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Gesellschaft

Bevölkerungswachstum macht Arme ärmer

Rasanter Bevölkerungszuwachs hält Entwicklungsländer in Armutsfalle gefangen

Mehr als eine Milliarde Jugendliche leben heute auf der Erde © Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)

Die Weltbevölkerung wächst im Sekundentakt. Bis 2050 wird die Menschheit von heute 6,5 Milliarden auf 9,2 Milliarden Menschen anwachsen, so die Schätzungen der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) anlässlich des diesjährigen Weltbevölkerungstages am 11. Juli. Besonders betroffen: Die ohnehin unter Armut leidenden Entwicklungsländer.

Die Weltbevölkerungsuhr der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) im Internet läuft ununterbrochen: Jede Sekunde zählt sie 2,6 Menschen hinzu. Der Zuwachs ergibt sich aus der Differenz der Zahl der Menschen, die tagtäglich auf der Erde geboren werden und sterben. Das sind 154 Menschen pro Minute, über 221.000 pro Tag und etwa 80 Millionen im Jahr. "Letzteres entspricht in etwa der Bevölkerung Deutschlands," erläutert Renate Bähr, stellvertretende DSW-Geschäftsführerin. "Die Uhr veranschaulicht vor allem eines: Durch die nach wie vor hohen Geburtenraten vor allem in den ärmsten Regionen der Erde wächst die Weltbevölkerung weiterhin rasant."

Rasantes Wachstum vor allem in Entwicklungsländern

Das schnelle Bevölkerungswachstum in vielen Entwicklungsländern wird in den kommenden Jahren den Druck auf die Gesundheits- und Bildungssysteme sowie die Ernährungslage erheblich erhöhen. "Vor allem in den ärmsten Länder, in denen die Grundbedürfnisse der meisten Menschen schon heute nicht befriedigt werden können, wächst die Bevölkerung nach wie vor rasant", so Bähr. "Wenn wir Armut und Hunger in diesen Ländern verringern wollen, müssen Familienplanung, Aufklärung und Gesundheit stärker gefördert werden." Eine hohe Altersstruktur und hohe Fruchtbarkeitsraten führen dazu, dass die Bevölkerung in den Entwicklungsländern weiterhin sehr viel stärker wächst als in den Industrieländern.

So sind die Bevölkerungszahlen von Äthiopien (77,4 Millionen) und Deutschland (82,5 Millionen) heute annähernd gleich. Deutschland wird jedoch bis 2050 um fast neun Prozent schrumpfen, während sich die Bevölkerung in Äthiopien im selben Zeitraum mehr als verdoppeln wird. Insgesamt wird die Weltbevölkerung bis zur Mitte des Jahrhunderts von heute 6,5 Milliarden auf voraussichtlich 9,2 Milliarden Menschen anwachsen. 98 Prozent dieses Wachstums entfallen auf die armen Regionen der Erde.

Hälfte der Weltbevölkerung unterhalb der Armutsgrenze

Weltweit leben 53 Prozent der Menschen von weniger als zwei Dollar pro Tag. In Afrika südlich der Sahara zählen drei Viertel der Bevölkerung zu den Armen. Hier ist auch das Bevölkerungswachstum am höchsten: Bis zum Jahre 2050 wird der schwarze Kontinent von heute 752 Millionen auf 1,7 Milliarden Menschen anwachsen. "Das sind eine Milliarde Menschen mehr, die versorgt und ernährt werden müssen", so Bähr. Die Kindersterblichkeit in Afrika ist heute 15-mal höher als in den Industrieländern. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 52 Jahren. Sie ist somit 24 Jahre niedriger als in den reichen Regionen der Erde.

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"Die Unterschiede in der Lebensqualität, bei der Gesundheitsversorgung und den Zukunftschancen zwischen armen und reichen Ländern werden sich in der Zukunft weiter verschärfen, wenn wir heute nicht wirksam eingreifen", warnt Bähr. In Ländern wie Uganda leben bereits heute 97 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Nur 52 Prozent der ländlichen Bevölkerung haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Bis 2050 wird sich die Bevölkerung Ugandas von 27,7 auf 130 Millionen mehr als vervierfachen. Nur 18 Prozent der verheirateten Frauen benutzen moderne Verhütungsmittel. Die Lebenserwartung in Uganda beträgt nur 48 Jahre. Die HIV-Infektionsrate liegt bei 7,1 Prozent.

"Wir können die Uhr zwar nicht anhalten, aber wir können den Takt ändern", so Bähr. "Mit Familienplanung und Gesundheitsmaßnahmen lässt sich das Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern wirksam verlangsamen. Nur so kann auch die Armutsbekämfpung in diesen Ländern erfolgreich sein."

Link: Die Bevölkerungsuhr im Internet.

(Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), 10.07.2006 – NPO)

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