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Geowissen

CO2: In die Wüste statt versenken?

Aufforstungen effizienter und billiger als technische Sequestrierung von CO2

Die Diskussion um eine auch künftig überwiegend auf Kohle basierte Energieerzeugung und die damit aus Klimagründen notwendig werdenden Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgase hält weiter an. Propagiert werden derzeit vor allem verfahrenstechnische Lösungen zur Abscheidung und langfristigen Speicherung von CO2. Die Gesellschaft Deutscher Chemiker hält diese Methoden jedoch für zu ineffektiv und teuer und weist darauf hin, dass das effizienteste und über Millionen Jahre erprobte System zur CO2-Sequestrierung die terrestrische Biosphäre ist.

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Die Kosten zur verfahrenstechnischen Abtrennung von CO2 werden auf 18 bis 60 Euro pro Tonne und für Transport und Speicherung auf 10 bis 24 Euro pro Tonne geschätzt. Am Ende eines solchen Prozesses könnten lediglich rund ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen aus Kohlekraftwerken vermieden werden. Das sind etwa 1,8 Milliarden Tonnen CO2 jährlich. Das globale Potenzial der CO2-Sequestrierung über die Biosphäre wird gegenwärtig auf etwa 7 Milliarden Tonnen pro Jahr geschätzt. Jedoch schreitet die Entwaldung der Erde voran. Der dadurch erzielte „negative“ Beitrag beträgt etwa 5,9 Milliarden Tonnen pro Jahr.

Des weiteren breiten sich die Wüsten auf der Erde auf. Etwa 3,6 Milliarden Hektar, d. h. etwa 70 Prozent der Gesamtfläche der weltweit vorhandenen Trockenzonen bzw. fast ein Viertel der gesamten Landfläche der Erde, sind von der Desertifikation bedroht. Dabei könnten eine Rekultivierung, Aufforstung und verbesserte Anbaumethoden das globale CO2-Sequestrierungspotential auf mehr als 18 Milliarden Tonnen pro Jahr erhöhen – also ein Vielfaches dessen, was durch die verfahrenstechnische Sequestrierung erreicht würde.

Rechnet man die Kosten für Aufforstungen in semiariden Gebieten nur auf die dadurch langfristig in Form von Humus im Boden festgelegte Menge an Kohlendioxid um, so liegen diese mit rund einem Euro pro Tonne immer noch weit unter der Untergrenze von 28 Euro für den rein technischen Lösungsansatz. Mit einer solchen Strategie wäre zudem eine beträchtlich erhöhte Produktion von Biomasse verbunden, die zunehmend – und das wäre der entscheidende und qualitativ neue Aspekt – einen Übergang in eine Versorgung mit erneuerbaren Energieformen und damit eine steigende Reduktion der Produktion von CO2 aus fossilen Energieträgern ermöglichen würde. Zudem sei auf die künftig steigende Bedeutung und Nutzung von Biomasse als nachwachsender Rohstoff für die chemische Industrie hingewiesen.

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(Gesellschaft Deutscher Chemiker, 29.04.2004 – NPO)

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