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Klima

CO2-Ausstoß steigt ungebremst

Globale Treibhausgas-Emissionen werden 2018 um 2,7 Prozent höher liegen als im Vorjahr

Treibhausgas-Emissionen
Die globalen CO2-Emissionen haben 2018 weiter zugenommen. © Drbouz/iStock.com

Mehr statt weniger: Im Jahr 2018 wird der globale CO2-Ausstoß höher sein als je zuvor – das enthüllt die aktuelle Bilanz des Global Carbon Project. Demnach sind die weltweiten Treibhausgas-Emissionen in diesem Jahr um weitere 2,7 Prozent gegenüber 2017 angestiegen. Hauptursache ist ein weitgehend ungebremstes Wachstum bei den fossilen Energieträgern Erdöl und Erdgas. Auch die Kohlenutzung hat weltweit wieder zugenommen, wie die Forscher berichten.

Während auf dem Weltklimagipfel in Kattowitz noch über den Weg zu einem effektiveren Klimaschutz diskutiert wird, liefern Messdaten eine schlechte Nachricht nach der anderen. So liegen die CO2-Werte der Atmosphäre auf einem neuen Rekordhoch von 405,5 ppm und auch das Jahr 2018 wird wieder zu den wärmsten der Geschichte gehören, wie die World Meteorological Organisation (WMO) berichtete. 20 der letzten 22 Jahre haben damit nun neue Wärmerekorde gebrochen.

Die Emissionskurve geht weiter nach oben

Jetzt liefert das Global Carbon Project mit einer detaillierten Bilanz des globalen Treibhausgas-Ausstoßes im Jahr 2018 neue Hiobsbotschaften. Für ihre Studie haben die Forscher Emissionsdaten aller Länder weltweit ausgewertet und dabei auch aufgeschlüsselt, wie viele Emissionen aus welchen fossilen Brennstoffen stammen. Als zusätzlichen Faktor bezogen sie den Treibhausgas-Ausstoß durch Landnutzungsänderungen wie Waldrodungen und Landwirtschaft mit ein.

CO2-Emissionen bis 2018
Entwicklung der CO2-Emissionen inklusive der Schätzung für 2018. © Global Carbon Project

Das Ergebnis: Statt weniger zu werden oder zu stagnieren, steigt der CO2-Ausstoß der Menschheit in rasantem Tempo weiter an. Im Jahr 2018 werden die Emissionen um 2,7 Prozent höher liegen als noch 2017, wie die Forscher berichten. Damit zeichnet sich nach kurzem Abflauen zwischen 2014 und 2016 nun wieder eine beschleunigte Zunahme der Treibhausgas-Emissionen ab. Denn bereits 2017 waren die Emissionswerte um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Deutschland unter den Top-Ten der Emittenten

„Wir hatten gehofft, dass die Emissionen vor ein paar Jahren schon ihren Höhepunkt erreicht haben“, sagt Rob Jackson von der Stanford University. „Aber nach zwei Jahren des neuerlichen Wachstums war das wohl Wunschdenken.“ Stattdessen werden die CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen im Jahr 2018 den neuen Rekordwert von 37,1 Milliarden Tonnen erreichen. Dazu kommen weitere 4,5 Milliarden Tonnen CO2 aus nicht-fossilen Quellen wie Landnutzungsveränderungen.

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Die zehn größten CO2-Emittenten sind aktuell China, die USA, Indien, Russland, Japan, Deutschland, Iran, Saudi-Arabien, Südkorea und Kanada, wie die Forscher berichten. Dabei ist China allein für 27 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Auf die USA entfallen 15 Prozent der Emissionen und auf die EU rund zehn Prozent. Würde man sie als Land rechnen, läge sie auf Platz drei der Klimasünder-Liste.

