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Umwelt

Biodiesel für Pauspapiere

Rapsölprodukte ersetzen Mineralöle

Biodiesel soll bei Pauspapier in Zukunft für die nötige Farbreaktion sorgen. Die Papierfabrik August Koehler AG testete mit Erfolg erstmals den teilweisen Ersatz bislang fossiler Öle durch Rapsölprodukte. Mit Unterstützung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) werden die Ergebnisse der Laborversuche jetzt im Großversuch industriell umgesetzt.

Ob Überweisung, Meldebogen oder im unerfreulichsten Fall Knöllchen, mit Selbstdurchschreibepapieren hat wohl jeder immer wieder zu tun. Dabei ist es längst nicht mehr das Kohlepapier von einst, das für den Abdruck des Originals auf einer oder mehreren Unterschichten sorgt. Der Durchschlag ist heute in der Regel das Resultat einer Reaktion zwischen unterschiedlichen Papierbeschichtungen.

Eine entscheidende Rolle spielen dabei Mikrokapseln auf der Blattunterseite des Originals. Die drei bis sechs Mikrometer großen Kügelchen sind in der Regel mit einem Löser- und einem Verdünneröl auf Mineralölbasis gefüllt. Wird das Formular ausgefüllt, sorgt der Druck des Stifts dafür, dass die Mikrokapseln zerplatzen. Im Löseröl enthaltene farblose, schwarz, rot, orange, grün oder blau reagierende Farbbildner werden freigesetzt und von der Ölmischung verteilt. Erst mit dem Farbentwickler auf dem Nehmerpapier können sie farbig reagieren und die Durchschrift kommt zustande.

Die guten Eigenschaften von Pflanzenölen und ihr verhältnismäßig geringer Preis führten schon früher dazu, dass Papierhersteller damit experimentierten. Da die Durchschriften jedoch von erheblich schlechterer Qualität waren, finden die Öle in der Praxis bislang kaum Verwendung.

Auf der Suche nach den richtigen Ölmischungen

Nikolaus Grainer von der Papierfabrik August Koehler AG wollte sich damit nicht abfinden. Er schlug der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) vor, Versuche mit Biodiesel durchzuführen und damit bessere Qualitäten zu erzielen. Bei erfolgreichem Abschluss des Vorhabens könnten europaweit mehrere Tausend Tonnen Mineralöle durch Biodiesel ersetzt werden, rechnete Grainer der FNR vor – ein Potenzial das eine Unterstützung des Projekts mit Bundesmitteln rechtfertigte.

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Seit Mai 2003 arbeitet Grainer im Labor daran, die richtigen Ölmischungen und technischen Einstellungen zu finden, um das Verfahren maschinell umsetzen zu können. Die Kapselöle sollen dabei zu möglichst großen Anteilen durch Biodiesel ersetzt werden. Kein einfaches Unterfangen bei der Vielzahl an Einflussfaktoren. Auch die Schriftfarbe beeinflusst die Biodieselmenge in der Kapsel: Während bei blauschreibenden Papieren relativ hohe Biodieselkonzentrationen möglich sind, kann bei schwarzen Durchschriften nur eine geringe Menge beigemischt werden. Da letztere jedoch am häufigsten benötigt werden und die Laborversuche gute Ergebnisse lieferten, ging Grainer im Dezember 2003 mit schwarzen Durchschreibepapieren an den Großversuch. In der Streichmaschine wurden dabei Kapseln mit der ermittelten Idealmischung auf das Papier aufgetragen.

Versuchspapiere funktionierten wie geplant

Rund 140 Tonnen Selbstdurchschreibepapiere wurden in zwei Werken der Papierfabrik August Koehler mit Biodiesel hergestellt. Einen Tag lang war ein leichter Frittengeruch zu erschnuppern, der bei der Produktion der Kapseln entsteht, am Produkt selbst jedoch nicht haften bleibt. Auch sonst ließ sich kein Unterschied zu bisherigen Papieren feststellen. Die Versuchspapiere funktionierten wie geplant und wichen auch in verschiedenen Klimatests und dem entscheidenden Offset- Bedruckbarkeitstest nicht vom Standard ab.

Die Papierfabrik wird die Papiere jetzt in ausgewählten Druckereien in das normale Tagesgeschäft einfliessen lassen und erhält so die Rückmeldung über irgendwelche Besonderheiten im Praxiseinsatz. „Wenn alles gut läuft und die Qualität stimmt, werden wir die Papiere in ein paar Monaten generell mit Biodiesel herstellen und ganz normal an die Druckereien weiterverkaufen“ plant Grainer. Dort erst werden die eigentlichen Formulare hergestellt, denen der Endkunde die ökologischen Qualitäten nicht anmerken wird. Denn sie sind im Rahmen des Vorhabens nur ein Argument, geht das Unternehmen doch davon aus, dass sich die Beschichtungskosten durch das Pflanzenölprodukt um etwa zehn Prozent reduzieren lassen.

(Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, 13.01.2004 – dlo)

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