Die Zerstörung der indonesischen Regenwälder hat in der letzten Woche erneut einige Opfer unter den Bewohnern des Dschungels gefordert: Sechs Elefanten, darunter ein Kalb, sind bei ihren Streifzügen in der Provinz Riau auf der Insel Sumatra auf einer Plantage vergiftet worden. Der WWF fordert deshalb, dass vermehrt professionelle Elefanten-Schutzpatrouillen eingesetzt werden, um weitere Übergriffe auf die Tiere zu verhindern. Nach Angaben des WWF ist die Zahl der Elefanten in der Provinz Riau in den letzten sieben Jahren um die Hälfte auf nur noch etwa 350 Tiere gesunken.
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Menschen und Tiere machen sich auf Sumatra gegenseitig den Platz streitig, weil sich die Industrieproduktion für Holz, Zellstoff und Palmöl immer weiter in den Dschungel hineinfrisst. „Letztlich ziehen Elefanten, Tiger und die anderen Urwaldbewohner den Kürzeren, weil die Profitgier der großen Unternehmen den Wald vernichtet. Die Folge ist weiter, dass es Menschen gibt, die die Tiere aus purer Angst um ihre Ernten und um ihr eigenes Leben umbringen“, beschreibt Nina Griesshammer vom WWF die Situation in den von der Urwaldzerstörung besonders bedrohten Gebieten.
Pestizide und vergiftete Köder
Der einst flächendeckende indonesische Dschungel ist aufgrund des jahrzehntelangen Raubbaus zu wenigen kleinen Wald-Inseln verkümmert. Auf der Suche nach Nahrung dringen die letzten Sumatra-Elefanten immer weiter aus den schrumpfenden Urwäldern in Plantagen und Siedlungen vor – Konflikte mit den dort arbeitenden und lebenden Menschen sind quasi programmiert. Aus Angst vor den Eindringlingen werden große Mengen Pestizide versprüht oder vergiftete Köder ausgelegt.
Der WWF will solche Konflikte, die häufig sogar mit Waffengewalt geführt werden, entschärfen und erprobt dazu seit April 2004 im Regenwaldgebiet von Tesso Nilo ein spezielles Einsatzkommando: Dieser Schutzpatrouille von Tesso Nilo gehören gezähmte Elefanten an, die sich einst selbst in die nahe gelegenen Siedlungen und Plantagen rund um den Dschungel verirrten und in Gefangenschaft gerieten. Sie wurden darauf trainiert, ihre wilden Artgenossen von den Menschen fernzuhalten. Unterstützt werden sie von Elefantentreibern, die gemeinsam mit den tierischen „Bodyguards“ auf Streife gehen.
Wird ein Elefant in Plantagennähe entdeckt, machen sie sich mit Megaphonen und Schreckschüssen bemerkbar, um das Tier in die Wälder zurückzutreiben. Zurzeit versucht die Patrouille mit mehreren hundert Sicherheitskräften, eine 17 Elefanten große Herde zurückzudrängen, die in der Nähe eines Dorfes ihr Unwesen treibt. „Solche Aktionen kosten viel Zeit und Geld. Den Aufwand und den Stress für Menschen und Tiere könnte man sich sparen, wenn man den Elefanten einfach ihren Lebensraum ließe“, stellt Nina Griesshammer klar.
(WWF, 08.03.2006 – DLO)