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CO2-Fußabdruck: Köln vor Berlin

Forscher ermitteln Rangliste der Ballungsräume mit dem größten Klima-Fußabdruck

Köln ist die deutsche Stadt mit den größten CO2-Fußabdruck. Sie liegt unter den Top 500 auf Rang 31. © Simon Lukas/ iStock.com

Köln und Berlin sind dabei, London, Paris und New York, aber auch Seoul und Guangzhou: Sie alle gehören zu den Top 100 der Städte mit dem größten CO2-Fußabdruck weltweit. Zusammen sind diese 100 Städte immerhin für knapp 20 Prozent des gesamten globalen Kohlendioxidausstoßes verantwortlich, wie eine Studie enthüllt. Das unterstreiche die Bedeutung urbaner Regionen für den Klimawandel, aber zeige auch Ansatzstellen für den Kilmaschutz, so die Forscher im Fachmagazin „Environmental Research Letters“.

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten und Ballungsräumen, Tendenz steigend. Durch die Urbanisierung konzentrieren sich Wirtschaftskraft und Wohlstand vieler Länder in den städtischen Räumen, gleichzeitig aber sind sie auch für rund 70 Prozent des Weltenergiebedarfs und für besonders hohen Ressourcenverbrauch verantwortlich.

CO2-Fußabdruck von 13.000 Ballungsräumen

Welchen Anteil Städte weltweit am Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) haben, haben nun Daniel Moran von der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Trondheim und seine Kollegen ermittelt. Für ihre Studie entwickelten sie ein globales Modell, mit dem sie erstmals den CO2-Fußabdruck für 13.000 Ballungsräume weltweit ermittelten.

Für das Modell nutzten die Forscher nationale Daten zu Emissionen, Bevölkerungsverteilung, Einkommen und Konsum, um daraus Regionen mit besonders hohem CO2-Fußabdruck einzugrenzen. In mehreren Schritten rechneten die Wissenschaftler ihre Werte dann bis auf Städteebene herunter. „Unser Modell ermöglicht so einen groben Vergleich der CO2-Fußabdrücke von urbanen Regionen“, erklären Moran und seine Kollegen.

Die Top Ten der Ballungsräume in Bezug auf ihren CO2-Fußabdruck. © Moran et al. / Environmental Research Letters, CC-by-sa 4.0

New York und Seoul unter den Top Drei

Das Ergebnis ist eine Liste der 500 Ballungsräume mit dem größten CO2-Fußabdruck weltweit. Die Top Drei in absoluten Zahlen sind die Städte Seoul, Guangzhou und New York. Sie sind jeweils für einen direkten und indirekten CO2-Ausstoß von 233 bis 276 Megatonnen CO2 verantwortlich, wie die Forscher berichten. Ebenfalls unter den Top Ten sind Hongkong, Los Angeles, Schanghai, Chicago, Tokio, Singapur und Riad.

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Rechnet man den CO2-Fußabdruck auf die Einwohnerzahl um, dann liegen fast nur Ballungsräume in China, den Golfstaaten und den USA unter den ersten 100 der Liste. In ihnen ist der direkte und indirekte Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen deutlich höher als in den meisten anderen Ländern, wie die Forscher berichten.

Köln vor Berlin

Aber auch einige europäische und deutsche Städte liegen beim absoluten CO2-Fußabdruck relativ weit vorn in der Liste: London ist mit 98 Megatonnen CO2 auf Platz 16, Paris folgt mit 78 Megatonnen auf Platz 23. Spaniens Hauptstadt Madrid schafft es mit Platz 48 ebenfalls knapp unter den Top 50 der Klimasünder. Rechnet man allerdings den CO2-Fußabdruck in Pro-Kopf-Werte um, sind alle drei nicht unter den Top 300.

Die deutsche Stadt mit dem größten CO2-Fußabdruck ist – überraschenderweise – Köln. Sie liegt mit rund 69 Megatonnen CO2 immerhin auf Platz 31. Die deutsche Hauptstadt Berlin folgt dagegen erst auf Rang 64 mit einem CO2-Fußabdruck von 33 Megatonnen CO2. Deutlich weiter hinten – und schon außerhalb der Top 100 findet sich dagegen Hamburg: ihr CO2-Fußabdruck beträgt 19 Megatonnen CO2 – Rang 129.

Der CO2-Fußabdruck der Top 20 Städte ist bei einigen durch eine hohen Pro-Kopf-Wert geprägt, bei anderen wie Kairo und Jakarta dagegen vor allem durch die hohe Einwohnerzahl. © Moran et al. /citycarbonfootprints.info, CC-by-sa 4.0

Chance für den Klimaschutz

Nach Ansicht der Forscher demonstriert diese Liste, welch große Bedeutung Städte und ihre Bevölkerung für das Klima und den Klimaschutz haben. „Die Städte in den Top 100 unserer Liste sind zusammen für knapp 20 Prozent des gesamten globalen CO2-Fußabdrucks verantwortlich“, sagt Moran. Den größten Anteil daran haben seinen Angaben nach der Energieverbrauch, der Verkehr und die Gebäude. Das individuelle Verhalten und der persönliche Konsum der Stadtbewohner macht dagegen etwa ein Drittel des städtischen CO2-Fußabdrucks aus.

„Das aber bedeutet auch, dass eine konzertierte Aktion von einer relativ kleinen Zahl von Bürgermeistern und Lokalen Regierungen die nationalen CO2-Fußabdrücke schon signifikant reduzieren kann“, betont Moran. Dadurch, dass sich die Verantwortung für CO2-Emissionen in Städten und damit in kompakten, überschaubaren Räumen konzentriert, sei auch ein Gegensteuern einfacher. (Environmental Research Letters, 2018; doi: 10.1088/1748-9326/aac72a)

(Norwegian University of Science and Technology, 04.06.2018 – NPO)

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