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Bergbaumethode sagt Erdbeben voraus

Analyse von Vorbeben erlaubt Rückschluss auf Epizentrum zukünftiger Erdstöße

Erdbeben ereignen sich oft ohne jede Vorwarnung, eine ausreichend genaue Vorhersage ist bisher kaum möglich. Jetzt haben schwedische Wissenschaftler demonstriert, dass eine Methode, die ursprünglich zur Warnung vor Erdstößen, die durch Bergbaumaßnahmen ausgelöst werden, eingesetzt wurde, auch natürliche Beben vorhersagen könnte.

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Leif Persson, Wissenschaftler des schwedischen Verteidigungsministeriums hat gemeinsam mit Kollegen von der Universität Uppsala das Auftreten von Erdbeben in dem Gebiet um Sumatra, die Andamanen und den Nicobaren in den letzten fünf Jahren untersucht. „Wir wollten feststellen, ob die analytischen Werkzeuge, die wir nutzen, um vor Erschütterungen in Minen zu warnen, auch eingesetzt werden könnten, um Erdbeben vorherzusagen“, erklärt Persson.

In dem untersuchten Gebiet sind Erdbeben häufig, allein in den fünf letzten Jahren registrierten die Forscher 624. Die Spannung, die entsteht, wenn sich die hier aneinandergrenzenden kontinentalen Krustenplatten gegeneinander verschieben, entlädt sich meist in einer Reihe von kleineren Erdstößen, bevor ein großes Beben eintritt.

Und genau dies machten sich die Forscher zunutze: Sie untersuchten, wie sich die Aktivität der Erdkruste im Vorfeld großer Beben änderte und analysierten die Verteilung der Beben in Zeit und Raum in diesem Gebiet. Im Fokus stand dabei besonders der so genannte B-Wert – er beschreibt das Verhältnis von großen und kleinen Beben zueinander und erlaubt nach Ansicht der Wissenschaftler Rückschlüsse auf die Spannungsverhältnisse im Untergrund. Je kleiner der B-Wert, desto stärker die Zunahme der Spannungen in der Erdkruste und desto höher auch das Risiko für ein großes Beben, so jedenfalls die Hypothese der Wissenschaftler.

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Und tatsächlich bestätigten die Analysen ihre Theorie: „Wir entdeckten, dass alle größeren Erschütterungen deutlich in einer Zeitperspektive sichtbar waren“, erklärt Persson. „Der B-Wert sank vor den großen Beben drastisch ab.“

Um herauszufinden, ob sich mit dieser Methode möglicherweise auch das Epizentrum eines zukünftigen Bebens vorhersagen lässt, trugen die Forscher die B-Werte von jeweils 50 kleineren Beben in Karten ein und markierten, wo die B-Werte am niedrigsten lagen. Das Ergebnis war eindeutig: Genau dort, wo schon in den Vorbeben die Tiefpunkte der B-Werte lagen, ereignete sich später das große Beben.

“Mithilfe dieser Methode könnte größere Beben wie das, das den Tsunami ausgelöst hat, besser vorhergesagt werden, sowohl in zeitlicher als auch in räumlicher Hinsicht”, betont Persson. „Entsprechend groß ist das Interesse an unseren Ergebnissen in der Wissenschaftlergemeinschaft.“ Ob sich allerdings diese Methode tatsächlich bewährt, müssen weitere Untersuchungen und nicht zuletzt der Praxistest erst noch zeigen.

(Vetenskapsrådet (The Swedish Research Council), 13.09.2005 – NPO)

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