Israel. Bewohnt war der Hügel von Gat jedoch schon lange Zeit vor diesen Ereignissen: Spuren der Besiedlung gehen nahezu lückenlos bis zu 5.000 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung zurück.

Monumentales Stadttor

Um das Jahr 830 vor Christus kam jedoch das Ende dieser mächtigen Stadt: Aramäer unter König Hazael belagerten Gat und zerstörten die Stadt nach ihrem Sieg. Dieser Belagerung fielen auch die für damalige Verhältnisse enormen Verteidigungsanlagen von Goliaths Heimatstadt zum Opfer. Überreste dieser Anlagen haben Archäologen um Aren Maeir von der Bar-Ilan Universität in Ramat Gan nun freigelegt.

Insbesondere das Stadttor hatte wahrhaft monumentale Ausmaße: Den Archäologen zufolge handelt es sich um das größte Tor, das bislang bei Ausgrabungen in Israel gefunden wurde. Übrig geblieben sind jedoch allein die Fundamente. Deren Größe deutet jedoch darauf hin, welch hohen Status die Stadt hatte und wie viel Einfluss damals von Gat ausging. Die an das Tor anschließende Stadtmauer hatte ähnlich beeindruckende Ausmaße.

Luftbild der Überreste von Verteidigungsanlagen der ehemaligen Hauptstadt der Philister. © Griffin Aerial Imaging

Jenseits dieses Tores und der Mauer fanden die Archäologen Reste von weiteren, zuvor unentdeckten Gebäuden. Darunter befinden sich unter anderem ein Tempel sowie eine Eisenwerkstatt. Auch diese wichtigen Bauwerke zerstörten die Aramäer nach der Belagerung.

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Prominente Inschriften?

Die Geschichte von Gat ist auf zweierlei Weise relativ gut bekannt: Bereits seit 20 Jahren forschen Archäologen unter der Leitung von Maeir an der Grabungsstätte Tell es-Safi, etwa auf halber Strecke zwischen Jerusalem und Ashkelon. Dabei entdeckten sie die älteste jemals gefundene Inschrift der Philister. Sie bezieht sich möglicherweise auf den prominentesten Bewohner von Gat: Auf zwei Tonscherben finden sich Namen, aus denen der Name Goliath hervorgegangen sein könnte.

Die Archäologen konnten unter anderem auch das Ende der Stadt aus der Sicht der Belagerer rekonstruieren: Um die Ruinen von Gat fanden sie Reste der von den Aramäern unter Hazael errichteten Anlagen. Dabei handelt es sich um das älteste bekannte Belagerungssystem.

Überreste der Befestigungsanlagen von Gat © Aren Maeir, Director, Ackerman Family Bar-Ilan University Expedition to Gath

Funde decken sich mit biblischen Erwähnungen

Die zweite Quelle sind biblische Erwähnungen: Wegen ihrer großen Bedeutung beschreiben viele biblische Autoren die Hauptstadt der Philister in unterschiedlichen Zusammenhängen. Auch das Stadttor taucht in einer Erzählung über Davids Flucht vor König Saul auf. Viele der Funde aus dem Ruinen-Hügel decken sich mit Erwähnungen in der Bibel, etwa Hinweise auf ein Erdbeben im achten Jahrhundert vor Christus.

Nach der Zerstörung durch die Aramäer versank Gat in der Vergessenheit. Der Ort wurde zwar wieder besiedelt, erreichte aber nie wieder auch nur Ansatzweise seine vorherige Machtstellung. Die Kreuzritter unter Richard Löwenherz verliehen dem Hügel vorrübergehend Bedeutung, als sie dort die Festung „Blanche Garde“ errichteten. Doch auch von dieser Festung sind heute nur noch Ruinen übrig.

(Bar-Ilan University, 04.08.2015 – AKR)

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