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Geowissen

Bodenständig – wie lange noch?

Der 5. Dezember ist Internationaler Tag des Bodens

Querschnitt durch einen Oberboden © Missouri NRCS/USDA

Wir stehen drauf, er ernährt uns, und wir kümmern uns trotzdem wenig darum: Fruchtbarer Boden ist durch Erosion und Versiegelung gefährdet. Einmal verloren, ist er nur sehr langsam zurück gewonnen. Um ein jährliches Zeichen für die Bedeutung des Bodens zu setzen, hat die Internationale Bodenkundliche Union den 5. Dezember zum Internationalen Tag des Bodens erklärt. Auch in Deutschland rufen an diesem Tag Experten zu größerem Bewusstsein und sorgsamerem Umgang mit der wichtigen natürlichen Ressource auf.

Wir verschwenden selten einen Gedanken an den Boden unter unseren Füßen und nehmen ihn als selbstverständlich hin. Fast unauffällig versorgt der Boden unsere Nutzpflanzen mit Nährstoffen und Wasser, ist Lebensraum für unzählige Kleistlebewesen, und bleibt als eine der lebenswichtigen Ressourcen oftmals unerkannt. Durch diesen sorglosen Umgang wird die große Bedeutung des Bodens oft vernachlässigt. Dabei erfordern neun Zehntel aller Nahrungsmittel fruchtbaren Boden für die Produktion. Aber nur zwölf Prozent der Erdoberfläche sind landwirtschaftlich nutzbar, und dieser Anteil wird ständig kleiner.

Über hundert Fußballfelder Bodenverlust pro Tag

Die Bedrohungen des Bodens sind menschengemacht. Durch wachsende Städte und zunehmenden Straßenbau werden mehr und mehr Bodenflächen zubetoniert oder asphaltiert. Diese versiegelten Flächen sind praktisch tot. Allein in Deutschland gehen so täglich 74 Hektar verloren, eine Fläche so groß wie 103 Fußballfelder. Um diesen Verlust der wertvollen Ressource einzudämmen, soll dieser nach Plänen der Bundesregierung bis 2020 auf 30 Hektar am Tag gesenkt werden.

Aber auch die Landwirtschaft trägt zur Degradierung der Böden bei: Der Einsatz schwerer Maschinen presst den Boden zusammen, nimmt ihm die Luft und lässt ihn weniger Wasser speichern. In solchem Boden wachsen weniger Pflanzen, die ihn mit ihren Wurzeln zusammenhalten. Dadurch wird der Boden schnell durch Wind und Regen abgetragen. Dagegen dauert es rund 500 Jahre, bis zwei Zentimeter auf diese Art verlorenen Bodens erneuert sind. Und auch chemisch wird der Boden in Mitleidenschaft gezogen: Er wird durch ungeeignete Anbaumethoden ausgelaugt, mit Pestiziden vergiftet oder durch falsche Bewässerungsmaßnahmen versalzen.

„Die begrenzte und bedrohte Ressource Boden müssen wir nachhaltig gebrauchen und nicht verbrauchen“, fordert Rainer Baritz, Boden-Experte der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Nachhaltigkeit ist ein vielfach gefordertes Konzept in der Landwirtschaft. Immerhin wird beinah die Hälfte des Bodens in Deutschland landwirtschaftlich genutzt. Rein rechnerisch reicht diese Fläche aus, um etwa 33 Millionen Menschen zu ernähren. Etwa 60 Prozent davon entfallen jedoch auf die Futtermittelproduktion. Bei diesen Zahlen überrascht es nicht, dass drei Fünftel aller landwirtschaftlichen Produkte in Europa importiert werden müssen – von anderen, fruchtbaren Böden, die nicht weniger gefährdet sind.

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Kultur- und Naturböden sind gleichermaßen wichtig

Nicht nur für die Landwirtschaft, auch für die Natur sind gesunde Böden lebenswichtig. „Um die Biodiversität zu fördern und zu erhalten, sind Naturflächen von großer Bedeutung“, sagt Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Dazu sollen sich zum Beispiel Wald- und Feuchtgebiete ohne den Einfluss des Menschen entwickeln können. Naturschutzverbände und die DBU kümmern sich um solche Rückzugsräume für seltene Tiere und Pflanzen.

Hinzu kommt eine geradezu unglaubliche Artenvielfalt an wichtigen Mikroorganismen. Eine einzige Handvoll gesunden Bodens enthält mehr Lebewesen als Menschen auf der ganzen Erde leben. Bottermann mahnt daher: „Es ist dringend notwendig, sich die wichtige Funktion des Bodens als Lebensgrundlage und -raum bewusst zu machen, ihn mit entsprechenden Maßnahmen zu schützen und so für die nächsten Generationen zu erhalten.“

(DBU / BGR, 05.12.2013 – AKR)

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