Seit 1986 ist die kommerzielle Jagd auf Großwale verboten. Doch vielleicht schon nicht mehr lange. Denn auf der heute beginnenden 58. Konferenz der Internationalen Walfang-Kommission IWC könnten laut dem WWF und Whalewatch erstmals die Walfang-Befürworter die Mehrheit erlangen. Die Naturschutzuorganisationen befürchten, dass dann seit langem bestehende Arterhaltungs- und Artenschutzprogramme für Wale „gekippt“ werden.
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"Länder, die es mit dem Walschutz ernst meinen, müssen jetzt Maßnahmen ergreifen, damit die jahrelange Arbeit für Arterhaltung und Artenschutz der Wale nicht zerstört wird.“, sagte Andy Ottaway, Sprecher von Whalewatch. „Es steht Spitz auf Knopf“, sagt auch WWF-Walexperte Volker Homes.
„Die Walfangnationen bereiten seit einigen Jahren die Übernahme der IWC systematisch vor“, so Homes weiter. „Vor allem Japan nutzt die Vergabe von Hilfsgeldern an Entwicklungsländer, um ärmere Staaten zum Eintritt in die IWC zu bewegen, wo diese dann für japanische Interessen votieren.“ Dies hätten japanische Regierungsvertreter eingeräumt. In den vergangenen Tagen sind nach Angaben des WWF deshalb weitere Staaten der IWC beigetreten, die wahrscheinlich zugunsten der Waljagd-Nationen stimmen würden.
So erklärte beispielsweise auch der dänische Außenminister, der die Walfanggemeinden Grönlands vertritt, dass er die Wiederaufnahme des gewerblichen Walfangs in begrenzten Fanggebieten auf der bis zum 20. Juni auf der Karibikinsel St. Kitts und Nevis stattfindenden IWC-Konferenz befürworten wird.
Walschutz wichtiger denn je
Schon heute jagen Japan und Island trotz des Fangverbots weiter Großwale, offiziell zu wissenschaftlichen Zwecken. Norwegen hat nach Angaben des WWF Einspruch gegen das Verbot erhoben und schießt ebenfalls Wale. Alle drei Staaten arbeiten außerhalb internationaler Kontrolle und setzen ihre Fangquoten nach Gutdünken selbst fest. Auch stark bedrohte Arten wie der Seiwal werden getötet. Japan geht laut dem WWF sogar im antarktischen Walschutzgebiet auf Walfang.
Nach Ansicht des WWF brauchen Wale, Delfine und Tümmler internationalen Schutz jedoch so dringend wie nie. „Alle anderthalb Minuten stirbt ein Wal“, kritisiert Homes. Allein in Fischernetzen ertrinken nach WWF-Schätzungen jedes Jahr etwa 300.000 Wale. Auch bei Kollisionen mit Schiffen werden die bedrohten Meeressäuger getötet. Hinzu kommen Umweltgifte, die unter anderem das Immunsystem und die Fruchtbarkeit der Tiere schädigen, sowie die Gefahren, die mit dem Klimawandel verbunden sind. „Gerade über letzteres wissen wir noch viel zu wenig“, so Homes. „Die IWC-Staaten müssen ihre Kräfte bündeln, um globale Probleme wie dieses anzugehen.“
(WWF/World Society for the Protection of Animals, 16.06.2006 – DLO)