Energiehunger und Verkehr als Hauptursache

Hauptursache für den Anstieg der CO2-Emissionen ist dem Bericht zufolge der steigende Energiehunger der Weltbevölkerung – und die Tatsache, dass dieser Bedarf noch immer vornehmlich mit fossilen Brennstoffen gedeckt wird. „Der globale Energiebedarf hängt das starke Wachstum bei erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz ab“, erklärt Jackson. „Es reicht nicht aus, dass die Erneuerbaren zunehmen, sie müssen die fossilen Brennstoffe ablösen.“

Doch das ist bisher kaum der Fall: In der EU ist dank der erneuerbaren Energien zwar die Kohle- und Gasnutzung leicht zurückgegangen. Dafür wird vor allem für den Fahrzeugverkehr und die Luftfahrt umso mehr Öl verbraucht. Ähnlich sieht es weltweit aus: Die Zahl der Fahrzeuge hat sich seit 2010 um vier Prozent erhöht, etwa im gleichen Zeitraum stieg der Kraftstoffverbrauch der kommerziellen Luftfahrt um 27 Prozent, wie die Forscher berichten.

CO2-Emissionen Deutschland
CO2-Emissionen Deutschlands aus verschiedenen Quellen. © Global Carbon Project

Renaissance der Kohle?

In vielen Industrieländern hat die Nutzung von Kohle zur Energieerzeugung in den letzten Jahren schon abgenommen. „In den USA und Kanada ist der Kohleverbrauch seit 2005 um jeweils 40 Prozent gesunken“, berichten Jackson und sein Team. Auch Großbritannien hat dank einer weitgehenden Umstellung auf Erdgas seine Emissionen aus der Kohleverbrennung substanziell reduziert. Nach Einschätzung der Forscher könnten die Briten bis 2025 den Ausstieg aus der Kohle schaffen.

Anders sieht es jedoch für viele Schwellenländer aus: „In Südostasien und Mittel- und Südamerika ist die Kohlenutzung in der letzten Dekade teilweise um drei Prozent pro Jahr angestiegen“, berichten die Wissenschaftler. Und auch China, das noch vor einigen Jahren seine Pläne für neue Kohlekraftwerke auf Eis legte, will einen Teil dieser Kraftwerke nun doch bauen. „China schiebt Kohleprojekte wieder an, die eigentlich gestrichen werden sollten“, sagt Jackson.

Ist eine Trendwende möglich?

Die neue Emissionsbilanz zeigt einmal mehr, dass die Welt weit davon entfernt ist, die selbstgesetzten Klimaschutzziele zu erreichen. „Der wachsende globale Energiebedarf lässt die Bemühungen zur Dekarbonisierung momentan weit hinter sich“, sagt Corinne Le Quéré von der University of East Anglia. Nach Schätzungen der Wissenschaftler könnten die CO2-Werte der Erdatmosphäre bis Ende 2018 dadurch auf einen weiteren Rekordwert von 407 ppm steigen.

Die nötige Trendwende beim CO2-Ausstoß wird jedoch erst dann kommen, wenn die Treibhausgas-Emissionen vom Wirtschaftswachstum und Energiehunger entkoppelt sind, so die Forscher. „Ein solches Wachstum mit weniger Emissionen ist möglich“, betont Le Quéré. Tatsächlich gebe es 19 Länder, darunter Dänemark, die Schweiz und auch Frankreich, denen dies im Laufe der letzten Dekade zumindest zeitweilig gelungen sei.

„Jedes Jahr der weitersteigenden Emissionen bringt Wirtschaften und Haushalte, Leben und Lebensgrundlagen in Gefahr“, warnen auch Christiana Figueres und weitere Klimaforscher in einem Kommentar im Fachmagazin „Nature“. „Und sie setzen uns noch jahrhundertelang den Folgen des Klimawandels aus.“ (Environmental Research Letters, 2018; doi: 10.1088/1748-9326/af303; Earth System Science Data, 2018; doi: 10.5194/essd-10-1-2018)

Quellen: Global Carbon Project, Nature, Stanford University, University of East Anglia

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