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Umwelt

Bayerischer Fluss mit Chemikalien verseucht

Krebserregende Industriesubstanzen in der Alz

Der bayerische Fluss Alz ist nach Greenpeace-Recherchen hochgradig mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien belastet. Eingeleitet werden die als krebserregend geltenden Perfluorierten Tenside (PFT) nach Angaben der Umweltorganisation aus dem Industriepark Werk Gendorf, der zum "Bayerischen Chemiedreieck" zählt. Die gestern veröffentlichten Analysen der Alz-Wasserproben zeigen die höchsten PFT-Werte auf, die jemals in deutschen Flüssen gemessen wurden, so Greenpeace.

Auch das Trinkwasser im Ort Gendorf weist Rückstände von PFT auf, die über dem vom Umweltbundesamt empfohlenen Grenzwert liegen. Die in den Inn mündende Alz ist ein beliebtes Ausflugsziel für Kajaksportler und Angler und fliesst kurz nach Gendorf durch ein Naturschutzgebiet.

"Hier wird einer der schönsten Flüsse Bayerns vergiftet. Die langlebige Chemikalie reichert sich zudem über Trinkwasser und Fische auch im menschlichem Blut und in der Muttermilch an", sagt Greenpeace-Sprecherin Corinna Hölzel. "Industriepark-Betreiber und Behörden müssen die Chemie-Einleitung stoppen. Weitere Untersuchungen zur Gesundheit der Werksarbeiter und zur Belastung von Trinkwasser, Fischen und Böden bei Gendorf müssen jetzt erfolgen."

In den bei Gendorf genommenen Wasserproben fand ein unabhängiges Labor zwischen 72 und 93 Mikrogramm pro Liter der Chemikalie PFOA (Perfluoroktansäure) aus der Gruppe der PFT. Der Rhein weist im Vergleich 10.000 mal niedrigere PFOA-Werte auf, sie liegen im unteren Nanogramm-Bereich (ng) pro Liter (zwei bis acht ng). Nur im Sauerland wurden im August 2006 ähnlich hohe PFOA-Werte wie in der Alz gemessen, als ein mit PFT verunreinigter Dünger Äcker und Flüsse verseuchte. Zur Aufklärung des Chemie-Skandals hat die NRW-Landesregierung laut Greenpeace sogar einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss eingesetzt.

Sorgfältigerer Umgang mit Chemikalien notwendig

Perfluorierte Chemikalien kommen in der Natur nicht vor. Sie werden wegen ihrer wasser- und fettabweisenden sowie hitzebeständigen Eigenschaften in der Textilindustrie und zum Herstellen von Teflon-Pfannen und Imprägnier-Sprays eingesetzt. Zwei Chemiefirmen in Gendorf, Clariant und Dyneon, arbeiten, so Greenpeace, mit Fluorchemikalien. Dyneon ist eine Tochterfirma des US-Chemiekonzerns 3M, der bis 2002 Marktführer für Perfluorverbindungen war. Nachdem die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von PFOA auf Werksarbeiter bekannt wurde, stieg 3M in der USA aus der Herstellung aus. Dyneon in Gendorf produziert weiterhin die Chemikalie.

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Einen sorgfältigeren Umgang mit Chemikalien will die Europäische Union mit dem Gesetz REACH (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) regeln. Der Fall Alz zeigt, wie dringend das ist, so Greenpeace. Doch in Brüssel ist umstritten, ob der Ersatz gefährlicher chemischer Stoffe – wie PFT – verbindlich vorgeschrieben wird.

(Greenpeace, 10.11.2006 – DLO)

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